40 Dörfer in Mêrdîn seit elf Tagen ohne Strom

Dutzende Dörfer im ländlichen Raum der nordkurdischen Provinz Mêrdîn sind seit elf Tagen ohne Strom. Der AKP-nahe Anbieter bezichtigt tausende Menschen ohne Beweise des Stromdiebstahls und verlangt Unsummen an Nachzahlungen.

Tausende Menschen in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (türk. Mardin) sind seit elf Tagen komplett ohne Strom. Der 2013 privatisierte, AKP-nahe Anbieter DEDAŞ (Dicle Elektrik Dağıtım A.Ş.) bezichtigt die Bewohner von 40 Dörfern und Wohnvierteln in den Landkreisen Qoser (Kızıltepe) und Dêrika Çiyayê Mazî (Derik) des Stromdiebstahls und verlangt Unsummen an Nachzahlungen, um sich auf Kosten der Bürger*innen zu bereichern.

Erst im März war der Konzern, der auch in Amed (Diyarbakir), Riha (Urfa), Êlih (Batman), Sêrt (Siirt) und Şirnex (Şırnak) das Monopol auf die Stromversorgung besitzt, wieder in die Kritik geraten, als es nach einem ähnlichen Vorfall in einem Bericht hieß, 86 Prozent der Bevölkerung von Mêrdîn würde illegal Strom anzapfen. Vor allem im ländlichen Raum der Provinz wird den Menschen bereits seit Jahren immer wieder willkürlich der Strom abgestellt, weil astronomische Forderungen zwischen 8.000 bis 15.000 TL nicht beglichen werden. Die HDP sieht dahinter eine Strategie, die bei DEDAŞ florierende Korruption zu legitimieren. Der Anbieter bereichert sich gleich doppelt, da der Staat für die vermeintlichen Einbußen aufkommt.

In Qoser und Dêrika Çiyayê Mazî leben die Bewohner*innen vor allem von der Landwirtschaft und Viehzucht. Durch die unterbrochene Stromversorgung können die Menschen ihre Anbauflächen nicht bewässern, da die Wasserbrunnen mit elektrischen Pumpen betrieben werden. Im Moment ist zudem eine Ausgangssperre vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in Kraft. Telefonisch konnten die Betroffenen bislang keine Lösung erreichen, da DEDAŞ inzwischen nicht mehr auf Anrufe reagiert. Viele der Menschen sind mittlerweile verzweifelt.