Gefangener in Silivri an Corona gestorben

Im Hochsicherheitsgefängnis Silivri ist der erste Gefangene an Covid-19 gestorben. In dem Strafvollzugskomplex im Westen von Istanbul sind vor allem politische Gefangene, darunter der Bürgerrechtler Osman Kavala, und viele Journalisten inhaftiert.

Im Hochsicherheitsgefängnis Silivri ist der erste Gefangene an Covid-19 gestorben. Der Mann habe an Tuberkulose gelitten, teilte die Staatsanwaltschaft von Bakirköy am Freitag in einer Stellungnahme mit. Zudem seien weitere 82 Insassen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Aus dem L-Typ-Gefängnis Nr. 7 des Strafvollzugskomplexes im Westen von Istanbul hätten sich demnach 47 Gefangene infiziert. Direkt nebenan in der Haftanstalt Nr.8 seien es 35 Gefangene. Es gehe ihnen gut; zehn Betroffene seien im Krankenhaus, die anderen im Gefängnis isoliert, heißt es.

Der Gefängniskomplex in Silivri gilt als größtes Gefängnis in Europa und gleicht eher einem Konzentrationslager des 21. Jahrhunderts, andere beschreiben es als ein Internierungslager für Erdoğan-Gegner. Die Anlage besteht aus neun geschlossenen und einer offenen Vollzugsanstalt. Dort sind vor allem politische Gefangene wie der Bürgerrechtler Osman Kavala, Anwält*innen aus den Verfahren gegen die linke Anwaltsvereinigung ÇHD, Regierungskritiker*innen und Journalist*innen inhaftiert. Von der sogenannten Corona-Amnestie profitieren sie nicht, da sie wegen „Terrorvorwürfen“ einsitzen und somit keinen Straferlass erhalten. 

Wie viele Insassen in türkischen Gefängnissen insgesamt von der Corona-Pandemie betroffen sind, bleibt weiter unklar. Ende April hatte Justizminister Abdulhamit Gül bekannt gegeben, dass bisher 120 Häftlinge in vier Gefängnissen an Covid-19 erkrankt seien. Keiner befinde sich auf einer Intensivstation. Am 13. April hatte Gül gemeldet, dass im offenen Vollzug bisher 17 Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 bestätigt seien. Drei Menschen seien gestorben. Zivilgesellschaftliche Organisationen gehen davon aus, dass die Dunkelziffer um einiges höher liegt.

HDP-Abgeordnete: Infektionsrisiko in Gefängnissen extrem hoch

Denn die Zellen in den türkischen Gefängnissen sind vollkommen überbelegt und den Gefangenen werden nicht einmal Mittel für die einfachsten hygienischen Vorkehrungen gegen das Coronavirus zur Verfügung gestellt. Die Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Züleyha Gülüm, äußerte jüngst gegenüber ANF, dass Warnungen wegen der Pandemie von den Gefängnisbehörden nicht ernsthaft behandelt würden und die Gefahr einer Vielzahl von Todesfällen bestehe.