Die türkische Luftwaffe hat erneut die Kurdistan-Region Irak (KRI) bombardiert. Bei dem Angriff am Sonntag im Gouvernement Dihok wurde ein Zivilist getötet, wie lokale Behörden bestätigten. Mindestens eine weitere Person wurde verletzt. Der Mann wird in einem örtlichen Krankenhaus behandelt, sein Zustand ist kritisch.
Der Luftschlag ereignete sich um etwa 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit in der Gemeinde Çemankê, die südlich von Amêdî in der Region Gare liegt. Türkische Kampfjets erfassten das Fahrzeug, in dem sich die beiden Männer aus dem Dorf Xelata (auch Xaletan) befanden. Die Identität des Getöteten wurde mit Alan Ismail angegeben. Er soll Mitte 20 sein und erst kürzlich geheiratet haben.
Aus dem Umfeld der Angriffsopfer hieß es, dass Ismail und sein Begleiter Haşim Ş. geplant hatten, ihre Anbauflächen im Ort Bilindbasa zu betreuen, als ihr Auto auf dem Weg dorthin von Kampfflugzeugen bombardiert wurde. Die Gegend ist nicht als Sperrgebiet ausgewiesen, sondern ist ein ländliches Wohngebiet. Bei hohen Temperaturen von etwa 40 Grad, wie sie derzeit in weiten Teilen der KRI herrschen, halten sich dort überdurchschnittlich viele Menschen im Freien auf.
Früher am Tag hatte es in der KRI bereits einen Drohnenangriff der Türkei gegeben. Der Anschlag fand im Dorf Çinarto bei Çemçemal westlich der Metropole Silêmanî statt. Durch die Bombardierung brach ein Feuer aus, das noch nicht vollständig gelöscht worden ist. Unbestätigten Angaben zufolge sollen bei dem Angriff zwei Menschen ums Leben gekommen sein. Ob es sich um Zivilpersonen oder Angehörige von Guerillaorganisationen handelt, ist weiter unklar.
Ignorierter Drohnenkrieg gegen Kurdistan
Die türkische Luftwaffe bombardiert das Nachbarland Irak regelmäßig. Seit den 1990er Jahren finden Militäroperationen gegen die Guerilla der PKK in den Bergen der autonomen Region Kurdistan statt. In den letzten Jahren werden Drohnen auch außerhalb der Guerillagebiete für gezielte Anschläge eingesetzt. Zuletzt wurde am 28. Juli ein Auto in der Şarbajêr-Region nördlich von Silêmanî von einer Drohne angegriffen. Tödliche Drohnenangriffe auf irakischem Territorium finden auch im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal und im selbstverwalteten Flüchtlingscamp Mexmûr statt. In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sind innerhalb einer Woche acht Menschen durch türkische Killerdrohnen getötet worden. Die Angriffe richten sich gegen die Zivilbevölkerung und Freiheitskämpfer:innen.