Grup Yorum: Forderungen von Ibrahim Gökçek erfüllen

Die Musikgruppe Grup Yorum hat die türkische Regierung aufgefordert, die Forderungen ihres Mitglieds Ibrahim Gökçek zu akzeptieren. Seit 320 Tagen verweigert der Bassist die Nahrungsaufnahme aus Protest gegen die Repression, der seine Band ausgesetzt ist.

Die Musikgruppe Grup Yorum verlangt von der türkischen Regierung, die Forderungen ihres hungerstreikenden Bandmitglieds Ibrahim Gökçek zu akzeptieren. „Werdet nicht verantwortlich dafür, dass weitere Menschen sterben. Erfüllt die Forderungen von Ibrahim“, sagt die Gruppe.

Seit 320 Tagen verweigert der 39 Jahre alte Gökçek bereits die Nahrungsaufnahme. Mit dem Hungerstreik kämpft der Bassist, der seit 16 Jahren Mitglied von Grup Yorum ist, gegen die staatliche Repression an, der seine Band ausgesetzt ist. Gökçek fordert die Aufhebung des Konzertverbots von Grup Yorum, ein Ende der Polizeirazzien gegen das Kulturzentrum Idil, die Freilassung aller inhaftierten Bandmitglieder und die Einstellung aller Gerichtsverfahren. Die türkische Regierung wies die Forderungen bisher strikt zurück. Erst müsse der Hungerstreik beendet werden, dann könne man reden, hieß es aus Ankara.

„Die Konzertverbote betreffen nicht ausschließlich unsere Gruppe, sondern das gesamte Volk“, teilte Grup Yorum mit. „Auf dem Bakirköy-Platz haben wir Konzerte für Millionen von Menschen gegeben. Unsere Lieder sangen wir alle gemeinsam. Wir sind die Künstler des Volkes. Vom Volk getrennt zu sein, bedeutet für uns ohnehin den Tod. Verbote werden wir nicht akzeptieren.“  

Im Februar 2019 war Ibrahim Gökçek zusammen mit seiner Bandkollegin Helin Bölek bei einer Razzia im Istanbuler Idil-Kulturzentrum festgenommen worden. Ihren im Gefängnis begonnenen Hungerstreik wandelten beide nach ihrer Haftentlassung im Februar 2020 in ein „Todesfasten“ um, dem Bölek am 4. April im Alter von 28 Jahren erlag. Gökçek wiederholte zuletzt am Dienstag in einer über Twitter verbreiteten Videobotschaft, dass er seinen Hungerstreik fortsetzen werde. In der Erklärung von Grup Yorum heißt es, dass es sich um legitime Forderungen handelt, die leicht umzusetzen seien: „Wir haben schon jemanden verloren. Soll ein weiterer Künstler sterben, weil seine Forderungen unerfüllt bleiben?“