Trotz Morddrohung: Kurdisches Wandbild in Oslo bleibt

Die norwegische Politikerin Eivor Evenrud hat massive Morddrohungen erhalten, weil sie sich für den Erhalt eines kurdischen Wandsbilds ausgesprochen hat. Der Kulturausschuss hat jetzt einstimmig entschieden, dass das Bild mit einem Öcalan-Zitat bleibt.

Der Kulturausschuss des Stadtrats von Oslo hat die Forderung der Türkei einstimmig abgelehnt, ein Wandbild mit einem Zitat Abdullah Öcalans zur Frauenbefreiung zu entfernen. Das Bild der Künstlerin Gelawesh Waledkhani gegenüber dem norwegischen Parlament bleibt trotz massiver Drohungen erhalten.

Die Ausschussvorsitzende Eivor Evenrud hat einen Tag vor der Sitzung öffentlich gemacht, dass sie seit Wochen Morddrohungen bekommt. „Vor einigen Wochen habe ich hier geschrieben, dass die Gemeinde Oslo ein Kunstwerk NICHT entfernen wird, selbst wenn das türkische Außenministerium und der Botschafter in Oslo uns darum gebeten haben. Dann ging es los“, schrieb die Rødt-Politikerin im Kurznachrichtendienst Twitter. „Es dauerte 15 Minuten, bis die erste Morddrohung kam. Ich nahm an, dass jemand wütend werden würde, aber auf die Menge an Wut und Drohungen war ich nicht vorbereitet. Es ist ein Gemälde an einer Wand in Oslo!“

Die Drohungen seien rund um die Uhr gekommen und es seien sehr viele gewesen, heißt es weiter in dem Tweet: „Schließlich denke ich fast, dass es nur komisch war. Aber das ist es nicht wirklich, es ist schrecklich. Es zeigt, was die Menschen, insbesondere die kurdische Bevölkerung, ständig durchmachen. Hier in Oslo bekam ich Hilfe von den richtigen Behörden. Die Meinungsfreiheit ist der Eckpfeiler einer gut funktionierenden Demokratie.“

Das rund zweieinhalb mal sechs Meter große Wandbild mit dem Titel „Rojava: The Women’s Revolution“ ist von der Künstlerin Gelawesh Waledkhani und entstand im Jahr 2020. Es stellt kurdische Kämpferinnen in Nordsyrien dar und enthält das berühmte Zitat von Abdullah Öcalan: „A society can never be free without women’s liberation“ (Eine Gesellschaft kann niemals frei sein ohne die Befreiung der Frauen). Der Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung gilt als Ideengeber für die Revolution von Rojava. Die Kunstwand, an der das Bild hängt, wird von der Kulturagentur Mesén betrieben. Dem öffentlichen Ausstellungsort liegt der Gedanke zugrunde, dass Kunst, die in Museen zu sehen ist, stets nur einem eingeweihten Publikum vorbehalten bleibt. Außerdem soll das Projekt zur Förderung der Meinungsfreiheit und der öffentlichen Debatte beitragen.

Das türkische Außenministerium in Ankara hatte die Entfernung verlangt und die Stadtverwaltung von Oslo der „Unterstützung von Terrorismus“ beschuldigt. Zudem sprach das Ministerium eine Drohung aus: „Wir möchten diejenigen, die den Terrorismus tolerieren, daran erinnern, dass auch sie eines Tages von dieser Geißel betroffen sein könnten.“