Antirassistische Proteste im deutschsprachigen Raum

Nach den rassistischen Lynchangriffen auf Kurd:innen in Belgien gingen viele Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Straße.

Protestaktionen gegen faschistische Angriffe

Nach einer Newroz-Feier im belgischen Leuven kam es am Sonntagabend zu pogromartige Übergriffe auf Kurd:innen in den Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder. Bei den offensichtlich organisierten Angriffen von Lynchmobs türkischer Faschisten gab es sieben teilweise schwer Verletzte. Autos, welche die Faschisten Kurd:innen zuordneten, wurden beschädigt und die Angreifer versuchten sogar, das Haus einer kurdischen Familie in Brand zu setzen. Der Protest gegen diese Angriffe begann bereits am Sonntagabend und weitete sich am Montag in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus.

Kundgebung in Leipzig


In Leipzig fand am Montag eine spontane Kundgebung am Bahnhofsvorplatz statt. Unter Fahnen der YPG und YPJ versammelten sich Aktivist:innen, dabei wurden immer wieder Parolen wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Hoch die internationale Solidarität“ gerufen.

Kraftvolle Demonstration in Frankfurt am Main


In Frankfurt protestierten viele wütende Menschen in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Die Aktivist:innen kritisierten neben den rassistischen Angriffen auch die Untätigkeit der belgischen Behörden und riefen „Erdoğans Verbrecher haut ab“, „Verflucht sei Erdoğan“ und „Es lebe der Widerstand der Guerilla“.

Kundgebung in Gießen


Bei einer Kundgebung in Gießen wurde gegen die von türkischen Konsulaten europaweit orchestrierten antikurdischen Angriffe protestiert. Die Menschen forderten die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft auf, diese Angriffe und die dahinter stehenden Strukturen zu verurteilen.

Darmstadt: „Man kann das kurdische Volk so nicht einschüchtern“


Auf einer Kundgebung in Darmstadt erklärte der Ko-Vorsitzende der Verbandsföderation FCDK-Kawa, Mehmet Çopan: „In einer Phase, in der Millionen von Menschen in allen Teilen Kurdistans die Newroz-Festplätze mit großem Enthusiasmus und Widerstandsgeist füllten und in Orte eines großen Volkswiderstands verwandelten, an dem auch Hunderttausende in Europa teilnahmen und sich diesen Kampf zu eigen machten, zeigten die faschistischen Banden des türkischen Staates in Belgien wieder einmal ihre hässliche Fratze. Es ist allgemein bekannt, dass es nicht der erste Angriff dieser Art war. Aber man kann das kurdische Volk auch mit solchen grausamen Angriffen nicht einschüchtern.”

Jugenddemonstration in Kassel


In Kassel zogen Aktivist:innen der kurdischen Jugendbewegung und der internationalistischen Jugend spontan durch die Straßen und riefen Parolen wie „Terrorist Erdoğan“.

Wütende und laute Demonstration in Stuttgart


In Stuttgart fand eine kraftvolle Demonstration durch die Innenstadt statt. Unter Pyrotechnik zogen Aktivist:innen mit Parolen wie „Rache“, „Nieder mit dem Faschismus“ und „Bijî Serok Apo“ durch die Stadt. Die Wut und Entrüstung über die Angriffe prägte die Stimmung der Demonstrant:innen.

Hamburg: „Von Hamburg nach Rojava gegen den Faschismus“


In Hamburg versammelten sich viele Menschen am Hauptbahnhof und zogen unter Parolen wie „Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein“ und „Von Hamburg nach Rojava gegen den Faschismus“ durch die Straßen. Begleitet wurde die Demonstration von einem provozierend engen Polizeikordon. Drei junge Aktivist:innen wurden wegen angeblich „verbotener Parolen“ in Gewahrsam genommen.

Transparent in Hannover

In Hannover hängten Aktivist:innen ein Transparent mit der Forderung „Graue Wölfe bekämpfen“ bei den Herrenhäuser Gärten auf.

Wien: „Wir werden kein weiteres Massaker erlauben“


In der österreichischen Hauptstadt Wien versammelten sich viele kurdische Aktivist:innen zu einer lautstarken antirassistischen Demonstration. Die Polizei errichtete Absperrungen, die Demonstrant:innen riefen „Sucht nicht in den Bergen, die Apoisten sind hier“ und „Kein Fußbreit dem Faschismus“. Agirî Kobanê vom Frauenrat Avesta erklärte: „Wie kann ein solcher faschistischer und rassistischer Angriff mitten in Europa stattfinden? Wir werden kein weiteres Massaker im Herzen Europas zulassen.“

Winterthur: „Wir lassen uns nicht einschüchtern“


Auch in der Schweiz kamen Kurd:innen erneut vielerorts zum Protest zusammen. Unter Fahnen der PKK zogen Aktivist:innen durch Winterthur und riefen immer wieder „Terroristische Türkei“. In Redebeiträgen wurde auf den organisierten Charakter der Angriffe hingewiesen, man werde sich dadurch aber nicht einschüchtern lassen, sondern einen Schritt nach vorne gehen.

Basel: „Wir werden den Faschismus bis zum letzten bekämpfen“


Angeführt von der kurdischen Jugendbewegung zogen Aktivist:innen lautstark durch Basel. Viele kurdische und schweizer Internationalist:innen machten ihre Wut über die Angriffe durch laute Parolen und das Abbrennen von Pyrotechnik deutlich. In einer Erklärung hieß es: „Am Sonntag wurden wir wieder einmal Zeugen, wie feige und heimtückisch die türkischen Faschisten vorgehen. Als Lynchmob griffen sie das Haus einer kurdischen Familie an und versuchten, es in Brand setzen. Wir werden uns für unseren durch Messerstiche verletzten Genossen und für die verbrannten kurdischen Symbole rächen. Die türkischen Faschisten sollten wissen, dass sie hier keine Resultate erzielen werden. Wir werden den Faschismus bis zum letzten Tropfen unseres Blutes bekämpfen.“

Lausanne: „Seit Jahren dauert ein unerbittlicher antifaschistischer Kampf an“


In Lausanne versammelten sich die Aktivist:innen unter Fahnen der PKK am Bahnhof. In einem Redebeitrag erklärten die Protestierenden: „Das kurdische Volk befindet sich seit Jahren in einem unerbittlichen antifaschistischen Kampf . Newroz, das wir in diesem Jahr als Symbol des Widerstands gegen den Faschismus gefeiert haben, brachte in diesem Jahr eine ‚gute Nachricht‘ mit sich und versetzte dem faschistischen türkischen Staat einen großen Schlag.“

Protest in Bellinzona und Olten

Auch in Bellinzona und Olten in der Schweiz kam es zu Protestaktionen. In Bellinzona fand eine Kundgebung statt, während in Olten eine Spontanaktion am Bahnhof durchgeführt wurde. Serhat Hacıoğlu von der revolutionären Jugendbewegung erklärte in Bellinzona: „Wir kennen diese rassistische, faschistische Mentalität, die Waffen gegen wehrlose Kurdinnen und Kurden einsetzt, bereits aus den Kellern von Cizîr, als die Menschen dort bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Wir kennen sie von den heimtückischen Morden an Sara, Rojbîn und Ronahî in Paris. Wir kennen sie aus Madimak, als Dutzende Menschen unter ‚Allahu Ekber‘-Rufen verbrannt wurden.“ Die Demonstrant:innen forderten, die europäischen Staaten müssten endlich gegen den türkischen Faschismus vorgehen und Maßnahmen gegen rassistische Terrorstrukturen ergreifen. Es sei auch kein Zufall, dass die Täter von islamistischen Terroranschlägen in Europa und zuletzt in Moskau aus der Türkei eingereist seien.