Vorstellung von „Soziologie der Freiheit“ in Köln

Seit Anfang der Woche tourt der Übersetzer Reimar Heider mit dem dritten Band „Soziologie der Freiheit“ aus Abdullah Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“ durch NRW. Zuletzt wurde das Werk in Köln vorgestellt.

In Köln ist am Freitag das Buch „Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan vorgestellt worden. Bei dem Werk handelt es sich um den im Frühjahr in deutscher Übersetzung im Unrast-Verlag erschienenen dritten Band aus Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“. Die Veranstaltung war Teil einer NRW-weiten Lesereise von Reimar Heider, der das Buch übersetzt hat und Sprecher der internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan, Frieden in Kurdistan“ ist. Organisiert wurde die Vorstellung vom Internationalistischen Komitee Helîn.

Aufgrund der Corona-Regeln in Nordrhein-Westfalen wurde die Buchpräsentation im kleinen Rahmen und mit einem Corona-Hygienekonzept abgehalten. Es gab eine Live-Übertragung auf dem YouTube-Kanal vom Berliner Verein Civaka Azad e.V. Insgesamt schauten etwa 50 Interessierte zu.

Reimar Heider erzählte zuerst von der Person Abdullah Öcalan und seiner politischen Praxis. Im Anschluss erläuterte er Öcalans Gesellschaftsanalyse mit Fokus auf die „Soziologie der Freiheit“, die der kurdische Vordenker im Jahr 2009 auf der Gefängnisinsel Imrali geschrieben hat, auf der er nach wie vor isoliert wird. Danach entstand eine rege Diskussion über den Ursprung von Vorurteilen über die kurdische Bewegung in Deutschland. Deutsche Geschichte und das langjährige positive Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei wurden als Grund für intensive Repressionspolitik der Bundesregierung gegenüber Öcalan und der PKK bewertet. In diesem Zusammenhang wurden auch die Problematiken der heutigen deutschen Linken thematisiert.

Als die Frage aufkam, wieso Öcalan als Mann die Frauenbefreiung als Basis für eine befreite Gesellschaft erachtet, erklärte Heider, dass der kurdische Denker eine männliche Dominanz bei sich erkannt hat und das System hinter dieser Dominanz, das Patriachat, problematisiert. „Öcalan analysiert das Patriarchat historisch als die älteste Unterdrückungsform, auf der jegliche andere Unterdrückungsform aufbaut. Die Frauenbefreiung, sowie die Veränderung des Mannes erachtet er als notwendige Bedingung für ein freies Leben für alle“, erklärt Heider.

Der Vortrag und die daran anschließende Diskussion überzeugte die Besucher*innen, dass Öcalans Perspektive des demokratischen Konföderalismus großes Lösungspotenzial für viele politische Fragen auch hier in Deutschland hat. Öcalans tiefgründige und hoffnungsvolle Herangehensweise an gesellschaftliche Veränderung motivierte die Besucher*innen zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit der kurdischen Freiheitsbewegung. Als kreativen Abschluss gestalteten alle anwesenden Personen eine Leinwand mit Bildern, Sprüchen und Zitaten, die sie mit Abdullah Öcalan verbinden.