In einem Guerillatunnel am Bergmassiv Werxelê in Südkurdistan sind von der Türkei eingesetzte Gasgranaten dokumentiert worden. Eine der benutzten Granaten trägt die Bezeichnung „Gaz El Bombasi“ (Gashandgranate), als Produktionszeitpunkt ist „06.2014“ eingetragen.

Der türkische Staat setzt vor allem bei der im April dieses Jahres gestarteten Invasion in der Kurdistan-Region Irak (KRI) chemische Waffen und andere geächtete Kampfmittel ein. Laut einer Bilanz der Volksverteidigungskräfte (HPG) haben im Zeitraum zwischen dem 14. April und dem 14. Dezember 2022 insgesamt 3152 Angriffe mit verbotenen Waffen stattgefunden. Demnach wurden neben chemischen Kampfstoffen Phosphorbomben, thermobarische Bomben und taktische Nuklearwaffen eingesetzt.

Um die Guerilla in ihren unterirdischen Verteidigungsstellungen handlungsunfähig zu machen, nutzt die türkische Armee häufig Gasgranaten. Den Einsatz von Tränengas hat der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar selbst zugegeben. Tatsächlich ist der Gebrauch von CS-Gas in militärischen Konflikten laut Chemiewaffenkonvention verboten. Eine Ausnahme gibt es nur bei der zivilen „Aufstandsbekämpfung“, also etwa bei Demonstrationen. Auf diese Tatsache hat bereits die ärztliche Friedensorganisation IPPNW hingewiesen und eine unabhängige Untersuchung in Kurdistan für notwendig erklärt.

Akar behauptete vergangene Woche im Parlament in Ankara, die Türkei habe die ihr vorgeworfenen Kriegsverbrechen selbst untersucht und widerlegt. Die Kommandantur der Volksverteidigungszentrale (Navenda Parastina Gel, NPG) hat daraufhin erneut eine unabhängige Untersuchung gefordert und darauf hingewiesen, dass eine innerhalb von drei Tagen 150 Mal mit Chemiewaffen angegriffene Stellung in der Nähe des Dorfes Sîda in der Gemeinde Şîladizê im Distrikt Amêdî über eine asphaltierte Straße zu erreichen ist.