Die kurdische Guerilla hat in den letzten Monaten mehrere Offensiven gegen die türkischen Besatzungstruppen in Südkurdistan (Nordirak) durchgeführt, zuletzt wurde in der Zap-Region ein Basislager im Widerstandsgebiet Girê Cûdî gestürmt und der zuvor besetzte Gipfel zurückerobert. Bei den groß angelegten Angriffen ist eine dreistellige Zahl an Soldaten um Leben gekommen. Allein die nach dem gefallenen Kämpfer Helmet aus Dêreluk benannte Operation am 12. Januar im Widerstandsgebiet Girê Amêdî führte zum Tod von mehr als 60 Militärs. Die Türkei gesteht nur einen Bruchteil ihrer Verluste ein und verschleiert die tatsächliche Zahl der getöteten Soldaten. Das Onlineportal Gerîla TV hat kürzlich eine siebzigminütige Videodokumentation der Operation veröffentlicht.
Die Guerillakämpferin Pelşîn von den Verbänden freier Frauen (YJA Star) hat an der Operation teilgenommen und hinterher von der Angst der Soldaten und ihren gefallenen Genossen Serxwebûn und Rizgar erzählt.
Über den Zweck und den Ablauf der Aktion berichtete Pelşîn: „Die revolutionäre Operation, die wir im Namen von Şehîd Helmet Dêreluk durchgeführt haben, war eine Racheaktion. Wir haben diese Aktion Rêber Apo, unserem Volk und allen gefallenen Freundinnen und Freunden gewidmet. Sie hat im Winter unter schwierigen Bedingungen stattgefunden. Schwierige Umstände stellen für uns jedoch kein Hindernis dar. Wir kämpfen mit Kraft, die wir von Rêber Apo bekommen, und aus diesem Grund lassen wir keine Hindernisse gelten. Die türkischen Soldaten wussten bei der Operation vor Angst nicht mehr, was sie tun sollten. Sie waren völlig durcheinander, es war ein harter Schlag für den Feind. Der türkische Staat kann vielleicht Kraft von Amerika bekommen und sich selbst täuschen, aber wir bekommen unsere Kraft von Rêber Apo und unserem Volk und kämpfen damit. Unsere eingeleitete Offensive geht ununterbrochen weiter. Wir werden unsere Aktionen fortsetzen, bis sich die Tore von Imrali öffnen und unser Land von den Besatzern befreit ist.
Die Operation haben wir mit großer Aufregung begonnen. Wir sind in die feindlichen Stellungen eingedrungen und zum Angriff übergegangen, bevor die Besatzer uns bemerkten. In jedem Augenblick auf diesem Gipfel haben wir an unsere gefallenen Genoss:innen gedacht. Der türkische Staat macht in der ganzen Welt Propaganda mit seiner starken Armee, aber wir haben mit eigenen Augen gesehen, dass die Soldaten des Feindes nicht kämpfen können. Sie sind in große Panik geraten und wussten nicht, in welche Richtung sie fliehen sollen. Die Türkei verfügt über die zweitgrößte NATO-Armee und der Staat brüstet sich 24 Stunden am Tag damit, aber die Soldaten konnten sich nicht verteidigen. Im Kriegsgebiet hat sich ein weiteres Mal gezeigt, wer kämpfen kann und wer nicht. Es ist nicht so einfach, in Kurdistan einzudringen und zu bleiben.“
Wir werden unseren Freiheitskampf niemals aufgeben
Die HPG-Kämpfer Serxwebûn Serhed und Rizgar Çavreş bildeten die Vorhut der Guerillaoperation gegen die türkischen Besatzungstruppen am Girê Amêdî und sind dabei ums Leben gekommen. Pelşîn sagte über sie: „Ich bin sehr glücklich, Weggefährten wie Rizgar und Serxwebûn zu haben. Mit solchen Genossen Schulter an Schulter zu kämpfen, ist ein großes Glück. Ich kannte Heval Serxwebûn noch nicht lange, aber er hatte eine so klare Persönlichkeit, dass innerhalb kurzer Zeit deutlich wurde, was für ein Mensch er war. Sein Traum war ein freies Leben mit Rêber Apo in Kurdistan. Er war seinen Genoss:innen sehr verbunden und kümmerte sich um alle. Er repräsentierte die apoistische Philosophie und Ideologie. Mit seiner opferbereiten Haltung hat er ein großes Widerstandserbe hinterlassen.
Heval Rizgar hat mit demselben Widerstandsgeist eine wichtige Rolle und Mission im Kampf übernommen. Im Krieg leistete er vorbehaltlos Widerstand gegen den Feind. Wenn er an deiner Seite war, gab er dir das Gefühl, dass eine ganze Armee hinter dir steht. Er gab uns Kraft und Moral. Seine jugendliche Energie hat alle angesteckt. Um unseren Gefallenen gerecht werden zu können, werden wir kämpfen. Solange es in diesem Land Helden wie Serxwebûn und Rizgar gibt, werden wir unseren Freiheitskampf niemals aufgeben.“