100 Prozent Verteuerung im Nahverkehr

Die Krise der Türkei schlägt sich in massiver Verteuerung nieder. Der Preis einer Fahrt zwischen den nordkurdischen Provinzhauptstädten Wan und Colemêrg hat sich in den vergangenen zwei Monaten verdoppelt.

Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Katalysator für die schwere wirtschaftliche und politische Krise der Türkei. Während immer mehr Menschen in tiefster Armut leben, steigen die Preise für das alltägliche Leben rapide. Das betrifft die kurdischen Regionen und dort insbesondere Gebiete wie Colemêrg (Hakkari) und Wan (Van) am heftigsten. Durch den faktischen Ausnahmezustand, die militärischen Sperrgebiete und die Verteuerung der Saatgutpreise ist die Landwirtschaft praktisch zum Erliegen gekommen. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mussten hunderte Läden in Wan schließen und die Arbeiter*innen kehrten in das von Krieg und extremer Armut geprägte Colemêrg zurück. Nun wurde der Preis von Reisen auf der wichtigen Route zwischen der kleinen Provinzhauptstadt Colemêrg und der Großstadt Wan verdoppelt, die Fahrten kosten nicht mehr 40 Türkische Lira (TL), sondern 80 TL. Das betrifft insbesondere Kleingewerbebetreibende, die ihre landwirtschaftlichen Produkte in der Großstadt verkaufen müssen und Pendler*innen sowie in Wan arbeitslos gewordene Menschen aus Colemêrg schwer.

Einer der Betroffenen ist Azad A. Er erklärt: „Es ist absolut inakzeptabel, so viel Geld für so eine kurze Strecke ausgeben zu müssen. Die Menschen sind doch sowieso arbeitslos. Niemand hat Geld. In solch schweren Zeiten den Preis so zu erhöhen, geht gar nicht. Viele Menschen können jetzt wegen dieses Geldes nicht mehr nach Hause zurückkehren. Die Preiserhöhungen müssen zurückgenommen werden.“

Die Menschen werden durch diese Preise ausgepresst“

Eine Person, die aus Sicherheitsgründen ihren Namen nicht nennen wollte, erklärt gegenüber ANF: „Ich reise mit meiner Frau zusammen immer wieder nach Colemêrg. Aber wegen des Preises geht das nicht mehr. Wir haben einfach nicht soviel Geld. Ich bin sowieso seit zwei Monaten arbeitslos. Diese Preiserhöhungen sind einfach gewissenlos. Für 200 Kilometer soviel Geld zu verlangen, ist einfach unmöglich. Für zwei Personen kostet einmal hin und zurück 320 TL. So werden die Bürger ausgepresst.“