Şengalrat: Wer uns nicht anerkennt, den erkennen wir nicht an

Nach dem Angriff der irakischen Armee auf ein Fahrzeug der YBŞ trafen sich die Institutionen der Selbstverwaltung Şengals mit Vertretern der irakischen Armee. Die ezidische Seite verurteilte die Nichtanerkennung der YBŞ auf das Schärfste.

Nach dem Angriff des irakischen Militärs auf die Widerstandseinheiten Şengal (YBŞ) am vergangenen Sonntag, bei dem zwei YBŞ-Kämpfer ums Leben gekommen sind, kamen gestern Vertreter*innen der Institutionen der Selbstverwaltung von Şengal mit Verantwortlichen des irakischen Militärs zusammen. Nach dem Treffen gab die ezidische Seite eine gemeinsame Erklärung ab.

An der Pressekonferenz nahmen Vertreter*innen des Übergangsrats von Şengal, des Rats der demokratisch-autonomen Selbstverwaltung von Şengal (MXDŞ), der ezidischen Freiheits- und Demokratiepartei (PADÊ), der ezidischen Frauenfreiheitsbewegung (TAJÊ) sowie Vertreter der Stämme und einflussreiche Persönlichkeiten der Region teil.

Neuer Plan gegenüber ezidischer Gesellschaft

Die Erklärung wurde vom Ko-Vorsitzenden des MXDŞ Hisên Heci abgegeben. Dieser verurteilte zunächst Berichte in den Medien, wonach YBŞ-Einheiten das Feuer auf die irakische Armee eröffnet hätten. „Diese Darstellung entspricht nicht der Wahrheit. Wir verurteilen die Presseorgane, die bewusst falsche Informationen verbreiten. Es waren die irakischen Militärs, die unsere Kämpfer getötet und verletzt haben“.

Anschließend berichtete Heci von dem Treffen mit irakischen Regierungsvertretern. Ihnen sei nachdrücklich erklärt worden, dass die Widerstandseinheiten Şengal den Schutz der Grenzen in der Region gewährleisten. „Allerdings weigern sich die irakischen Regierungsvertreter, die ezidischen Verteidigungskräfte anzuerkennen. Sie erklären, dass sie die Ezidinnen und Eziden, die seit fünf Jahren ihre Region schützen und ihr Blut vergießen, nicht anerkennen. Bagdad will offenbar wieder einen Plan gegenüber der ezidischen Gesellschaft umsetzen. Es existiert ein Abkommen mit der südkurdischen Regionalregierung in Bezug auf Şengal. Hier gibt es eine Reihe von Kräften, die offiziell der irakischen Regierung angehören. Warum werden die Kräfte der ezidischen Gesellschaft nicht anerkannt?“, sagte Heci.

„Wir werden uns nie wieder auf irgendeine andere Kraft verlassen“

Weiter erklärte der Politiker: „Wir werden uns nie wieder auf irgendeine andere Kraft verlassen. Nur diejenigen, die diese Region verteidigen und für sie Blut vergießen, werden hier die Verteidigung stellen. Anstatt diese Kraft anzugreifen, hätte die irakische Regierung sie anerkennen müssen. Dies ist absolut inakzeptabel. Wir wollen, dass die Verantwortlichen des irakischen Militärs folgendes wissen. Die Bevölkerung von Şengal wird sich keiner Kraft, die von außen kommt, ergeben oder diese auch nur akzeptieren. Die ezidische Gesellschaft hat nichts zu verlieren. Solche Nichtanerkennungserklärungen des Willens und der Verteidigungskraft des ezidischen Volkes sind beschämend. Diejenigen, die uns nicht anerkennen, erkennen wir ebenfalls nicht an. Wenn sie uns anerkennen, dann treffen wir uns mit ihnen unter irakischer Fahne. Aber wenn sie es nicht tun, werden wir es auch nicht tun.“ Seine Rede brachte Hisên Heci mit einem Aufruf an die ezidische Gesellschaft zum Abschluss: „Übernehmt, um kein weiteres Massaker zu erleben, Verantwortung für euren Willen und eure Verteidigungskräfte. Protestiert gegen die Haltung der irakischen Regierung und gegen deren Praxis.“