20-jähriger Kurde in Ankara erstochen

Ein 20-jähriger Kurde ist in Ankara von mutmaßlichen Rassisten auf offener Straße erstochen worden. Drei türkischstämmige Tatverdächtige wurden festgenommen.

Ein junger Kurde ist in Ankara von mutmaßlichen Rassisten erstochen worden. Bei dem Opfer handelt es sich um den in Patnos in der nordkurdischen Provinz Agirî (türk. Ağrı) geborenen 20-jährigen Barış Ç. Er soll am Sonntagabend gegen 22.30 Uhr seine elterliche Wohnung im Bezirk Etimesgut verlassen haben, um sich mit Freunden in einem nahegelegenen Park zu treffen. Zuvor habe er auf dem Balkon kurdische Musik gehört, die von der Straße aus zu hören gewesen sei. Nach Verlassen der Wohnung sei Barış Ç. von drei Männern angegriffen worden. Der tödliche Stich traf ihn ins Herz, der 20-Jährige starb noch am Tatort. Sein Leichnam befindet sich zur Obduktion im Privatkrankenhaus Etimad. Barış Ç. soll noch heute beerdigt werden. Drei türkischstämmige Tatverdächtige wurden festgenommen.

Doğan Ç., ein Cousin des Getöteten, äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA), in der Vergangenheit ebenfalls angegriffen worden zu sein, weil er kurdische Musik hörte.

Die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan angeordnete Okkupierung der HDP-geführten Rathäuser in den kurdischen Städten und die allgemeine hassbeladene Rhetorik im Regierungslager trifft in der türkischen Gesellschaft auf viel Zustimmung. Hochkochende nationalistische Gefühle ebnen den Weg zu Rassismus und Diskriminierung gegenüber Kurdinnen und Kurden und anderen Bevölkerungsgruppen.

Angriffe auf armenische Kirchen und Einrichtungen

Auch Angriffe auf Einrichtungen der armenischen Minderheit nehmen wieder zu. Rakel Dink, die Witwe des 2007 in Istanbul von einem Ultranationalisten erschossenen Journalisten Hrant Dink, erhielt Morddrohungen und wurde aufgefordert, das Land zu verlassen. Auch Anwält*innen des Vorstands der nach Hrant Dink benannten Stiftung wurden mit dem Tod bedroht. Zuvor waren im Mai bereits zwei armenische Kirchen in Istanbul angegriffen worden.

Ebenso führte die Ausweitung der Befugnisse von Polizei und „Nachbarschaftswächtern“ in den letzten Wochen zu einer steigenden Zahl von Übergriffen auf die Bevölkerung. So wurden immer wieder Kinder von bewaffneten Polizisten unter anderem mit Schüssen durch die Straßen kurdischer Städte gejagt, es kam zu einer Häufung von Fällen von Folter und Misshandlungen, teilweise auf offener Straße.