Antikriegskundgebung in Amed: Für ein freies und gleiches Leben

Politiker:innen der Grünen Linkspartei (YSP) haben auf einer Friedenskundgebung in Amed die Beendigung des Krieges in Kurdistan gefordert und zu Gesprächen mit Abdullah Öcalan aufgerufen.

Die Grüne Linkspartei (YSP) und die Demokratische Partei der Völker (HDP) haben auf einer Kundgebung zum Weltfriedenstag am 1. September in Amed (tr. Diyarbakir) die Beendigung des Krieges in Kurdistan gefordert und zu Gesprächen mit Abdullah Öcalan aufgerufen. An der Friedenskundgebung unter dem Motto „Für gesellschaftlichen Frieden und ein gleiches und freies Leben“ nahmen Tausende Menschen teil.

Jin Jiyan Azadî – Widerstand heißt Leben

Eine große Gruppe Frauen, darunter die YSP-Sprecherin Çiğdem Kılıçgün Uçar, die Ko-Vorsitzende der DBP, Saliha Aydeniz, die Abgeordneten Adalet Kaya, Halide Türkoğlu und Newroz Uysal und Aktivistinnen der Bewegung Freier Frauen (TJA), kam geschlossen zu der Kundgebung auf dem Istasyon-Platz und trug dabei ein Transparent mit der Aufschrift „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) und der Forderung nach Freilassung politischer Gefangener. Immer wieder ertönten kämpferische Triller und die Parole „Berxwedan jiyan e” (Widerstand heißt Leben).


Polizei verbietet kurdische Kleidung

Die Polizei führte an zwei Zugängen zum Kundgebungsort Kontrollen durch und beschlagnahmte unter anderem Stifte von Journalist:innen. Auch Feuerzeuge und die traditionelle kurdische Kleidung şal û şapik waren nicht zugelassen.

Zum Auftakt der Kundgebung wurde eine Gedenkminute für die Gefallenen des Kampfes für Freiheit und Demokratie abgehalten. Tausende Menschen sangen gemeinsam das kurdische Widerstandslied Çerxa Şoreşê (Das Rad der Revolution). In den Redebeiträgen wurde auf den brutalen Krieg in Kurdistan und die damit einhergehende Isolation von Abdullah Öcalan eingegangen.

Die Isolation von Abdullah Öcalan soll unsere Hoffnung ersticken“

Berdan Öztürk, Parlamentsabgeordneter der YSP und Ko-Vorsitzender des KCD (Demokratischer Gesellschaftskongress), begrüßte die Teilnehmenden und insbesondere die Frauen der „Friedensmütter-Initiative“ und sagte: „Krieg bedeutet, dass die Menschheit verliert. Unser Volk in Kurdistan kämpft seit hundert Jahren für ein freies Leben.“ Abdullah Öcalan habe in den vergangenen fünfzig Jahren große Hoffnung in der Türkei und dem Nahen Osten erweckt und werde isoliert, „um diese Hoffnung zu ersticken“, so der kurdische Politiker.

Öztürk erinnerte an die Botschaft von Öcalan, die zu Newroz 2013 in Amed vorgetragen wurde und den Auftakt für einen Friedensprozess und ein Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen dargestellt habe. Dieser Prozess wurde 2015 einseitig vom türkischen Staat beendet, heute herrsche in der Türkei eine schwere Wirtschaftskrise: „Und der Grund für diese Krise ist der Krieg. Der Krieg gegen das kurdische Volk ist der Grund für das Ende der Demokratie. Die Machthabenden haben den Kurden den Krieg erklärt, um ihre faschistische Mentalität und ihre schmutzige Politik zu verbergen.“

Das kurdische Volk existiert trotz Krieg, Tod und Folter“

An die Opposition appellierte Öztürk, sich für Menschenrechte einzusetzen und sich zur kurdischen Frage zu verhalten. Das staatliche Vorgehen gegen die Bevölkerung Kurdistans sei grausam und die Türkei brauche endlich einen würdevollen Frieden. „Das ist der einzige Ausweg. Das kurdische Volk existiert trotz Krieg, Tod und Folter“, so Berdan Öztürk. „Die Gedanken von Abdullah Öcalan haben sich auf der ganzen Welt verbreitet. Wir kämpfen für einen würdevollen Frieden. Dafür zahlen wir einen hohes Preis und wir werden es weiter tun, bis wir frei sind. Die kurdische Frage beeinflusst nicht nur die Türkei, sondern auch den Nahen Osten. Wenn die Türkei dieses Problem löst, wird es auch im Nahen Osten gelöst.“ Öcalan habe eine Friedensperspektive dargelegt, diese Chance gelte es wahrzunehmen.

Foto und Video: MA