Freiheitsmarsch in Amed: „Ihr könnt uns nicht aufhalten“

Kurdische Politiker:innen und Aktivist:innen in der Türkei fordern mit einem Freiheitsmarsch, Abdullah Öcalan als Verhandlungspartner für eine politische Lösung der kurdischen Frage anzuerkennen. In Amed waren Tausende Polizist:innen im Einsatz.

In Nordkurdistan findet seit dem 1. Februar der „Große Freiheitsmarsch“ der Parteien DBP und DEM zusammen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen für die Freilassung von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage statt. Die in Wan und Qers gestarteten Gruppen haben sich heute in Amed (tr. Diyarbakir) zusammengeschlossen und wurden von einer großen Menschenmenge mit Musik, Applaus, Parolen und kämpferischen Trillern begrüßt.

Die türkische Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und riegelte das Gebiet vor dem Einkaufszentrum Ceylanlar weiträumig ab. Als die Polizei die Demonstrant:innen aufzuhalten versuchte, hakten sich die anwesenden Abgeordneten der DEM und DBP in der ersten Reihe ein und wehrten sich gegen die Blockade. Der DBP-Vorsitzende Keskin Bayindir erklärte: „Dieser Marsch wird sein Ziel erreichen. Wir haben uns der Repression bis heute nicht gebeugt und werden es auch in Zukunft nicht tun. Unser Volk lässt sich von dieser repressiven Einschüchterungspolitik nicht aufhalten. Wir sind zu Tausenden hier.“

Aktivistinnen der Friedensmütter-Initiative gelang es, die Polizeiabsperrung zu durchbrechen und sich der Demonstration anzuschließen. Es wurde gesungen und immer wieder „Bijî berxwedana Imraliyê, Bijî berxwedana zindanan" (Es lebe der Widerstand auf Imrali, es lebe der Gefängniswiderstand) skandiert. Anwohner:innen applaudierten auf Balkonen und unterstützten die Demonstrant:innen mit Parolen.

Die Demonstration durch das Innenstadtviertel Ofis wurde trotz Tausender Polizist:innen bis in den Altstadtbezirk Sûr fortgesetzt. Auf dem vierstündigen Weg kam es immer wieder zu Behinderungen und Angriffen der Polizei, vor allem auf jugendliche Aktivist:innen. Am vierbeinigen Minarett in Sûr wurden zum Abschluss Tauben als Symbol des Friedens fliegen gelassen.

Der „Große Freiheitsmarsch“ fordert von Regierung und Staat, den PKK-Begründer Abdullah Öcalan als Verhandlungspartner für eine demokratische Lösung der kurdischen Frage anzuerkennen. Öcalan ist seit 25 Jahren auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftiert und wird seit März 2021 vollständig isoliert, auch sein Anwaltsteam und seine Angehörigen dürfen keinen Kontakt aufnehmen. Die letzte Station auf dem Freiheitsmarsch soll am 15. Februar Öcalans Geburtsdorf Amara in der Provinz Riha (Urfa) sein.