18.000 Menschen in Wan unter Quarantäne

Die offiziellen Zahlen von 478 Corona-Infektionen und zehn Todesfällen für Wan dürften stark untertrieben sein. Die Trauerveranstaltung einer islamistischen Gruppe in der an den Iran grenzende Provinz hatte Anfang Mai eine neue Infektionswelle ausgelöst.

In der nordkurdischen Provinz Wan (türk. Van) ist die Zahl der offiziell registrierten Infektionen mit dem Coronavirus auf 478 gestiegen. Das sind 27 mehr als am Vortag. In der gesamten Provinz sollen bisher zehn Menschen an den Folgen der neuartigen Krankheit Covid-19 gestorben sein. In zwei Landkreisen befinden sich nach Angaben der Regierung rund 18.000 Menschen in Quarantäne.

Die offiziellen Corona-Zahlen für Wan dürften allerdings stark untertrieben sein, da die Region aufgrund der Nähe zum Iran ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist und viele Schutzsuchende über die Berge aus dem Nachbarland und Afghanistan nach Wan kommen. Eine Trauerveranstaltung der dschihadistischen Tevhid-Gruppe hatte am 5. Mai zudem zu einer neuen Infektionswelle geführt. Während überall Trauerfeiern verboten waren, durften die Anhänger der IS-nahen Gruppe ihre Veranstaltung im Dorf Siyavan (Ortanca) abhalten. In der Ortschaft im Landkreis Rêya Armûşê (Ipekyolu) sind bisher 128 Infektionen festgestellt worden. Im Wohnviertel Eminpaşa im Landkreis Êrdmed (auch Ertemêtan, türk. Edremit), wo ebenfalls trotz des Verbots eine Trauerfeier stattgefunden hat, liegt die Zahl der Infizierten bei 35.

Flüchtlinge in Wan schutzlos Corona ausgesetzt

Der Forschungsverein Migration warnte unterdessen aufgrund der prekären Lage von Geflüchteten in Wan, dass diese schutzlos der Corona-Pandemie ausgeliefert seien. „Während es schon unter normalen Bedingungen für diese Menschen schwer war, Unterkunft und Nahrung zu finden, ist die Lage nun weitaus schlimmer. Ihnen fehlt es an jeglicher Gesundheitsversorgung, und da Schutzsuchende in dieser Phase immer als allenfalls zweitrangig betrachtet werden, schenkt niemand ihrer Stimme Gehör“, sagte Hanife Güzel, Ko-Vorsitzende des Forschungsvereins Migration in Wan.

Offiziell 4.369 Tote in der Türkei

Mit mehr als 157.000 Infizierten liegt die Türkei weiterhin auf Platz neun der am schwersten vom Coronavirus betroffenen Länder. Gesundheitsminister Fahrettin Koca meldete am Abend, die Zahl der bestätigten Fälle sei innerhalb der vergangenen 24 Stunden um weitere 987 angestiegen und liege jetzt bei 157.814. Außerdem seien im gleichen Zeitraum weitere 29 Menschen an Covid-19 verstorben. Insgesamt gibt es Regierungsangaben zufolge damit 4.369 Tote in der Türkei. Erholt haben sich demnach bisher 120.015 Menschen.