Rapider Anstieg von Corona-Infizierten in Wan

In Wan gibt es nach offiziellen Angaben 380 aktive Corona-Fälle und 44.000 Menschen befinden sich unter Quarantäne. Acht Personen wurden als Corona-Tote erfasst.

Die türkische Regierung setzt alles daran, die offiziellen Corona-Zahlen so niedrig wie möglich zu halten. Gerade in der an den Iran/Ostkurdistan angrenzenden nordkurdischen Provinz Wan (Van), liegt die Zahl der Fälle allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit weit höher. Laut offizieller Angaben gibt es in Wan 380 aktive Corona-Fälle, 44.000 Menschen stehen unter Quarantäne und acht Personen wurden als Corona-Tote erfasst.

Am 28. März waren nach einer Trauerfeier im Dorf Han im Kreis Ebex (Çaldıran) die ersten Fälle offiziell registriert worden. Auch im Dorf Örmetaş bei Elbak (Başkale) wurden nach dem Besuch einer Person aus Istanbul sechzig Fälle bekanntgegeben.

Dschihadistenveranstaltung als Pandemieherd

In Wan breitete sich das Virus rapide aus. Nach einer Trauerfeier in Rêya Armûsê (Ipekyolu) am 5. Mai wurden 93 Menschen infiziert. Hunderte Besucher*innen der Trauerfeier haben sich auf die gesamte Provinz Wan verteilt. Während überall Trauerfeiern verboten waren, stellte die Veranstaltung eine Machtdemonstration der IS-nahen Tevhid-Gruppe dar. Sie durfte trotz Verbot jeglicher Veranstaltungen ihre Trauerfeier im Dorf Ortanca abhalten. Die Tevhid-Gruppe ist bekannt für schwere Übergriffe und gewalttätige Angriffe auf politische Gegner*innen. Die Erlaubnis dieser Veranstaltung durch den Gouverneur und die Polizei stößt in der Bevölkerung auf Irritation.

Keine Maßnahmen in Wan

Entgegen dem Trend in türkischen Städten, in denen die Zahlen zumindest offiziell allmählich sinken, steigen sie in Wan rapide an. Dennoch wurden die Friseure und Einkaufszentren geöffnet. Die mangelnden Maßnahmen und die von der Regierung zu niedrig ausgegebenen Zahlen führen dazu, dass viele Menschen gerade in den Stadtzentren die Gefahr nicht mehr ernst nehmen und ohne Schutzmasken herumlaufen sowie Abstandsregeln missachten. Die übrige Bevölkerung ist besorgt aufgrund der drohenden neuen Pandemiewelle.