DEM-Abgeordnete mit Pfefferspray attackiert
In der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) sind mehrere Menschen im Nachgang zu der Kundgebung „Freiheit für Frieden“ in Gewahrsam genommen worden. Das Organisationskomitee sprach von mindestens zwölf Festnahmen, zu denen es nach der Protestveranstaltung auf dem Bahnhofsplatz im zentralen Stadtteil Bajarê Nû (Yenişehir) kam. Mehrere Personen sollen zudem verletzt worden sein, darunter eine Parlamentsabgeordnete.
Zunächst wurde ein 15-Jähriger offenbar grundlos von türkischen Polizisten attackiert. Der Jugendliche soll sich nach der Kundgebung auf dem Weg nach Hause befunden haben, als er plötzlich angehalten wurde. Die DEM-Abgeordnete Sabahat Erdoğan Sarıtaş, die den Vorfall beobachtete, schilderte, dass die Beamten dem Jungen vorwarfen, Widerstand gegen die Polizei geleistet zu haben, und ihn von der Straße zerren wollten.

Die Politikerin und weitere Umstehende hätten gegen das Vorgehen protestiert und seien daraufhin mit Pfefferspray attackiert und leicht verletzt worden. Eine Aktivistin der Initiative der kurdischen Friedensmütter stürzte in dem Tumult zu Boden und zog sich Prellungen hinzu. Der Jugendliche wurde derweil von Polizisten auf den Boden geschleudert und über den Asphalt in ein Einsatzfahrzeug geschleift. Die Kamera der JinNews-Journalistin Rojda Aydın, die das Geschehen dokumentierte, wurde während des Übergriffs beschädigt.
Weitere Festnahmen gab es, als eine Gruppe Teilnehmender der Kundgebung unweit des Kongresszentrums ohne Angabe von Gründen in Gewahrsam genommen wurde. Auch wurde die Schwester des Journalisten Nazım Daştan nach der Veranstaltung von der Polizei abgeführt. Gülistan Daştan hatte auf der Kundgebung ein Foto ihres im vergangenen Dezember durch einen gezielten Drohnenangriff des türkischen Staates in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien getöteten Bruders mitgeführt. Das soll ihr offenbar als Terrorpropaganda ausgelegt werden.
Der Abtransport von Verletzten wurde von der Polizei aktiv behindert, indem Umstehende Richtung Ambulanz gedrängt wurden
Die „Freiheit für Frieden“-Kundgebung wurde von den Parteien DBP und DEM veranstaltet. Damit sollte der Forderung der kurdischen Bevölkerung nach Friedensverhandlungen zwischen dem PKK-Begründer Abdullah Öcalan und der türkischen Regierung und einem Prozess für die Lösung der kurdischen Frage Nachdruck verliehen werden. Nach Angaben der Veranstalterinnen beteiligten sich rund 20.000 Menschen an der Kundgebung.