Zehn Jahre Haft für 86-Jährigen gefordert

Weil er PKK-Mitgliedern Brot gegeben haben soll, fordert die türkische Staatsanwalt bis zu zehn Jahre Haft für den 86-jährigen Hasan Yaşar.

Hasan Yaşar ist 86 Jahre alt. Er lebt im Dorf Kewarexî (Harmankaya), das zur Provinz Mêrdîn (Mardin) gehört. Seine Augen sehen so gut wie nichts und sein Gehör ist auch nicht mehr besonders gut. Nun steht er vor Gericht.

Vorgeworfen wird Yaşar, dass er PKK-Mitgliedern Brot gegeben habe. Im Juli letzten Jahres war er wegen eines „Hinweises" an die türkischen Sicherheitskräfte gemeinsam mit zehn weiteren Bewohnern aus seinem Dorf festgenommen worden. Nach zwei Tagen in Untersuchungshaft wurde er entlassen. Vor drei Monaten begann der Prozess gegen den Hochbetagten, dem „Unterstützung einer [Terror-]Organisation“ vorgeworfen wird. Letzten Freitag fand der zweite Prozesstag vor dem Gericht für schwere Straftaten in Mêrdîn statt.

Die Staatsanwaltschaft fordert in dem Verfahren gegen Yaşar eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Der 86-Jährige erklärte beim letzten Prozesstag, dass seine Ehefrau vor sechs Jahren verstorben ist und er seitdem allein im Dorf lebt. Auf seine Lebensgeschichte ging Yaşar mit folgenden Worten ein: „In den 90er Jahren wurde unser Dorf gestürmt. Wir mussten es verlassen und zogen mit den Kindern nach Adana. Meine Kinder leben heute immer noch dort. Aber meine Frau und ich entschlossen uns, irgendwann ins Dorf zurückzukehren. Nun lebe ich hier allein. Eines Tages ist die Jandarma gekommen und hat mich mitgenommen. Gegen mich wurde ein Verfahren eröffnet. Was wollen sie nun von mir? Wollen sie mich ins Gefängnis stecken? Ich akzeptiere die Beschuldigungen nicht und fordere meinen Freispruch.“

Der nächste Prozesstermin gegen Yaşar wurde auf den 13. November terminiert.