Türkei verhängt erneut Ausgangssperre

Erneut hat die türkische Regierung wegen der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre angekündigt. Das viertägige Verbot beginnt am Samstag. Zuvor waren Reisebeschränkungen in sieben Städten gelockert worden. Ärzte halten die Normalisierung für verfrüht.

Erneut hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wegen der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre angekündigt. Diese beginne am kommenden Samstag um Mitternacht (Ortszeit; entspricht 23 Uhr MEZ) und ende am Mittwoch um dieselbe Zeit, sagte Erdoğan am Montag nach einer online abgehaltenen Kabinettssitzung in der Huber-Villa in Istanbul. Die zur Eindämmung des Coronavirus erlassenen Reisebeschränkungen für 31 Städte und Provinzen wurden in Adana, Trabzon, Ordu, Denizli, Tekirdağ, Gurgum (Maraş), Riha (Urfa), Amed (Diyarbakır) und Mêrdîn (Mardin) wieder aufgehoben.

Ärzte kritisieren die Lockerungen der Maßnahmen gegen die Pandemie und halten die Normalisierung für verfrüht. Zudem würden die offiziellen Fallzahlen viel zu niedrig angesetzt. Dr. Halis Yerlikaya, Mitglied im Zentralrat des Türkischen Ärzteverbands (TTB), erklärte gegenüber ANF, dass die Anzahl der tatsächlichen Infektionsfälle viel höher sei als vom Gesundheitsministerium an jedem Abend in den sozialen Medien angegeben. Im Vergleich zu den offiziellen Angaben seien die vom Ärzteverband erhobenen Daten vier bis fünf Mal höher. 

Türkei bereitet sich für Öffnung für Tourismus vor

Derweil bereitet sich die Türkei mit Corona-Auflagen für Hotels und Restaurants auf die Öffnung für den Tourismus vor. Ab Ende Mai werde man schrittweise den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, sagte Kultur- und Tourismusminister Mehmet Ersoy am Sonntag dem Sender CNN Türk. Im Juni werde es voraussichtlich nach und nach wieder internationale Flüge geben. An den Flughäfen sollen entsprechende Teststationen eingerichtet werden, die erste werde am Flughafen Antalya ihren Betrieb aufnehmen. Geplant sei eine Kapazität für rund 20.000 PCR-Tests pro Tag, wobei das Ergebnis nicht abgewartet werden muss. Es genüge die Angabe des Hotels oder der Unterkunft. Welche Maßnahmen bei einer positiven Testung ergriffen werden sollen, darüber wurden keine Angaben gemacht.

Laut Ersoy habe die Regierung für Hotels und Restaurants ein Zertifikationsprogramm mit 132 Kriterien entwickelt. Unter anderem müssten die Einrichtungen Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Zudem erhalte das Personal eine Pandemie-Ausbildung. Die Türkei will sich so als sicheres Urlaubsland präsentieren. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Die Einnahmen fließen als Finanzierung in den blutigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung, den der türkische Staat bereits seit 40 Jahren führt. 

3841 Corona-Tote in der Türkei

Unterdessen ist die Zahl der Coronavirus-Fälle in der Türkei auf mehr als 139.000 gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden seien 1114 Menschen positiv getestet worden, teilte Gesundheitsminister Fahrettin Koca im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Die Zahl der offiziell gemeldeten Fälle stieg damit auf 139.771. Binnen Tagesfrist starben Koca zufolge 55 weitere Menschen an der neuartigen Krankheit Covid-19, die Gesamtzahl der Todesopfer stieg damit auf 3841.