Die Demokratische Autonomieleitung Şengal hat auf einer Pressekonferenz gegen den am Samstag erfolgten Versuch der PDK, mit bewaffneten Einheiten in die Region einzudringen, Stellung bezogen. Offenbar hatte die in Südkurdistan dominierende PDK mit Waffengewalt versucht, zwei Kandidaten für die irakischen Parlamentswahlen nach Şengal zu bringen. Aufgrund der Blockaden der Bevölkerung mussten sich die Truppen wieder zurückziehen.
An der Pressekonferenz in Sinun nahmen neben der Autonomieleitung auch Mitglieder des Stammesverbands von Şengal teil. Merwan Bedel, der Ko-Vorsitzende des Autonomierats, wies zunächst auf das am 9. Oktober 2020 zwischen Bagdad und Hewlêr (Erbil) unter internationaler Aufsicht geschlossene Abkommen zur Zukunft des ezidischen Hauptsiedlungsgebiets im Nordirak und die Entwicklungen des vergangenen Jahres hin. Seit diesem Zeitpunkt habe die PDK ihre Bemühungen verstärkt, sich in Şengal zu etablieren. Diese Versuche seien am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Die Menschen von Şengal lehnten die Präsenz der PDK ab, weil diese sie beim IS-Überfall von 2014 im Stich gelassen und dem Genozid ausgesetzt hat. Als Konsequenz aus dieser bitteren Erfahrung wollten sich die Ezid:innen gemeinsam mit ihren arabischen Nachbarn selbst organisieren und verteidigen.
Bedel erklärte, dass der Wahlkampf nur ein Vorwand für die PDK gewesen sei, ihr seit längerer Zeit verfolgtes Ziel durchzusetzen. „In Şengal wird ohnehin Wahlkampf geführt. Bisher ist niemand daran gehindert worden. Der gestrige Vorfall war seit zwanzig Tagen auf der Agenda. Die Mitglieder des 17. PDK-Büros wollten nach Şengal zurückkehren. Verantwortlicher dieses Büros ist Aştî Koçer. Die Rückkehr der Büro-Mitglieder ist Teil des gegen Şengal gerichteten Abkommens“, führte Bedel zu der Situation am Vortag aus.
Der Autonomierat weise diese gegen die Ezid:innen gerichtete Politik zurück, betonte Bedel weiter. Die PDK sei im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass eine Rückkehr der PDK-Kräfte nicht erwünscht sei. Die PDK habe diese Warnung missachtet und die Wahlen als Vorwand genutzt. Ziel der PDK sei es, eine ezidische Stätte als Parteibasis zu benutzen. In der Vergangenheit seien hochrangige ezidische Religionsgelehrte von der PDK daran gehindert worden, nach Şerfedîn zu gelangen, sagte Bedel: „Die Verantwortlichen des 17. Büros wollen diese Stätte als Basis nutzen. Das lehnen wir ab.“
Zwischen der PDK und dem Irak gebe es ein Abkommen, so Merwan Bedel abschließend: „Wir haben auch dem Irak übermittelt, dass wir diesen Schritt nicht akzeptieren. Die irakischen Behörden haben es jedoch als rechtlich legitim erachtet, dass die PDK für den Wahlkampf nach Şengal kommt. Jetzt sagen sie, dass allen Kandidaten die Möglichkeit zum Wahlkampf eingeräumt werden muss. Wenn überall im Vorfeld der Wahlen auf demokratische Weise gearbeitet würde, könnten sie sehen, dass niemand mehr für Demokratie eintritt als wir. Wenn jedoch unseren ezidischen Parteien kein Wahlkampf ermöglicht wird, lassen wir auch ihren Wahlkampf nicht zu. Es geht jedoch nicht um die Wahlen, die PDK will hier einen Stützpunkt etablieren. Aktuell wird ein großes Peschmerga-Kontingent auf den Einzug nach Şengal vorbereitet.“