Der kurdische Spielfilm „Gava Şitil Mezin Dibin“ (Wo die Sämlinge wachsen) von Rêger Azad Kaya hat zwei weitere Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals erhalten. Beim Bangkok Thai International Film Festival wurde der von der Filmkommune Rojava produzierte Film als Best Fiction Feature ausgezeichnet, beim Menschenrechtsfilmfestival Lugano (Film Festival Diritti Umani Lugano) in der italienischen Schweiz wurden Preise in den Kategorien „Bester Film“ und „Menschenrechtspreis 2023“ verliehen.
Die Jury in Lugano würdigte „When the seedlings grow“ als „Film, der mit begrenzten Mitteln, aber mit absolutem Vertrauen in die einzigartige Kraft des Kinos gedreht wurde. Dieser Film, der eine einfache und unvorhersehbare Erzählung mit einer kühnen Leidenschaft kombiniert, stellt unsere Erwartungen ständig in Frage und gibt dem Zuschauer Raum und Zeit zum Atmen und Nachdenken über die harte Realität, mit der er konfrontiert wird. Der Film folgt der Reise eines Vaters und einer Tochter in eine Region, die sich von den Jahren des Krieges und der Zerstörung erholt. Er schafft es, die menschliche und sozioökonomische Realität des heutigen Rojava mit einer neorealistischen Offenheit und subtilen Komplexität zu zeigen. Er geht direkt ins Herz, ohne uns an der Hand zu nehmen.“
Die Preisverleihung fand am Samstag statt. Regisseur Rêger Azad Kaya konnte die Preise aufgrund der Kriegsbedingungen in Nordsyrien nicht persönlich entgegennehmen, stattdessen wurde eine Videobotschaft eingespielt. Kaya widmete die Auszeichnung allen im Krieg getöteten Zivilist:innen und sagte: „In der letzten Zeit sind in Rojava erneut Dutzende Menschen vom türkischen Staat ermordet worden. Kliniken, die Infrastruktur für die Energie- und Wasserversorgung, zivile Anlagen und Fabriken wurden bombardiert. Als Filmkommune Rojava grüßen wir euch und wünschen allen Filmschaffenden auf dem Festival Erfolg.“
„Gava Şitil Mezin Dibin“ wurde in Kobanê gedreht und zeigt einen Tag im Leben von Zelal und ihrem Vater, die aus dem Dorf in die Stadt kommen, um Joghurt zu verkaufen. Dabei begegnen sie Hemûd, einem Jungen, der auf der Suche nach seinem Zuhause ist. Thematisiert werden einerseits die Schwierigkeiten von Zelal und ihrem Vater, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und andererseits die Bemühungen, die Familie von Hemûd zu finden. Ihre Abenteuer führen sie durch die sich verändernde Dynamik in einer Region im Aufbruch.
Der Regisseur Rêger Azad Kaya ist 1992 in Agirî (Nordkurdistan) geboren und hat an der Akdeniz-Universität studiert. Danach kam er nach Rojava und drehte mehrere Kurz- und Dokumentarfilme, bevor mit „Gava Şitil Mezin Dibin“ sein erster Spielfilm entstand. Der im August in Kobanê uraufgeführte Film wurde bereits auf Festivals in Kolumbien, Japan, Italien, Uruguay, Mexiko, Deutschland, Katalonien, Portugal und Schweden gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
Über die Filmkommune Rojava
Die Filmkommune Rojava (Komîna Fîlm a Rojava) stellt einen praktischen und künstlerischen Ausdruck der Revolution von Rojava dar. Das Kollektiv von Filmemacher:innen wurde 2015 in Dirbêsiyê in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gegründet. Es bildet selbstorganisiert alle Arten von Filmschaffenden aus und konzentriert sich auf den Wiederaufbau und die Reorganisation aller Infrastrukturen für Filmemachen, Vorführung und Bildung.