Anerkennung der Selbstverwaltung und Selbstverteidigung
Am 3. August jährt sich der IS-Genozid an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal zum zehnten Mal. Anlässlich des Jahrestags fand in der Region eine Konferenz unter dem Motto „Freiheit und Gerechtigkeit für die ezidische Gesellschaft“ statt. An der Veranstaltung nahmen auch die Ko-Vorsitzenden des Demokratischen Autonomierats Şengal, Cîhan Celo und Nayif Şemo, teil. Die Konferenz endete mit der Forderung nach Anerkennung des Rechts auf Selbstverwaltung und Selbstverteidigung in der Region.
„Unsere Rechte müssen respektiert werden“
Cîhan Celo erklärte: „Bis heute haben alle versucht, dieses Volk zu benutzen. Unabhängig davon, ob der Irak das anerkennt oder nicht, das ezidische Volk lebt hier. Der Irak ist ein föderaler Staat. Der Irak steht für den Nahen Osten, Mosul für den Irak und Şengal für Mosul. Die Rechte der Nationen und der Menschen unterschiedlichen Glaubens im Irak müssen respektiert werden, aber das ist in der Praxis nicht der Fall. Als Teil der Gesellschaft des Iraks können wir in diesem Land nicht so leben, wie wir wollen.“
„Zum ersten Mal gibt es ezidische Selbstverteidigungskräfte“
Celo fuhr fort: „Unser Rat diente zunächst der Organisierung, der Verteidigung und der Verhinderung des Massakers. Die Selbstverwaltung wurde unter der Führung von Frauen eingerichtet. Zum ersten Mal in der Geschichte des ezidischen Volkes wurde eine Verteidigungsarmee aufgebaut. Frauen hatten zum ersten Mal die Möglichkeit, sich zu artikulieren und ihre Rechte im politischen Bereich einzufordern. All dies wurde dank Rêber Apo [Abdullah Öcalan] ermöglicht. Unsere Rechte müssen anerkannt werden.“
„Auch die arabische Bevölkerung beteiligt sich an unserem System“
Nayif Şemo schloss an: „Wir sind eine der ältesten Glaubensgemeinschaften und man will uns vernichten. Das Modell einer demokratischen Nation wurde für die Freiheit der unterdrückten Völker basierend auf den Ideen von Rêber Apo geschaffen. Die Selbstverwaltung und die Räte organisieren sich selbst, um das Volk von der Unterdrückung zu befreien. In unserem System wird Sklaverei nicht akzeptiert. Auch die arabischen Räte in Şengal akzeptieren die Selbstverwaltung und beteiligen sich an ihr. Wir arbeiten ohne Diskriminierung zusammen.“
Abschlussresolution: „IS und Barzanî vor Gericht!“
In einer Abschlussresolution der Konferenz wurde eine juristische Verfolgung der IS-Mörder und von Vertretern des für den Genozid mitverantwortlichen Barzanî-Clans gefordert. Die unter der Kontrolle des Barzanî-Clans stehende PDK hatte die ezidische Bevölkerung entwaffnet und zog sich fluchtartig vor dem auf Şengal vorrückenden IS zurück. So wurde der Genozid ermöglicht.
Die Forderungen der Konferenz lauten:
- Die irakische Regierung und alle europäischen Staaten sollten den Völkermord anerkennen und somit Recht, Gesetz und Gerechtigkeit für das ezidische Volk sicherstellen.
- Das Recht des ezidischen Volkes auf Selbstverteidigung und Selbstverwaltung muss anerkannt werden.
- Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und der Internationale Gerichtshof sollten den IS und seine Kollaborateure strafrechtlich verfolgen.
- Die internationale Staatengemeinschaft, insbesondere die irakische Regierung, sollten das Abkommen vom 9. Oktober 2020 aufkündigen und die Angriffe des türkischen Staates auf Şengal verhindern.
Die Meldung wurde aktualisiert