Die kurdische Politikerin und Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der Partei der demokratischen Regionen (DBP) in Mêrdîn (Mardin), Hasibe Mengirkaon, ist festgenommen worden. Der 56-Jährigen werden ihre Aktivitäten für den zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss DTK (Demokratischer Gesellschaftskongress) zum Vorwurf gemacht.
Gegen Hasibe Mengirkaon lag im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens eine Fahndungsausschreibung vor. Bei provinzweiten Razzien am 11. Dezember, bei denen elf Personen festgenommen worden waren, konnte sie nicht aufgefunden werden. Am Dienstag begab sich die Politikerin für eine Aussage freiwillig ins Polizeipräsidium in Mêrdîn. Dort wurde sie in den Abendstunden festgenommen.
Hasibe Mengirkaon ist nicht zum ersten Mal im Visier des türkischen Justizapparats und saß bereits im Gefängnis. Im September 2014 sorgte ein Bild der Lokalpolitikerin für weltweites Aufsehen. Die Szene, die vom Fotografen Bülent Kilic eingefangen wurde, zeigte Mengirkaon dabei, wie sie vor einem Wasserwerfer der türkischen Polizei flüchtete.
Der Vorfall ereignete sich in Pirsûs (Suruç) in der Provinz Riha (Urfa). Die Stadt liegt an der Grenze zu Nordsyrien gegenüber Kobanê. Damals geriet die Stadt aufgrund des Angriffs des „Islamischen Staats“ (IS) ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit, denn am 13. September 2014 wurde Kobanê vor den Augen der internationalen Gemeinschaft umzingelt und angegriffen. Die Türkei leistete dem IS Schützenhilfe, indem sie unter anderem die Grenzen dicht machte und somit verhinderte, dass sich Freiwillige am Kampf um Kobanê beteiligen. Um den Widerstand der Bevölkerung Kobanês zu unterstützen, strömten zehntausende Menschen aus allen Teilen Nordkurdistans die Straßen in Richtung Grenze, wo über Monate Aktionen von „lebenden Schutzschilden“ stattfanden. Hasibe Mengirkaon war eine von ihnen.