HPG: Serxwebûn und Rizgar machten das Unmögliche möglich

Serxwebûn Serhed und Rizgar Çavreş sind in der Zap-Region im Süden Kurdistans gefallen. Die HPG-Kämpfer bildeten die Vorhut der revolutionären Guerillaoperation gegen die türkischen Besatzungstruppen am vergangenen Freitag.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat Angaben zur Identität der gefallenen Guerillakämpfer Serxwebûn und Rizgar veröffentlicht. Die beiden HPG-Kämpfer sind vergangenen Freitag bei der „Şehîd Helmet Dêreluk“-Operation gegen die türkischen Besatzungstruppen im Widerstandsgebiet Girê Amêdî in der Zap-Region im Süden Kurdistans ums Leben gekommen. Von ihrem Tod hatten die HPG bereits am 14. Januar berichtet, allerdings nur die Vornamen angegeben.

Die HPG betonen, dass die Operation, bei der die türkische Armee hohe Verluste erlitten hat, die Kampflinie für das laufende Jahr bestimmt hat. Serxwebûn und Rizgar hätten alle Schwierigkeiten überwunden und das Unmögliche möglich gemacht und damit den Besatzern einen harten Schlag versetzt. Ihre Praxis habe bewiesen, dass ein Leben nach apoistischen Maßstäben, militärische Disziplin, revolutionäre Ernsthaftigkeit, Opferbereitschaft und Zielstrebigkeit der Schlüssel zum Erfolgt sei, so die HPG: „Die Familien unserer Weggefährten Serxwebûn und Rizgar und das kurdische Volk können unendlich stolz auf sie sein. Sie haben opferbereit und vorbehaltlos gekämpft und sind als Helden gefallen, damit ihr Volk in einem freien Land leben kann.“

Zur Identität der Gefallenen machen die HPG folgende Angaben:
 

Codename: Serxwebûn Serhed
Vor- und Nachname: Sefa Altunay
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Mecbure – Mehmet Ali
Todestag und -ort: 12. Januar 2024 / Zap

 

Codename: Rizgar Çavreş
Vor- und Nachname: Ronîcan Hemo
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Hamide – Osman
Todestag und -ort: 12. Januar 2024 / Zap

 
Serxwebûn Serhed

Serxwebûn Serhed gehörte zum Stamm der Heyderan und war Nachkomme von Kor Husên Pascha, der im Zuge des Agirî-Aufstands von 1930 hinterhältig ermordet wurde. Seine Familie steht der kurdischen Befreiungsbewegung nahe, und viele seiner Verwandten schlossen sich dem bewaffneten Widerstand an. Serxwebûn Serhed kam im Dorf Kosa in Agirî zur Welt und wuchs mit der kurdischen Kultur auf. Seine Großmutter erzählte ihm als Kind von den kurdischen Aufständen und dem brutalen Massaker an den Menschen im Zîlan-Tal. Nach der Grundschule musste er das Dorf für seine weitere Schullaufbahn verlassen und erlebte in staatlichen Internaten in Agirî, Bursa und Ankara, wie er als junger Kurde mit perfiden Methoden assimiliert werden sollte. Während seines Studiums in Bedlîs wurde er in der kurdischen Jugendbewegung aktiv, 2009 kam sein Cousin Jêhat Serhat im Befreiungskampf ums Leben. Serxwebûn begann daraufhin, die Guerilla als Milizionär zu unterstützen. 2014 schloss er sich in Serhed der Guerilla an.


Seine Ausbildung zum Guerillakämpfer fand unter den schwierigen Bedingungen im Norden Kurdistans statt. Nach einer erfolgreichen Praxis am Berg Tendûrek kam er nach Avaşîn in den Medya-Verteidigungsgebieten, wo er sich auf seine ideologische Bildung konzentrierte und seine bisherigen Erfahrungen an seine Mitkämpfer:innen weitergab. 2018 ging er nach Heftanîn und wurde bei einem feindlichen Angriff verwundet. Für seine Behandlung war er eine Zeitlang außerhalb des Praxisgebiets, was für ihn schwer auszuhalten war. Er wollte immer aktiv sein, weiterkommen und an vorderster Front kämpfen. Als sein Verwandter Serxwebûn Jêhat (Sinan Serhat) 2020 ums Leben kam, wuchs sein dringender Wunsch, die Gefallenen zu rächen. Zuletzt kämpfte Serxwebûn in der westlichen Zap-Region gegen die türkischen Besatzungstruppen. Bei der Operation am Girê Amêdî bildete er zusammen mit Rizgar Çavreş die Vorhut und trug maßgeblich zum erfolgreichen Ablauf der Aktion bei.

Rizgar Çavreş

Rizgar Çavreş ist in Kobanê geboren und kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind. Durch die Rojava-Revolution von 2012 setzte er sich intensiver mit den Gedanken von Abdullah Öcalan und der PKK-Ideologie auseinander. Er fühlte sich für die Verteidigung der Revolution verantwortlich und beteiligte sich lange Zeit am Widerstand gegen die Angriffe des türkischen Staates und seiner dschihadistischen Banden im Nordosten Syriens. Weil diese Angriffe nie aufhörten, gelangte er zu der Überzeugung, dass ein freies und selbstbestimmtes Leben für das kurdische Volk und die anderen Bevölkerungsgruppen im Nahen Osten nur möglich ist, wenn das faschistische türkische Regime besiegt wird. Dafür war ein ununterbrochener revolutionärer Kampf notwendig, und den ermöglichte ihm die PKK-Guerilla.


Rizgar ging in die Berge, um sich der Guerilla anzuschließen. Von einem Leben als Freiheitskämpfer hatte er als Kind geträumt, jetzt machte er diesen Traum wahr. Sein Weg in die Berge war ein bewusster Schritt und ihm fiel die Eingewöhnung nicht schwer. Aufgrund seiner bisherigen organisatorischen und militärischen Erfahrungen bewegte er sich schnell wie ein Kämpfer, der seit Jahren bei der Guerilla ist. Der Grundsatz „Wenn du leben willst, dann lebe in Freiheit“ wurde zu einem Lebensprinzip, für das er begeistert eintrat und große Anstrengungen unternahm. In mehreren Lehrgängen professionalisierte er seine militärischen Fähigkeiten als Sniper und im Gebrauch schwerer Waffen. Auf eigenen beharrlichen Wunsch ging er anschließend ins Kriegsgebiet westlich des Zap und übernahm verschiedene Aufgaben, die er zielstrebig und mit großer Geduld und Sorgfalt ausführte. Dabei ging es unter anderem darum, feindliche Angriffe ohne Verluste abzuwehren. Er kämpfte bis zuletzt mutig und opferbereit und in enger Verbundenheit mit seinen Genossinnen und Genossen.