Fuad Bêrîtan hat sich als Ko-Vorsitzender der Bewegung für Freiheit und Demokratie in Rojhilat (KODAR) zum Gründungszweck der vor neun Jahren entstandenen Dachorganisation und zu den Auswirkungen der Wahlen in der Türkei am 14. Mai auf Kurdistan und den Nahen Osten geäußert.
Über den Zweck der Gründung von KODAR und ihre Rolle in der Gesellschaft sagte Fuad Bêrîtan: „Wir wollten eine Organisation im Rahmen eines demokratischen und konföderalen Systems aufbauen. Diese Organisation sollte alle Teile der Gesellschaft umfassen. Alle Parteien, Organisationen und Institutionen, unabhängig von ihren Ideen, Ideologien und Unterschieden, sollten sich in dieser Organisation wiederfinden und für sie kämpfen. Das geeignetste Modell dafür war KODAR."
Der Slogan „Jin Jiyan Azadî" habe heute von den Straßen Rojhilats und Irans aus Millionen Menschen in der ganzen Welt erreicht, erklärte Bêrîtan und erinnerte an die am 9. Mai 2010 im Iran hingerichteten Revolutionär:innen Şirin Elemhuli, Ferzad Kemanger, Ferhad Wekili und Eli Haydaran: „Unsere gefallene Genossin Şîrîn Elemhûlî schrieb 2009 ,Jin Jiyan Azadî' an die Gefängniswand. Heute ist dieser Slogan zum Symbol einer Philosophie und des gemeinsamen Kampfes von Millionen Menschen geworden.“
KODAR wurde für ein demokratisches Leben gegründet
Bêrîtan erklärte, dass KODAR in einer Zeit gegründet wurde, als Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali Friedensgespräche mit dem türkischen Staat führte. Öcalan habe damals die Bedeutung eines spezifischen Systems für Ostkurdistan betont und KODAR sei 2014 auf Grundlage dieser Idee gegründet worden. Maßgeblich dazu beigetragen habe die PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan): „Die PJAK hat für diese Sache einen hohen Preis gezahlt, weshalb sie bei der Gründung der KODAR in Rojhilatê Kurdistanê und im Iran Pionierarbeit geleistet hat. Mit anderen Worten: Im Rahmen der demokratischen Politik übernahm die PJAK die Führung und KODAR wurde zur organisierten Kraft des Volkes. Der Befreiungskampf unseres Volkes in Rojhilat durchlief viele Etappen, viele Führungspersönlichkeiten und verschiedene Organisationen kämpften um die Organisierung des Volkes. Deshalb mussten wir aufhören, Politik auf klassische Art und Weise wie in der Vergangenheit zu betreiben. Ein neues Modell war nötig, um die Gesellschaft zu organisieren. Auf dieser Grundlage haben wir nach dieser Idee und Philosophie Bildungsarbeit gemacht und uns organisiert."
„Der Staat ist die Quelle der Probleme“
Zu den bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei sagte Fuad Bêrîtan: „Diese Wahlen können über das Schicksal des kurdischen Volkes entscheiden. Wenn ein gutes Ergebnis bei dieser Wahl erzielt wird, wird sich dies auch auf andere Teile Kurdistans auswirken, insbesondere auf Rojava und Rojhilat. Ein Sieg in Bakur [Nordkurdistan] wird die Situation der Kurdinnen und Kurden, der arabischen, aserbaidschanischen, belutschischen, tscherkessischen Völker und der Gesamtgesellschaft im Iran verändert. Diese Wahlen betreffen alle, die gegen Faschismus kämpfen.
Der Staat bringt keine Lösungen hervor, er ist die Quelle der Probleme in der Gesellschaft. Er hat alle Bereiche des Widerstands für die Menschen eingeengt und übt alle Arten von Unterdrückung und Verfolgung aus. Der türkische Staat hat die gleiche Mentalität wie im Iran. Deshalb muss unser Volk seine Zukunft selbst gestalten und sein eigenes politisches Modell entwickeln, um seine Existenz, Identität und Kultur zu schützen."