Auf das Jugend- und Kulturzentrum in der südkurdischen Kleinstadt Kifrî ist ein Brandanschlag verübt worden. Wie der Frankfurter Verein Haukari e.V. als Betreiber der Einrichtung mitteilt, wurden nahezu alle Räumlichkeiten, darunter ein Versammlungssaal, die Bibliothek und einige Verwaltungsräume, durch das Feuer zerstört. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.
Der Anschlag ereignete sich bereits in der Nacht zum Freitag. Laut der Polizeibehörde für die Germiyan-Region drang ein bislang Unbekannter durch ein Fenster in das Gebäude des Zentrums. Raum für Raum schüttete der Mann Benzin aus und zündete es an. Nur ein Büro blieb verschont. Den leeren Kanister und ein Feuerzeug ließ er am Tatort zurück. Überwachungskameras konnten den Täter, der mit einem Motorrad vorgefahren ist, einfangen. Hinweise zur Identität des Mannes und einem Motiv gebe es bislang nicht. Die Ermittlungen würden gegen unbekannt geführt, heißt es.
Das Jugend- und Kulturzentrum Haukari in der Kleinstadt Kifrî, die sich im irakischen Gouvernement Diyala befindet, ist ein öffentlicher Raum. Das Gebäude wurde von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und wird von zahlreichen Jugendgruppen und Kunstschaffenden aus der Region für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen, Musik- und Kunstkurse, Workshops und Seminare sowie Freizeitaktivitäten genutzt. Die Einrichtung ist Teil eines größeren Projekts, das nach Vereinsangaben darauf abzielt, die Beteiligung der Jugend an der öffentlichen Debatte zu stärken und den Dialog zwischen jungen Menschen im gesamten Irak zu fördern. Das Projekt wird vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert und umfasst Aktivitäten in der gesamten Germiyan-Region, einschließlich der Provinz Diyala.
Deutsche Botschaft: Vorgehen gegen Zentrum „rücksichtslos“
Die deutsche Botschaft in Hewlêr (Erbil) verurteilte das „rücksichtslose und gewalttätige Vorgehen“ gegen die Einrichtung auf das Schärfste und erklärte sich solidarisch mit dem Personal des Kulturzentrums und der „Jugend von Kifrî“. Seit inzwischen 25 Jahren engagiert sich Haukari e.V. im südlichen Teil Kurdistans und im Irak gegen Gewalt an Frauen, für Geschlechtergerechtigkeit, für die gesellschaftliche und politische Partizipation junger Menschen und Künstler:innen und für den Dialog zwischen den verschiedenen ethnischen, religiösen und politischen Fraktionen im Land. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit mit Opfern politischer Gewalt, insbesondere mit Überlebenden der „Anfal-Operation“. Unter diesem Namen hat das irakische Militär in der Spätphase des Ersten Golfkrieges (1980-1988) eine Reihe von Massakern an der kurdischen Bevölkerung sowie Angehörigen der assyrischen und chaldäischen Minderheiten verübt, denen mindestens 182.000 Menschen zum Opfer fielen.
Keine Spur von Resignation
Die Organisation Haukari lässt sich durch den Brandanschlag nicht entmutigen. „Wir werden nun unverzüglich mit der Reparatur und Renovierung des Büros und des Jugendzentrums beginnen und unsere Arbeit fortsetzen“, heißt es in einer kämpferischen Stellungnahme. Der Verein befindet sich mitten in den Vorbereitungen für das dritte Kunst- und Friedensfestival in Kifrî, das vom 21. bis 23. Februar stattfinden wird, und lädt „Freunde, Kollegen und Unterstützer“ ein, sich der Organisation sowie den Jugendlichen und Kunstschaffenden aus Kifrî bei dieser Gelegenheit anzuschließen.
Titelfoto: KirkukNow