Inhaftierter Künstler schließt sich Gefängnis-Hungerstreik an

In den Gefängnissen der Türkei findet seit November ein Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans und willkürliche Rechtsverletzungen statt. Der kurdische Künstler Ilyas Arzu von der Band Koma Pel hat sich dem Massenprotest angeschlossen.

Seit dem 27. November 2020 findet in der Türkei inzwischen der Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans und die völlige Entrechtung in den für Menschenrechtsverletzungen bekannten Gefängnissen des Landes statt. Der Protest war von politischen Gefangenen aus PKK/PAJK-Verfahren im Wechsel angestoßenen worden. Zunächst wurde die Aktion jeweils fünftägig durchgeführt, am 14. Juli ist die Dauer auf fünfzehn Tage angehoben worden.

An dem Hungerstreik beteiligen sich nicht nur die PKK/PAJK-Gefangenen, sondern auch Mitglieder der HDP und ihrer Schwesterpartei DBP. Doch auch als politische Geiseln inhaftierte Kunstschaffende sind Teil des Protests. Wie jetzt bekannt wurde, hat sich der im F-Typ-Gefängnis in Kürkçüler bei Adana inhaftierte Musiker lyas Arzu von der bekannten kurdischen Band Koma Pel dem Hungerstreik angeschlossen. Seit Anfang Juni sitzt Arzu, der mit seiner Gruppe im kurdischen Musikzentrum DEM in Adana organisiert ist, unter Terrorvorwürfen in Untersuchungshaft. Zuvor war er bereits mehrfach festgenommen worden.

Zu den Hintergründen seiner Teilnahme am Hungerstreik ließ Arzu diesen Freitag im Rahmen eines Telefonats mit seiner Familie ausrichten: „Künstlerinnen und Künstler sind bekanntlich das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft. Als Teil dieses Kollektivs stellt es sich mir unmöglich dar, angesichts des Unrechts und den Rechtsverletzungen auf Imrali zu schweigen. Ich trete in den Hungerstreik, um mich der Forderung nach einer Aufhebung der erschwerten Isolationsbedingungen dort anzuschließen. Es ist für Menschen mit Gewissen, die sich der Kunst verschrieben haben, nicht möglich, angesichts dieser Ungerechtigkeit zu schweigen. Wir stehen in der Pflicht, eine Haltung dem Unrecht gegenüber anzunehmen. Deshalb schließe ich mich dem Widerstand in den Gefängnissen an.“