Nisêbîn-Prozess: Die Gefangenen schweben in Lebensgefahr

Am gestrigen Prozesstag gegen den Widerstand von Nisêbîn 2015-2016 wurde ein Gefangener freigelassen, die Haft für die anderen Gefangenen wird fortgesetzt. Der Prozess wurde auf den 9. Juli vertagt.

Der Prozess gegen 50 Aktivist*innen, die im Zusammenhang mit dem Widerstand von Nisêbîn 2016 gefangen genommen wurden, wurde gestern in Mêrdîn (Mardin) fortgesetzt.

„Die Gefangenen schweben in Lebensgefahr“

Die Verhandlung begann mit der Verteidigung von Resul Ergün. Ergün berichtete, am 3. März im Gefängnis von Ezirgan (Erzincan) von fast 50 Wächtern geschlagen worden zu sein. Alle Gefangenen in türkischen Haftanstalten schwebten in Lebensgefahr, so Ergün: „Das gilt nicht nur für mich, alle Gefangenen in den Gefängnissen in Kurdistan und der Türkei schweben in Lebensgefahr.“

Ergün führte in seiner Verteidigungsrede weiter aus: „Wir sind davon ausgegangen, dass die Menschenwürde gegen die Folter und wir durch den Widerstand siegen werden. Wir haben sogar Atteste im Krankenhaus darüber erhalten, was sie uns angetan haben. Acht meiner Freunde haben einen solchen Bericht erhalten. Ein Freund ist durch die Übergriffe taub geworden. Trotzdem ist nichts passiert.“ Ergün beendete seine Verteidigung mit den Worten: „Der Geruch der Freiheit weht von Rojava bis hierher.“

Das Gericht behindert die Verteidigung

Danach trug der inhaftierte MLKP-Aktivist Süleyman Göksel seine Verteidigung vor und forderte ein menschenwürdiges Leben für die Bevölkerung. Er fragte: „Wie kann dieses Gericht unter der offiziellen Ideologie unabhängig sein?“ Der vorsitzende Richter entgegnete: „Das hast du schon zehnmal gesagt, komm auf den Punkt.“

Rechtsanwalt Erdal Kuzu wies darauf hin, dass der Gefangene Mehmet Faruk Engin auf dem Weg aus dem Gefängnis von Osmaniye zur Gerichtsverhandlung nach Mêrdin zum Opfer eines Angriffs des Vollzugpersonals geworden sei. Kuzu forderte, dass die Generalstaatsanwaltschaft von Osmaniye darüber informiert werde und sie die diesbezüglichen Aussagen erhalte.

Hauptverhandlung auf den 9. Juli vertagt

Nach den Verteidigungsreden wurde der Prozess eine Stunde unterbrochen. Dann wurde die Freilassung von Azize Yıldırım verkündet und die Fortsetzung der Haft für die anderen Gefangenen. Der Prozess wurde auf den 9. Juli vertagt.