Folter bei martialischer Polizeioperation in Bismîl

Bei einer nächtlichen Operation von Sondereinsatzkräften in Bismîl sind Häuser durchsucht und mit einem Bagger aufgegraben worden. Ein Anwohner wurde mit einem Sack über dem Kopf stundenlang gefoltert und mit dem Tod bedroht.

In drei Wohnvierteln in Bismîl in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakir) hat am 6. April eine nächtliche Operation der türkischen Sicherheitskräfte stattgefunden. Wie die Nachrichtenagentur MA berichtet, sind jetzt genauere Informationen über die Operation bekannt geworden. Demnach wurden die drei Viertel Dicle, Dumlupınar und Haciya Kurda (Kürtmen Hacı) zwischen zwei Uhr nachts und acht Uhr morgens abgeriegelt. Drei Häuser wurden akribisch durchsucht. Im Haus und Garten von Ibrahim Halil Ercan in Dicle kam ein Schaufelbagger zum Einsatz, auch ein Stall wurde umgegraben. Das Haus stand seit kurzer Zeit wegen Renovierungsarbeiten leer. Ercan war deswegen bei Verwandten in Dumlupınar zu Gast. Auch dieses Haus wurde durchsucht, die Anwesenden wurden von Polizisten einer Sondereinheit beleidigt und misshandelt.

Nach der Durchsuchung des Hauses und der Umgebung wurde Ercan nach Dicle gebracht und auf dem Weg gefoltert. Ihm wurden die Augen verbunden und er wurde geschlagen, außerdem wurde ein Sack über seinen Kopf gezogen. Sein leerstehendes Haus war bereits in seiner Abwesenheit durchsucht worden, der Boden war aufgegraben. Bei seiner Ankunft wurde ihm Munition gezeigt, die die Polizei in einer Schublade in seinem Haus gefunden haben will. Ercan wurde mit dem Tod bedroht und aufgefordert zuzugeben, dass es sich um seine Munition handelt.

Im Anschluss wurde er auf die Polizeidirektion in Amed gebracht. Seine Festnahmedauer ist inzwischen verlängert worden. Nach Angaben seines Anwalts wurde er stundenlang gefoltert. Das belegt auch ein in Polizeigewahrsam aufgenommenes Foto, auf dem Schlagspuren im Gesicht zu erkennen sind. Sein Rechtsbeistand hat Anzeige gegen die beteiligten Polizisten gestellt. Vermutlich kommt Ibrahim Halil Ercan am Montag vor den Haftrichter.