Gedenken an Mai-Gefallene in Köln

In Köln hat eine von kurdischen und Türkei-stämmigen Organisationen ausgerichtete Gedenkveranstaltung für die Mai-Gefallenen des Befreiungskampfes in Kurdistan stattgefunden. Es wurde dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Besatzung auszuweiten.

In der kurdischen Befreiungsbewegung gilt der Mai als Monat der Gefallenen. Beim Gründungsparteitag am 27. November 1978 in Fîs in Amed (tr. Diyarbakir) rief die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) den Mai zum „Gefallenenmonat” und den 18. Mai zum „Tag der Gefallenen“ aus, da viele Kader der ersten Stunde sowie führende Revolutionäre der linken Bewegungen in der Türkei im Mai ihr Leben verloren haben. Aus diesem Anlass hatten kurdische und Türkei-stämmige Organisationen an diesem Samstag in Köln zu einer Gedenkveranstaltung an der Deutzer Werft eingeladen.

Ausgerichtet wurde die Zusammenkunft vom Verband der Angehörigen von Gefallenen und Verschwundenen (KOMAW), der NRW-weiten kurdischen Föderation FED-MED, dem Frauenverband YJK-E und dem Bündnis demokratischer Kräfte (DGB). An der Bühne waren Fotografien von vielen Pionier:innen der revolutionären Kämpfe in Kurdistan und der Türkei angebracht worden. In Redebeiträgen wurde die Bedeutung von Gefallenen hervorgehoben. Geschlossen wurde dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Besatzung auszuweiten.

Verantwortung für das „Erbe der Gefallenen”

Ayten Sünger etwa, die Ko-Vorsitzende von FED-MED, sprach von „Pflichten” für die kurdische Gesellschaft und der Verantwortung, die das „Erbe der Gefallenen” mit sich bringe. „Dieses Erbe erinnert uns an die Verbundenheit mit unserer Heimat und unsere noch unerfüllten Aufgaben.” Sabriye Tutar, die Ehefrau von Hasan Dutar, der von Kurdinnen und Kurden liebevoll Mam Beşîr genannt wurde und im Dezember im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal einem tödlichen Herzinfarkt erlag, sagte in einer Ansprache: „Wir müssen die Hoffnungen der Gefallenen am Leben erhalten und den Weg, den sie einschlugen, gehen. Ihre Namen dürfen wir nicht vergessen.“

Für ihre Ideale einstehen

Unter den Anwesenden war auch ein Cousin des kurdischen Revolutionärs Sinan Dersim, Mitglied der Exekutivräte der HBDH (Vereinte Revolutionsbewegung der Völker) und der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans). Am 27. Oktober 2020 kam Dersim bei einem türkischen Luftangriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben. Vorher war er viele Jahre in Europa und setzte sich für den Ausbau der kurdischen Einrichtungen und ein organisiertes Netzwerk innerhalb der kurdischen Gesellschaft in der Diaspora ein. „Wenn wir dem Kampf von Sinan Dersim und allen anderen Gefallenen würdig sein wollen, müssen wir für ihre Ideale einstehen. In unserer Heimat Kurdistan findet ein brutaler Krieg statt, in dem unsere Liebsten ihr Leben gaben“, so Kemal Şanlı.

Musik von Hozan Cömert

Trotz Wind und Wetter waren viele Mitglieder der kurdischen Community aus Köln und Umgebung gekommen, um an dem Gedenken teilzunehmen. Neben Reden gab es auch kulturelle Beiträge. Die Kriegsversehrte Sarya Cûdî trug ein Gedicht über die Bedeutung der Gefallenen vor. Der Sänger Hozan Cömert, der seine Söhne Sinan Cemgil Kahraman und Taylan Kahraman im kurdischen Befreiungskampf verlor, sang einige seiner Lieder.