Gültan Kışanak schreibt im Gefängnis ein Drehbuch. Die ehemalige Ko-Bürgermeisterin der kurdischen Metropole Amed (Diyarbakır) ist seit zweieinhalb Jahren im Typ-F-Gefängnis Kandıra. Sie wurde im Oktober 2016 festgenommen und ist im vergangenen Februar wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation zu über 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Die kurdische Politikerin hat im Gefängnis bereits ein Buch geschrieben. „Die Farbe Lila in der kurdischen Politik“ ist aus schriftlich geführten Interviews mit weiblichen politischen Gefangenen entstanden. Seit einiger Zeit schreibt Gültan Kışanak auch für die in der Türkei erscheinende Tageszeitung Yeni Yaşam.
Wie ihre Tochter Evin Jiyan Kışanak gegenüber Bianet erklärte, arbeitet Gültan Kışanak zurzeit an einem Drehbuch. Dafür lässt sie sich brieflich von Sırrı Süreyya Önder beraten. Der ehemalige HDP-Abgeordnete und Filmemacher, der in der Zeit des vom türkischen Staat abgebrochenen Friedensprozesses als Mitglied der „Imrali-Delegation“ zwischen Abdullah Öcalan, der PKK-Führung in Qendîl und der türkischen Regierung in Ankara vermittelte, sitzt seit vergangenem Dezember eine dreieinhalbjährige Freiheitsstrafe in Kandıra ab.
Evin Jiyan Kışanak erinnert in der Bianet-Reportage daran, dass ihre Mutter bereits nach dem Militärputsch 1980 im Gefängnis war. „Wenn meine Mutter nach ihrer Entlassung aus der Hölle des Gefängnisses Diyarbakır lächelnd weiter für Gleichheit und Frieden gekämpft hat, ein weiteres Mal verhaftet worden ist und immer noch lächelt, kann ich auch nicht hoffnungslos sein. Meine Mutter ist eine Frau, die einfach nicht untätig sein kann. Jetzt schreibt sie ein Filmszenario. Sie führt einen Briefwechsel mit Sırrı Süreyya Önder und lässt sich von ihm beraten. Sie soll seine beste Schülerin sein.“