AKP-Investition im nordkurdischen Erdîş: Ein neues Gefängnis!

Die Kreisstadt Erdîş verfügt bereits über zwei Gefängnisse. Nun soll auf Wunsch der AKP ein weiteres folgen.

Die Provinz Wan (Van) steht sinnbildlich für die Investitionstätigkeit des AKP-Regimes in Nordkurdistan. Denn dort wie anderswo in den besetzten Gebieten investiert das Regimevor allem in die Infrastruktur ihres repressiven Kolonialsystems. So gibt es gegenwärtig in der Provinz ganze sieben Haftanstalten, darunter zwei in der Kreisstadt Erdîş (Erciş). Nun soll dort gar ein drittes Gefängnis gebaut werden.

Erdîş verfügt über rund 200.000 Einwohner. In der Geschichte der türkischen Republik ist es ein Ort, an dem viele Gräueltaten verübt wurden. So fand das Zilan-Massaker aus dem Jahr 1930 hier statt, bei dem 45.000 Menschen ermordet wurden. Nach dem Massaker wurden Hunderte Menschen aus der Region zum Tode verurteilt und Zehntausende aus ihrer Heimat vertrieben.

Arbeitslosigkeit liegt bei 80 Prozent

Neben den Gewalttaten des türkischen Staates blieb Erdîş auch nicht von Naturkatastrophen verschont. In den Jahren 1945, 1976 und 2011 ereigneten sich drei große Erdbeben in dem Gebiet. Dennoch bauten sich die Menschen immer wieder ihr Leben von neuem auf. Besonders die Viehzucht galt für die Menschen dabei stets als wichtige Einkommensquelle.

Doch unter dem AKP-Regime wurde diese Einkommensquelle ausgetrocknet. Seitdem die AKP im Jahr 2016 die gewählten Bürgermeister der Demokratischen Partei der Regionen (DBP) absetzte und ihre Zwangsverwaltung installierte, sind Viehzucht und Landwirtschaft zum Erliegen gekommen. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl von Menschen, die zuvor für die legitime Stadtverwaltung arbeiteten, hinter Gittern gesteckt wurde.

Derzeit sind rund 80 Prozent der Bevölkerung arbeitslos. Auch die Gesundheitsversorgung in Erdîş hat große Mängel. Deshalb zieht es die Bevölkerung der Stadt, die bisher trotz aller Schwierigkeiten ihre Heimat nicht verlassen hat, in den letzten Jahren verstärkt in das Stadtzentrum von Wan oder in die türkischen Metropolen, wo sie unter schwierigen Bedingungen einen Neustart wagen.

Die AKP-Lösung der Probleme: Ein neues Gefängnis

Während die seit 2008 geplante Eröffnung des staatlichen Krankenhauses von Erdîş weiterhin auf Eis liegt, plant nun die Zwangsverwaltung den Bau eines neuen Gefängnisses. Dass die AKP-Verantwortlichen auch schnell bauen können, wenn sie möchten, haben sie bei der neuen Polizeihauptzentrale für Erdîş bewiesen. Der Komplex wurde binnen eines Jahres ohne große Verzögerungen gebaut.

Bei dem neuen Gefängnis wird es vermutlich ebenso schnell gehen. Der Grundstein wurde bereits gelegt. Die dritte Haftanstalt der Kreisstadt befindet sich bereits im Aufbau.