139 Leichen in Massengrab in Tel Afar geborgen

Im östlich des Şengal-Gebirges gelegenen Tel Afar haben Behörden aus einer Grube die sterblichen Überreste von 139 Menschen geborgen. Sie wurden vermutlich von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ getötet.

Opfer des IS

Im Nordirak haben die Behörden aus einer Grube die sterblichen Überreste von 139 Menschen geborgen, die vermutlich von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) getötet wurden. „Wir haben die Überreste von 139 Personen sowie menschliche Körperteile freigelegt“, sagte der Leiter der für Massengräber zuständigen staatlichen Stiftung der Märtyrer, Dia Karim, nach der Bergung in der Stadt Tel Afar, die etwa 40 Kilometer östlich des Şengal-Gebirges und 70 Kilometer westlich der Stadt Mûsil (Mosul) liegt.

Die Opfer - Frauen sowie Männer - stammten vermutlich aus der Zeit der Herrschaft des IS oder des Terrornetzwerks Al-Kaida in der Region, erläuterte Karim. Der Kleidung nach zu urteilen könnte es sich um Ezid:innen, Turkmen:innen und Angehörige der Sicherheitskräfte aus Mûsil handeln, wo die Dschihadistenmiliz am 29. Juni 2014 ihr „Kalifat“ ausrief. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierte die Gruppe weite Teile Syriens und des Irak. Ihre Söldner verbreiteten mit Folter und Enthauptungen Angst und Schrecken und hinterließen zahlreiche Massengräber.

Ahmed al-Assadi von der Stiftung der Märtyrer erklärte, die Opfer seien „nicht begraben, sondern in das Loch geworfen worden“, dessen Tiefe bis zu 42 Meter beträgt. Einige der Opfer seien erschossen worden, anderen wurde die Kehle durchgeschnitten. Mehrere der Getöteten seien in Leichensäcken gewesen, erklärte er weiter. Einige der Toten trugen demnach orangefarbene Overalls, wie sie von Gefangenen des IS getragen werden mussten. Die Leichen wurden zur Untersuchung in die Gerichtsmedizin gebracht.

Das Massengrab in Tel Afar wurde entdeckt, nachdem die irakischen Streitkräfte 2017 die Kontrolle über das Gebiet zurückerobert hatten. Die Arbeiten zur Bergung der Leichen begannen jedoch erst im Mai dieses Jahres. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) hat der selbsternannte IS mehr als 200 Massengräber im Irak hinterlassen, in denen sich bis zu 12.000 Leichen befinden könnten. Bei einem Großteil der Opfer handelt es sich um Ezidinnen und Eziden aus Şengal. Dort hatte der IS im August 2014 einen Genozid und Femizid verübt und etwa 10.000 Menschen ermordet.