Überteuerter Strom in Nordkurdistan
Unter dem Vorwand des Stromdiebstahls wird die Bevölkerung Nordkurdistans ausgeplündert. Der Staat bringt die Stromzähler auf der Spitze der Masten an.
Unter dem Vorwand des Stromdiebstahls wird die Bevölkerung Nordkurdistans ausgeplündert. Der Staat bringt die Stromzähler auf der Spitze der Masten an.
Der Stromversorger von Wan schreibt der Bevölkerung astronomische Rechnungen unter dem Vorwand, „Stromdiebstahl“ zu bekämpfen. Der Stromversorger VEDAŞ gehört zur AKP-nahen Türkerler Holding. Das Unternehmen hat begonnen „intelligente“ Stromzähler auf der Spitze der Strommasten anzubringen.
Durch das System von VEDAŞ werden dann die Abrechnungen computerisiert erstellt. Die Rechnungen sind extrem hoch und die Menschen haben Schwierigkeiten, diese zu bezahlen. Im Falle des Zahlungsverzugs wird der Strom sofort abgestellt.
40 TL Monatsabschlag wurden auf 300 TL angehoben
In Wan, Colemêrg (Hakkari), Bêdlis (Bitlis) und den Kreisstädten der Region besitzt VEDAŞ das Monopol auf die Stromversorgung. In keiner Stadt in der Türkei befinden sich die Stromzähler auf der Spitze der Masten, aber in ganz Nordkurdistan wurden sie dort installiert. Obwohl Istanbul, gefolgt von Trabzon, Konya und anderen Ortschaften im Westen der Türkei, die Liste der Städte mit der größten illegalen Nutzung von Strom anführt, lässt die AKP die kurdische Bevölkerung dafür offenbar die Rechnung bezahlen.
Während der Monatsabschlag zuvor zwischen 40 und 60 TL (zwischen 6,50 und zehn Euro) betrug, stiegen die Stromkosten nach der Verlegung der Zähler auf die Masten auf 300 bis 400 TL (zwischen 50 und 65 Euro). Hinzu kamen neue Gebühren, der Energiefond, Kosten für die Verteilung der Rechnung, Gebühren für die Auslesung des Zählers, Geld für das staatliche Fernsehen und Mehrwertsteuer, so dass die Preise um etwa das 18-fache gestiegen sind.
Kein Einspruch gegen überhöhte Rechnungen möglich
Die Bevölkerung, die selbst nicht in der Lage ist, die in acht Metern Höhe befindlichen Zähler auszulesen, kann auch keinen Widerspruch gegen die erhobenen Beiträge einlegen. Ein Einwohner Wans, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird, erklärt: „Als die Zähler oben auf den Masten installiert wurden, begannen auch die Stromrechnungen massiv zu steigen. Wir als Bürger können jetzt nicht mehr sehen, was wir verbraucht haben. Wenn wir das sehen könnten, dann könnten wir ausrechnen, wieviel wir verbrauchen. Der Staat und die Stromversorger wissen das genau und haben deswegen die Zähler auf den Masten angebracht. Sie wollen einfach nur noch mehr Geld herausschlagen.“