Dutzende Soldaten bei revolutionärer Guerillaoperation getötet

Die kurdische Guerilla reagiert mit einer revolutionären Operation auf die türkische Besatzungsoffensive im Widerstandsgebiet Girê Cûdî. In den ersten 24 Stunden wurden nach HPG-Angaben 31 Soldaten getötet, weitere sind verletzt.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben sich in einer ausführlichen Bilanz zum aktuellen Kriegsgeschehen im südlichen Kurdistan geäußert und den Beginn einer revolutionären Guerillaoperation gegen die türkische Besatzungsoffensive in der Zap-Region verkündet. Einleitend heißt es zu der am gestrigen Mittwoch gestarteten Operation:

„Die Freiheitsguerilla Kurdistans, die ihren Marsch mit dem ersten Schuss begann, der am 15. August 1984 von unserem legendären Kommandanten Egîd (Mahsum Korkmaz) abgefeuert wurde, befindet sich seit nunmehr 39 Jahren in einem ungebrochenen Kampf. Es ist diese Guerilla, die der Wegbereiter des Befreiungskampfes ist, der Egîd folgend mit apoistischem Geist und auf der Linie der Gefallenen unter hohen Opfern ausgetragen wird. Mit diesem Bewusstsein, einem tiefen Glauben, Entschlossenheit und Beharrlichkeit haben wir der türkischen Besatzerarmee wenige Tage vor dem Jahrestag unserer Auferstehung eine historische Lektion erteilt.“

Von insgesamt 44 Angriffen gegen Besatzungstruppen, die am Mittwoch über den gesamten Tag sowie in der Nacht zu Donnerstag am Girê Cûdî stattgefunden haben, berichten die HPG in ihrer Erklärung. Dabei wurden mindestens 31 Soldaten getötet und weitere verletzt. Ein türkischer Militär kam im Rahmen einer von der Operation unabhängigen Aktion in Xakurke ums Leben. Zu den Details teilen die HPG mit, dass die Aktionen auf der Grundlage einer Vielzahl von kreativer Taktiken wie Überfällen, Hinterhalt, Infiltrationen, Sabotagen, Attentaten und dem Einsatz schwerer Waffen durchgeführt wurden. „Unsere mobilen Teams und die Spezialeinheiten in Tunnelanlagen setzten die Taktik und den Stil der modernen Guerilla harmonisch und koordiniert ein und ergänzten sich gegenseitig“, erklären die HPG. Eigene Verluste gab es dabei den Angaben nach nicht.

Şehîd-Delîl-Front

Das Widerstandsgebiet Girê Cûdî befindet sich an der Şehîd-Delîl-Front im westlichen Abschnitt der Zap-Region, aus dem sich die türkische Armee im vergangenen Winter nach schweren Verlusten zurückziehen musste. Die meisten Aktionen bei der Operation wurden dort ausgeführt. Nähere Einzelheiten lassen sich aus einer Übersicht entnehmen:

9. August

- Um 8.40, 10.00 und 13.40 Uhr nahmen Kämpferinnen der Verbände freier Frauen (YJA Star) sich im Gelände bewegende Besatzungstruppen mit schweren Waffen ins Visier. Bei den Aktionen wurde ein Soldat getötet.

 - Um etwa 10.00 Uhr wurde ein Vormarsch auf den Girê Cûdî mit einer Angriffsaktion gestoppt. Dabei wurden Handgranaten und leichte Waffen verwendet. Der Tod von neun Soldaten wurde sicher festgestellt, sieben weitere sind verletzt worden. Bei ihrem Rückzug wurden die türkischen Trupps erneut unter Feuer genommen. Hierbei kamen zwei weitere Besatzer ums Leben.

- Um 12.20 Uhr wurde ein Soldat, der ein Maschinengewehr bediente, von einer Scharfschützin erschossen. Weitere drei Militärs, die in Reaktion auf die Aktion ins offene Gelände flüchteten, wurden ebenfalls von Snipern der YJA Star erfasst und tödlich getroffen.

- Gegen 13.30 Uhr wurde eine Sabotageaktion gegen Verstärkungstruppen verübt, die kurz zuvor in der Region eintrafen. Auch hier war es die autonome Frauenguerilla, die im Einsatz gegen die Besatzer war. Zwei von ihnen wurden im Zuge der Explosion getötet.

- Gegen 14.00 Uhr wurde eine Drohne über dem Girê Cûdî mittels Sniper-Taktik abgeschossen. Die Scharfschützinnen der YJA Star waren zeitgleich auch an anderer Stelle im Einsatz: Zwei Soldaten wurden gezielt erschossen.

- Um etwa 15.20 Uhr wurde ein weiterer Vormarschversuch der Invasionstruppen durch den Einsatz mittelschwerer Waffen gestoppt.

- Gegen 18.30 Uhr ist ein Soldat bei einer weiteren Sniper-Aktion getötet worden.

- Um 20.00 Uhr wurde ein Transporthubschrauber erfasst, der Luftlandetruppen absetzen wollte. Die Guerilla nahm die Maschine insgesamt neun Mal unter Feuer und erzwang ein Beidrehen.

- Zwischen 21.40 und Mitternacht ging die Guerilla weitere fünfzehn Mal gegen die türkische Armee vor. Bei den Aktionen wurden leichte, mittelschwere und schwere Waffen eingesetzt. Die HPG dokumentierten den Tod von drei Militärs.

10. August

- Um 1.20 Uhr fand die nächste Guerillasabotage statt, zwei Soldaten wurden getötet. Keine zehn Minuten später wurde eine Gruppe Besatzer mit schwerem Kriegsgerät unter Beschuss gesetzt.

- Gegen 2.20 Uhr infiltrierte die Guerilla ein Lager der türkischen Soldaten, zum Einsatz kamen Handgranaten und leichte Waffen. Zwei Militärs überlebten die erfolgreiche Aktion nicht.

- Um 3.00 Uhr fanden zwei tödliche Sniper-Aktionen statt. Eine dritte derartige Aktionen wurde um 3.15 Uhr ausgeführt, diesmal von den YJA Star. Hier wurde ein Militär erschossen. Im Anschluss daran folgte ein etwa dreißigminütiges Dauerfeuer mit schweren Waffen. Die Aktivitäten der Invasionstruppen wurden vorerst gestoppt.

Wie die HPG weiter mitteilen, führte die türkische Arme als Antwort für ihre hohen Verluste im Zuge der Guerillaoperation am Girê Cûdî zahlreiche Luftangriffe mit Kampfjets und Kampfhubschraubern durch, um ihre toten und verletzten Angehörigen aus dem Widerstandsgebiet zu bergen. Dies sei ihr jedoch nur teilweise gelungen.

Weitere Guerillaaktionen in Zap und Metîna

Neben dem Girê Cûdî befindet sich auch das Sîda-Gebiet in der Zap-Region weiter im Fokus der Besatzungstruppen. Dort setzte die Guerilla am Mittwochabend einen Bagger unter Beschuss, der zum Einreißen von Tunnelanlagen eingesetzt wurde. In Metîna schlugen die Kämpferinnen und Kämpfer von YJA Star und HPG gestern ebenfalls zu. Ziel der Aktion waren Besatzer, die sich rund um das Massiv Girê Ortê bewegten.

Guerillaaktivitäten in Xakurke

In Xakurke wurden am Dienstag und Mittwoch feindliche Aktivitäten im Gebiet Girê Şehîd Qehreman mittels Sabotage-Taktik vereitelt. Bei den insgesamt fünf Aktionen wurde ein Soldat getötet, vier weitere sind verletzt worden. Die Militärbewegungen in der Region wurden eingestellt.

Angriffe der türkischen Armee

Zu weiteren Angriffen der türkischen Armee teilen die HPG mit, dass der Girê Hekarî in Metîna am 4., 7. und 9. August drei Mal von Kampfflugzeugen bombardiert wurde. Gestern wurde das Widerstandsmassiv zusätzlich mit Kampfhubschraubern angegriffen. Die Attacken folgten in vier Wellen. Im selben Zeitraum schlugen an der Şehîd-Delîl-Front sowie in verschiedenen Gebieten von Metîna und Xakurke zahlreiche Raketen, Mörser und Granaten ein.