Eziden in Şengal: Wir wollen hier keine Verräter

Nachdem sich die Bevölkerung in Şengal erfolgreich gegen den Einzug eines Landrats der PDK gewehrt hat, fand heute trotz Schikanen irakischer Sicherheitskräfte eine Protestkundgebung vor dem Landratsamt statt.

Der durch den Gouverneur von Mossul für Şengal eingesetzte Landrat Mehma Xelîl (PDK) war am Mittwoch bei dem Versuch in die Region zurückzukehren von der ezidischen Bevölkerung vertrieben worden. Die Protestierenden hatten die Straße abgeriegelt und Xelîl zur Umkehr gezwungen.

Heute fand erneut eine Demonstration statt. Zahlreiche Ezidinnen und Eziden zogen von Sinûne nach Şengal-Stadt, wo vor dem Landratsamt eine Kundgebung stattfand. Während der Demonstration versuchten irakische Sicherheitskräfte die Protestierenden zu stoppen. Die Ezid*innen durchbrachen die Absperrungen und erreichten Şengal über die Hauptstraße.

Anschließend trug Semîr Derwêş vor dem Landratsamt im Namen der Bevölkerung von Şengal eine Erklärung vor. Darin hieß es, dass die Rückkehr der Verräter, die das ezidische Volk während des Genozids vom 3. August 2014 schutzlos auslieferten und dafür verantwortlich seien, dass Şengal in die Hände des sogenannten Islamischen Staates (IS) geriet, nicht in der Region gewünscht werden.

Dabei wurden folgende Forderungen an die irakische Regierung vorgebracht:

-„Wir wollen die PDK, die die ehemalige Verwaltung von Şengal stellte, nicht hier haben. Sie haben uns verraten und uns im Stich gelassen.

-Wir fordern die Wahl einer neuen Verwaltung. Dazu wollen wir unsere eigenen Kandidat*innen vorschlagen.

-Sollten unsere Forderungen nicht respektiert werden, werden wir unsere Aktionen fortsetzen.“

Fehed Hamid, aktueller Abwesenheitsvertreter des Landrats, erklärte seine Unterstützung für die Forderungen aus der Bevölkerung: „Seit 2003 verhindert die PDK, dass Vertreter anderer Parteien dieses Amt wahrnehmen. Aus diesem Grund besteht das Recht des Volkes, ihren Kandidaten selbst zu bestimmen.“