Erneut wurde in der Türkei eine armenische Kirche angegriffen. Diesmal traf es die Kirche Gregor des Erleuchters (Surp-Lusaworitsch-Kirche, armen. Սուրբ Գրիգոր Լուսավորիչ եկեղեցի) im Istanbuler Stadtteil Kuzguncuk im Bezirk Üsküdar. Aufnahmen aus einer Überwachungskamera vom 23. Mai zeigen eine männliche Person, die sich am Gitter vor dem Haupteingang hochzieht und mit roher Gewalt das Kreuz der Kirchentür abreißt, bevor es auf den Boden geschleudert wird. Es ist bereits der zweite rassistisch motivierte Angriff auf eine armenische Kirche in der Millionenmetropole innerhalb weniger Wochen.
Wie aus einer Stellungnahme der Kirchenleitung hervorgeht, wurde bei der Polizei Anzeige wegen Kirchen-Vandalismus erstattet. Die Identität des Täters ist noch unklar. Das abgerissene Kreuz der apostolischen Kirche, die vom bedeutenden armenischen Baumeister und Palastarchitekten Ohannes Amira Severyan im Osmanischen Reich erbaut und 1835 eingeweiht wurde, ist inzwischen erneuert worden.
Der armenische Lehrer und Parlamentsabgeordnete Garo Paylan (HDP) sieht für den Angriff die hassbeladene Rhetorik im Regierungslager verantwortlich, durch die Hassverbrechen normalisiert werden. Anfang Mai war im Istanbuler Stadtteil Bakirköy ein Brandanschlag auf die Patriarchatskirche Surp Asdvadzadzin verübt worden. Der mutmaßliche Täter hatte die Kirchentür angezündet und war danach geflüchtet. Der Brand konnte gelöscht werden, bevor noch größerer Schaden angerichtet wurde.