17 Jugendliche aus Nisêbîn seit über zwei Jahren in U-Haft

Seit Mai 2016 sitzen 17 Jugendliche aus der nordkurdischen Kreisstadt Nisêbîn in Untersuchungshaft. Auch bei der heutigen Verhandlung in Mêrdîn wurden die Haftbefehle nicht aufgehoben.

2016 wurde Nisêbîn (Nusaybin) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn fast vollständig von türkischen Sicherheitskräften zerstört. 17 Jugendliche, die am 26. Mai 2016 aus der belagerten Stadt evakuiert werden konnten, wurden verhaftet und sitzen seitdem in verschiedenen türkischen Gefängnissen. Heute fand die vierte Hauptverhandlung im Prozess gegen die minderjährigen Angeklagten statt. Für alle werden lebenslängliche Haftstrafen gefordert.

Nur einer der Angeklagten konnte an der heutigen Verhandlung gegen ihn persönlich teilnehmen. Ein weiterer Angeklagter konnte den Prozess per Video-Liveschaltung aus dem Gefängnis in Riha (Urfa) verfolgen. Die anderen 15 Jugendlichen blieben ausgeschlossen, da sich keine Liveverbindung zwischen dem Gefängnis und dem Gerichtssaal herstellen ließ.

Kein einziger Beweis

Die Verteidiger*innen der Jugendlichen führten in der Verhandlung aus, dass ihre Mandanten Opfer der in Nisêbîn ausgerufenen Ausgangssperre wurden und kein einziger Beweis für eine Straftat vorliege. Allein die Tatsache, dass sie aus der Verbotszone gekommen seien, werde in der Anklageschrift als Straftat bewertet.

Das Gericht entschied die Fortsetzung der Untersuchungshaft und vertagte den Prozess auf den 15. November.