Zentrale Gedenkveranstaltung für Sinan Dersim in Hamburg

In Hamburg ist mit einer Gedenkkundgebung Sinan Dersim gedacht worden. Für die meisten Anwesenden war es eine sehr emotionale Zusammenkunft, denn viele von ihnen kannten den kurdischen Revolutionär.

In Hamburg ist mit einer Gedenkkundgebung dem kurdischen Revolutionär Sinan Dersim gedacht worden. Dersim war Mitglied der Exekutivräte der HBDH (Vereinte Revolutionsbewegung der Völker) und der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans). Am 27. Oktober 2020 kam er bei einem türkischen Luftangriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben. Vorher war Sinan Dersim viele Jahre in Europa und setzte sich für den Ausbau der kurdischen Einrichtungen und ein organisiertes Netzwerk innerhalb der kurdischen Gesellschaft in der Diaspora ein.

Große Verbundenheit

Die Gedenkkundgebung fand am Hamburger Fischmarkt statt. Auch Menschen von weit entfernten Orten waren gekommen, um Sinan Dersim zu gedenken. Viele der Anwesenden kannten ihn persönlich. Am Ort der Zusammenkunft war eine Bühne aufgebaut worden, es wurde eine riesige kurdische Fahne entrollt. Auch viele Bilder von Sinan Dersim wurden hochgehalten. Für die meisten Hamburger*innen war es ein sehr emotionales Gedenken, es flossen Tränen. Denn es besteht eine große Verbundenheit zu dem gefallenen Revolutionär in der Hansestadt; viele Mitglieder der kurdischen Community haben wie Sinan ihre Wurzeln in Dersim.

Internationalist und Sozialist durch und durch

Unter den vielen Anwesenden fanden sich auch zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Yüksel Koç, Ko-Vorsitzender des kurdischen Europadachverbands KCDK-E, berichtete von seinen persönlichen Erlebnissen mit Sinan Dersim: „Wir haben zusammen gearbeitet. Es gab für ihn keine kleinen oder großen Aufgaben, er hat alle umarmt. Für uns alle bedeutet sein Tod großen Schmerz. Wo er war, hat er etwas aufgebaut, er war Internationalist und Sozialist durch und durch. Wir versprechen dir, Heval Sinan daher, dass wir bis zuletzt Widerstand leisten werden, bis deine Träume wahr werden und der Vorsitzende befreit ist“, so Koç.

Cansu Özdemir: Wir müssen den Widerstand unterstützen

Auch die Ko-Vorsitzende der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, Cansu Özdemir, sprach zu den Anwesenden. Sie erklärte: „Liebe Freundinnen und Freunde, ich verneige mich vor dem Kampf von Sinan Dersim, dem Widerstand in den Medya-Verteidigungsgebieten und in Şengal. Es droht wieder Krieg, die Türkei versucht mit Hilfe der USA und Europa die kurdischen Einheiten zu bombardieren, auch gegen Şengal wird Krieg geführt. Wir müssen den Widerstand unterstützen. Viele Dörfer werden erneut bombardiert, auch Zivilist*innen und Kinder sind in Gefahr“.

Die Gefallenen haben Werte geschaffen

Melle Dawut, der Sprecher der Islamischen Kurdischen Gemeinde, wies darauf hin, dass nicht nur mit Kampfflugzeugen gegen die Kurd*innen gekämpft werde, sondern auch ein großer Angriff auf die kurdische Kultur und Sprache stattfinde. Der Widerstand und die vielen Gefallenen hätten viele Werte geschaffen, die verteidigt werden müssten.

Dolzer: Angriff am Völkermordgedenktag

Martin Dolzer von der Volksinitiative gegen Rüstungsexporte erklärte, dass gerade heute wieder Giftgas durch die türkische Armee gegen die Guerilla eingesetzt worden sei. „Die Führungsakademie der Bundeswehr bildet seit Jahrzehnten Offiziere der türkischen Armee aus, die dort Kriegsverbrechen begehen, während hier gleichzeitig Menschen, die sich für Demokratie einsetzen, mit 129-b-Verfahren im Gefängnis landen. Das alles nur, weil die PKK sich wehrt. Sie hat im Şengal hunderttausende gerettet und Millionen in Rojava. Doch die Bundesregierung unterstützt die Türkei wegen eines dreckigen Flüchtlingsdeals und einer Waffenbrüderschaft, die schon zu Zeiten des Genozids an den Armenier*innen bestanden hat. Zum Jahrestag beginnt die Türkei einen Angriff auf die Medya-Verteidigungsgebiete“.

Fotos: Niloc/ANF

Dolzer wies auf die 100 Tonnen Munition hin, die jeden Tag den Hamburger Hafen verlassen. „Das wollen wir nicht mehr. Die Regierung weiß, dass Abdullah Öcalan seit Jahren nicht mehr besucht werden kann. 70 Prozent der Bevölkerung wollen keinen Krieg“, fuhr er fort, „wählen aber Parteien, die Krieg wollen“.

Köçer: Ein Krieg gegen Assyrer, Eziden, Chaldäer, Armenier, Kurden

Der Sprecher vom deutschen Dachverband Kon-Med, Tahir Köçer, hob hervor, dass die türkische Regierung einen Krieg gegen Assyrer*innen, Ezid*innen, Chaldäer*innen, Armenier*innen und Kurd*innen führt. „Wir müssen eine starke Antwort im Namen von Sinan Dersim und allen Gefallenen geben“, beendete er seine Rede. Ein Vertreter der Koordination der Ezid*innen in Deutschland, der nach Köçer das Wort ergriff, verurteilte die verräterische Haltung der Regierungspartei PDK in Südkurdistan. Auch Europa betrüge die Völker des Mittleren Ostens im Namen der Demokratie, hieß es. Die Veranstaltung endete mit Musik und Gedichten, die von verschiedenen Jugendvertreter*innen vorgetragen wurden.