Das Medya Volkshaus in Nürnberg und mit ihm viele Freund:innen fiebern den 12. Kurdischen Kulturtagen in den Räumen des städtischen Kulturladens Villa Leon entgegen. Dieses Jahr ist das Festival der „Jin, Jiyan, Azadî“-Bewegung gewidmet. „Geboren in den Bergen Kurdistans leitete diese Parole das Jahrhundert der Frauen ein. Mit ‚Jin, Jiyan, Azadî‘ ließen Frauen im Iran nach der Ermordung der Kurdin Jîna Amînî das Regime der Dunkelheit erzittern. Bald gingen diese drei Worte als Symbol für die Verteidigung des Lebens um die Welt. Jin, Jiyan, Azadî ist der Funke der Hoffnung und wird die Dunkelheit beenden“, heißt es in dem Einladungsflyer.
Die Kurdischen Kulturtage Nürnberg beginnen mit einer Darbietung der Folkloregruppen des Medya Volkshauses. Im Anschluss daran wird die Sängerin Ayfer Düzdaş traditionelle kurdisch-alevitische Volkslieder vortragen. Teils entstammen diese aus ihrem 2022 veröffentlichten Album „Kilomén Ârxawûné“ und wurden von ihr bei einer Reise von Dorf zu Dorf in den Distrikten Erxewan, Yazixan, Hekîmxan und Arxa in Meletî gesammelt.
Weiter geht es am zweiten Tag mit dem Film „Kobanê“ der Regisseurin Özlem Yaşar. Es ist das neueste Werk der Filmkommune Rojava und erzählt die Geschichte des Widerstands von Kobanê gegen den sogenannten IS. Im Mittelpunkt steht die kurdische Kämpferin Zehra, die nach der Flucht des Kommandanten dessen Platz einnimmt. Zwei Vorführungen sind im städtischen KunstKulturQuartier angesetzt.
Am Freitag findet traditionell eine Podiumsdiskussion statt zu Fragen der Menschenrechte, Freiheit und Demokratie im Mittleren Osten, die die Lösung der kurdischen Frage aus unterschiedlichen Perspektiven im Fokus haben und auch auf das Ergebnis der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei eingehen. Die Vorträge werden simultan ins Deutsche übersetzt. Als Referent:innen konnten gewonnen werden: Lezgin Botan (ehemaliger Abgeordneter der HDP, mittlerweile im Exil), Dastan Jasim (Politikwissenschaftlerin am German Institute for Global & Area Studies) sowie Martin Dolzer (Ehemaliger Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, Journalist und Kurdistan-Experte). Die Moderation wird Azad Yusuf Bingol (Mitglied des Migrationsbeirats München) übernehmen.
Am Samstag, dem 20. Mai, enden die 12. Kurdischen Kulturtage mit einem Openair-Konzert des bekannten Dengbêj-Barden Şivan Perwer. Schon in den frühen 1970er Jahren gab der heute 65-Jährige sein erstes öffentliches Konzert, sang dabei in kurdischer Sprache und wurde daraufhin prompt verhaftet. Er emigrierte nach Deutschland und gab als kultureller Botschafter zahlreiche Konzerte mit Liedern über Kurdistan und das Schicksal der Kurd:innen. Die bekanntesten seiner Platten sind unter anderem „Oy Kurdistan Welatê Min Kurdistan“, „Nazê“, „Kîne Em“, „Zembîlfiroş“ und „Helebçe“.
Die Festivalleitung ist sich sicher, dass die kurdischen Kulturtage wieder zahlreiche Besucher:innen anlocken werden. Begleitend zum Programm wird im Außengelände der Villa Leon auch das kurdische „Schwarze Zelt / Konê Reş“ mit Alltagsgegenständen des nomadischen Lebens aufgebaut. An allen Tagen haben Besucher:innen Gelegenheit, Kunst und Kultur aus allen Teilen Kurdistans kennenzulernen, kurdische Speisen auszuprobieren und sich mit Freund:innen auszutauschen.