YPG: Türkei rächt Niederlage des IS mit Angriffen auf seine Bezwinger

Die am Donnerstag bei einem türkischen Drohnenangriff in Nordostsyrien getöteten Kämpfer gehörten seit vielen Jahren den YPG an und waren am militärischen Sieg über den IS beteiligt. Der Verband hat ihre vollständigen Identitäten veröffentlicht.

Die Generalkommandantur der Volksverteidigungseinheiten (YPG) hat die vollständigen Identitäten der vier Kämpfer veröffentlicht, die am Donnerstag bei einem Drohnenangriff des türkischen Staates in Qamişlo ums Leben gekommen sind. Die Gefallenen gehörten den YPG an, die das Rückgrat der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) bilden. Der Verband wirft der Türkei vor, den militärischen Sieg über die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) mit Angriffen auf seine Kräfte zu rächen. In einer am Samstag veröffentlichten Erklärung heißt es:

„Der türkische Besatzerstaat, der seine Angriffe gegen Nord- und Ostsyrien unvermindert fortsetzt, will durch die Bombardierung unserer Dörfer und Städte den Frieden und die Stabilität in der Region untergraben. Unter Ausnutzung des Schweigens der internationalen Gemeinschaft und lokaler Akteure hat die Türkei am 3. August, dem neunten Jahrestag des Beginns des Völkermords in Şengal, im Dorf Hirmeşêxo im Kanton Qamişlo einen niederträchtigen Angriff auf ein Fahrzeug mit sechs unserer Kommandanten und Kämpfer verübt. Unsere Kameraden Diyar, Garzan, Hîwa und Orhan schlossen sich in der Folge der Karawane der Gefallenen an.

Mit Anschlägen wie diesen übt der türkische Besatzungsstaat Rache für die Terrorbanden des IS, die angesichts des Widerstands unserer selbstlosen Kämpferinnen und Kämpfer in Şengal besiegt wurden. Unsere vier Freunde, die durch den Angriff in Qamişlo ihr Leben ließen, haben viele Jahre lang mit Mut und in großer Opferbereitschaft unsere Region gegen jegliche Art von Angriffen verteidigt, die von Terrorbanden wie der sogenannten FSA, Al-Nusra und dem IS verübt wurden. Insbesondere im Krieg gegen den IS in den Jahren zwischen 2014 und 2019 waren sie unermüdlich im Einsatz. Insofern werden das Wirken und die Opfer dieser Freunde niemals vergessen werden und das Gedenken an sie in unserem Kampf ewig währen. In diesem Sinne sprechen wir den Familien unserer gefallenen Freunde und allen patriotischen Menschen in Nord- und Ostsyrien unser Beileid aus. Wir bekräftigen unser Versprechen, dass wir den Idealen unserer Kameraden folgen und Vergeltung für ihren Tod üben werden.“

Zu den Identitäten der Gefallenen machen die YPG folgende Angaben:

                           

Codename: Diyar Şoreş

Vor- und Nachname: Diyar Xelîl

Name der Mutter: Narîman

Name des Vaters: Cuma

Todesort und -tag: Qamişlo / 3. August 2023

 

 

Codename: Garzan Qamişlo

Vor- und Nachname: Berzan Şêxmûs

Name der Mutter: Leyla

Name des Vaters: Mustafa

Todesort und -tag: Qamişlo / 3. August 2023

 

 

Codename: Hîwa Qamişlo

Vor- und Nachname: Ehmed Simo

Name der Mutter: Gulê

Name des Vaters: Fadil

Todesort und -tag: Qamişlo / 3. August 2023

 

 

Codename: Orhan Qamişlo

Vor- und Nachname: Aram Îbrahim

Name der Mutter: Şêxa

Name des Vaters: Mihemed

Todesort und -tag: Qamişlo / 3. August 2023

 

Diyar Şoreş

Diyar Şoreş stammte aus Qamişlo und wirkte seit dem Aufkommen der Revolution von Rojava im Jahr 2011 an der Verteidigung der Region mit. Er gehörte zu den ersten Kämpfern, die sich den YPG beziehungsweise ihrer Vorgängerorganisation anschlossen. Im Widerstand gegen die Al-Nusra-Front, die der syrische Ableger des internationalen Terrornetzwerks Al-Qaida war, war er 2013 an den Fronten von Til Elo in Girkê Legê und Serêkaniyê (Ras al-Ain) im Einsatz, außerdem beteiligte er sich an den YPG-Operationen in Til Hemîs und Til Birak. Im Zuge des IS-Überfalls auf Şengal kämpfte er zunächst noch in Cezaa (Jaza), das nahe der irakischen Grenze gegenüber des ezidischen Hauptsiedlungsgebietes liegt. Im weiteren Verlauf zog er an die Şengal-Front, wo er aktiv bei der Befreiung der Ezidinnen und Eziden mitwirkte. Nach seiner Rückkehr nach Nord- und Ostsyrien beteiligte er sich auf der Ebene eines Kommandanten an den Anti-IS-Offensiven in Şedadê, Silûk, Til Temir, Hesekê, Minbic und Deir ez-Zor.

Garzan Qamişlo

Garzan Qamişlo gehörte seit 2013 den YPG an. Erste praktische Erfahren im bewaffneten Widerstand gegen den islamistischen Terror machte der aus Qamişlo stammende Kämpfer während der Befreiungsoffensive in Til Birak im Jahr 2014. Er gehörte zu den Verteidigern von Til Marûf und Şedadê und war auch in der Schlacht um Minbic an vorderster Front im Einsatz. Nach 2016 spezialisierte er sich auf militärische Fachdisziplinen.

Hîwa Qamişlo

Hîwa Qamişlo wurde als Sohn einer kurdischen Familie in Raqqa geboren. 2013 verließ die Familie die Stadt unter dem Eindruck des Terrors von Al-Nusra und dem IS und ließ sich in Qamişlo nieder. Nur ein Jahr später schloss sich Hîwa Qamişlo den YPG an. Von Til Hemîs und Hesekê über Serêkaniyê, Girê Spî und Tişrîn bis nach Minbic, Raqqa, Tabqa und Deir ez-Zor beteiligte er sich an allen Befreiungsoffensiven gegen den IS.

Orhan Qamişlo

Orhan Qamişlo nahm ebenfalls den Nom de Guerre seiner Geburtsstadt an. Er gehörte den Verteidigungskräften von Rojava seit Beginn der Revolution an und war von Serêkaniyê bis Deir ez-Zor bei diversen Operationen im Einsatz. Im Kampf um Til Temir im Jahr 2015 wurde er erstmals verletzt, bei der Befreiungsoffensive auf Raqqa verlor er mehrere Körperteile. Seinen Widerstand setzte er seitdem als Kriegsversehrter fort.