„Mut zur Haltung“ – SOLI NETZ ruft Konstantin-Andok-Literaturpreis ins Leben

Ein neuer Literaturpreis soll Texte auszeichnen, die Mut machen und Position beziehen für Menschenrechte und Gerechtigkeit. Benannt wurde die Auszeichnung nach dem Internationalisten Konstantin Gedig, der bei der Verteidigung von Serêkaniyê getötet wurde.

Das SOLI NETZ ist ein wachsendes Netzwerk von Menschen, die gesellschaftsveränderndes Handeln aktiv fördern. „Wir unterstützen Menschen, die sich nicht von der Logik kapitalistischer Institutionen aufsaugen lassen, die unbequeme Fragen stellen, die Eigensinn und Widerständigkeit bewahren“, heißt es zum Selbstverständnis. Denn „Veränderung lebt vom Tun – Tun gilt es zu ermöglichen.“ Nun ruft das Netzwerk einen Literaturpreis ins Leben. Der „Konstantin-Andok-Literaturpreis“ soll Texte auszeichnen, die Mut machen und Position beziehen für Menschenrechte und Gerechtigkeit.

Benannt ist der Preis nach Konstantin Gedig. Der Internationalist wurde 1995 geboren und wuchs in Norddeutschland auf. Am 1. September 2016, dem internationalen Antikriegstag, stieg er in ein Flugzeug nach Kurdistan. Dort schloss er sich den Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Rojava/Nordostsyrien an, um ein Teil des Kampfes gegen den IS zu werden. Er wurde Sanitäter und nahm den Kampfnamen Andok Cotkar an. Bei einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei wurde Konstantin-Andok am 16. Oktober 2019 in Serêkaniyê durch Bomber des NATO-Mitgliedsstaates Türkei getötet, als er die Evakuierung eines Hospitals gegen Angriffe von Dschihadisten absicherte.

„Mut zur Haltung“

„Öffentlichkeit ist eine Bedingung von Demokratie. Sie erlaubt uns, Interessen zu formulieren und für deren Durchsetzung zu streiten. Trotz technologischer Voraussetzungen, die in den letzten Jahren den globalen Austausch radikal erweiterten, werden viele wichtige Themen eng geführt. In aufgeheizten Debatten sozialer Netzwerke werden gesellschaftliche Nöte individualisiert und Solidarität durch Opferkonkurrenz verdrängt. So gerät eine fortschrittliche Öffentlichkeit in den Hintergrund, denn Oberwasser hat in solchen Spannungsfeldern des autoritären Kapitalismus nicht etwa eine gesellschaftliche Linke, sondern das Kapital.

Warum gibt es beispielsweise in Zeiten des Mietenwahnsinns keine breite Diskussion um Wohnungsbaukonzerne und die Eigentumsfrage? Wieso kommen im Syrienkonflikt oder in der Kurdenfrage vorrangig die Stimmen von NATO-Mitgliedstaaten zu Wort? Was hat es mit moralischen Doppelstandards auf sich, wenn gegen Regimes in Russland oder China die Stimme erhoben wird, für Menschen wie Julian Assange oder Edward Snowden aber Grundrechte außer Kraft gesetzt werden? Weshalb ist es so ruhig geworden bei der Umsetzung der Istanbul-Konvention (Gewalt gegen Frauen)? Wer steht auf der Bremse? Wie kann es sein, dass sich deutsche Spitzenpolitiker:innen mit einer anti-rassistischen Bewegung wie Black Lives Matter solidarisieren, zugleich aber um die Gunst Katars buhlen, in dem Rechte von Arbeitsmigrant:innen oder Angehörigen der LGBTQ-Community mit Füßen getreten werden. Wieso schottet sich die EU gegen Geflüchtete des Globalen Süden ab?

Wir wollen wissen, was es heute heißt, Position zu beziehen für Menschenrechte und Gerechtigkeit – und zwar, wie Malcolm X sagte: „by any means neccessary“. In welchem Verhältnis stehen strukturelle Gewalt und die Gewalt des Widerstands?

Häufig fällt es schwer Überzeugung zu entwickeln, Zweifel zu überwinden und Haltung zu bewahren. Das erfordert unter anderem Mut. Woher kommt er?

Eure Stimme interessiert uns – Eure Haltung zählt, deshalb loben wir den Konstantin-Andok-Literaturpreis aus.

Auslobung

Der erste Preis ist mit 600 €, der zweite mit 300 € und der dritte mit 100 € dotiert. Darüber hinaus werden wir uns bemühen einen Austausch unter den besten Einsender:innen zu initiieren. Eine Auswahl der Texte soll in einer Anthologie zusammengefasst und publiziert werden.

Was tun? – Eure Einsendungen

Wir geben keine Textgattung vor. Feuilletons, Reportagen, wissenschaftliche Analysen und Interviews sind ebenso willkommen wie Lyrik oder andere kurze literarische Stücke.

Euer Beitrag muss nicht eigens für diese Ausschreibung gefertigt worden sein. Er kann z.B. einer wissenschaftlichen Hausarbeit entspringen. Er sollte nicht viel älter als ein Jahr und bei einer lesefreundlichen Schrift nicht mehr als 16 DIN-A4-Seiten lang sein. In einem kurzen Vorspann (nicht mehr als zehn Zeilen) solltet ihr möglichst prägnant zusammenfassen, worum es geht.

Bitte schickt eure Einsendungen bis zum Freitag, den 10. Februar 2023, Konstantin-Andoks Geburtstag, elektronisch, im PDF-Format an: [email protected] | www.soli-netz.blog | [email protected]