4. Internationales Filmfestival Rojava
Vom 13. bis 19. November findet im nordsyrischen Qamişlo das 4. Internationale Filmfestival Rojava statt. Für das Festival können noch bis zum 8. Oktober Filmbeiträge eingereicht werden.
Vom 13. bis 19. November findet im nordsyrischen Qamişlo das 4. Internationale Filmfestival Rojava statt. Für das Festival können noch bis zum 8. Oktober Filmbeiträge eingereicht werden.
Die nordostsyrische Enklave Rojava hat kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien eine Revolution angeführt, die die sozialen und politischen Strukturen der Region radikal verändert hat. Seit 2013 besteht das Projekt der demokratisches Selbstverwaltung. Dieses politische Projekt, das tief in der kulturellen Souveränität, den feministischen und gesellschaftlichen Werten verwurzelt ist, hat das patriarchale System in Frage gestellt, ethnische und religiöse Minderheiten sowie Basisbewegungen gestärkt und die Öffnung lokaler demokratischer Räume angeregt. Das Internationale Filmfestival Rojava ist im Kontext der Revolution geboren und steht für deren Werte.
Ins Leben gerufen wurde das Filmfestival von Komîna Fîlm A Rojava, der Filmkommune von Rojava. Die 2015 in Kobanê gegründete Einrichtung hat sich zum Ziel gesetzt, dem elitären Kino ein populäres Kino entgegenzusetzen, in dem sich die Menschen einander ihre Geschichten erzählen können. Neben dem kulturellen Austausch liegt ein weiterer Fokus auf der Perspektive der Frauen und der Unterdrückten. Kurdisch, das jahrzehntelang in Syrien verboten war, wurde erstmalig zur Kinosprache. Seit vier Jahren bildet die Filmkommune zudem Drehbuchautor*innen, Regisseur*innen und Filmemacher*innen aus.
4. Internationales Filmfestival Rojava
Das Internationale Filmfestival Rojava findet in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt. Es wird dank den Bemühungen von lokalen und internationalen Filmemacher*innen und junger Freiwilliger umgesetzt, die an die Macht des Kinos und der Kultur glauben, um die von Krieg und Embargo heimgesuchte Gesellschaft der Region wieder aufzubauen. Nach dem militärischen Sieg über die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) im vergangenen März haben sich in Nord- und Ostsyrien neue Herausforderungen ergeben, für die kreatives Denken gefragt ist. Um die zerbrochenen Vertrauensbrücken zwischen den Völkern und Gemeinschaften wiederherzustellen, will die Festivalleitung den Dialog auch auf internationaler Ebene verbessern und das Synergiepotenzial nutzen. Zu diesem Zweck wird es im Rahmen des Festivals interaktive Räume mit Workshops, Diskussionen, Ausstellungen und Vorführungen geben, in denen ein Austausch zu lokalen Realitäten und internationalen Erfahrungen unter Filmschaffenden, Gästen und Publikum mit unterschiedlichem kulturellem, religiösem und ethnischem Hintergrund stattfinden kann.
Wie die Organisator*innen erklären, ist das 4. Internationale Filmfestival Rojava ein Fest des Lebens, der Künste und des Kinos, das im Kontext der Revolution stattfindet. Die diesjährigen Themen sind daher kulturelle Souveränität, Frauenemanzipation und Widerstand, die den Kern der Revolution von Rojava bilden.
Einreichfrist endet am 8. Oktober
Für das Festival, das vom 13. November bis zum 19. November stattfindet, können noch bis zum 8. Oktober Filmbeiträge eingereicht werden. Lang- und Kurzfilme, die Geschichten über kulturelle Souveränität und Widerstand erzählen und 2018 entstanden sind, werden nach Einreichung von den Auswahlgremien des Festivals geprüft.
Sektionen und Preise
Das Festival wird die folgenden Sektionen und Preise beherbergen:
Kurzfilmwettbewerb: Bester Animationsfilm, bester Spielfilm, bester Dokumentarfilm
Spielfilmwettbewerb: Bester Film, beste/r Regisseur/in
Dokumentarfilmwettbewerb: Bester Film, beste/r Regisseur/in.
Die Filmkommune von Rojava teilt zum Filmfestival mit:
Kino überall
Kulturelle Ereignisse und kreative Ausdrucksformen haben seit Beginn des Krieges enorme Rückschläge erlitten und waren in den vom IS kontrollierten Gebieten strengstens verboten. In diesem Jahr werden wir besondere Anstrengungen unternehmen, um Leinwände in Bereichen zu eröffnen, in denen das Kino noch nie etwas erreicht hat. Alle Filme werden ins Kurdische und Arabische übersetzt. Viele Kinder werden zum ersten Mal einen Film auf einer großen Leinwand sehen, besonders solche in den Flüchtlingslagern. Die Öffentlichkeit wird einen Freiraum finden, in dem sie sich mit ihrem kreativen Selbst in Verbindung setzen und ihr kritisches Denken und ihren visuellen künstlerischen Sinn jenseits der harten Realitäten eines Kriegsgebiets entwickeln kann.
Internationale Ziele
Rojava und die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien stehen unter einem Embargo der umliegenden Mächte, das es uns schwer macht, mit der Welt in Verbindung zu treten. Um dieser Isolation entgegenzuwirken, haben wir eine internationale Gruppe von Gästen eingeladen, die wichtige Institutionen in der Welt des Kinos vertreten, um professionelle Verbindungen und Synergien zu schaffen und die Verbreitung von Ideen und Projekten in beide Richtungen zu fördern.
Ein wachsender Kinobereich
In Rojava bauen wir unsere Zukunft aus der Asche des Krieges und entwickeln unser eigenes System von Grund auf neu - Region für Region. In den Bereichen Bildung, Gesundheit, Verteidigung, Wirtschaft, Justiz und Kultur wurden große Anstrengungen unternommen. Wir glauben, dass Kino ein Spiegel sein sollte, der unsere Realität widerspiegelt. In diesem Jahr führen wir auf dem Festival Diskussionen darüber, wie wir die Grundlage für unseren neugeborenen Kinobereich schaffen können. Wir werden mit lokalen und internationalen Experten spezielle Vorträge über die Ausbildung von Filmprofis, über das öffentliche Wirken, über Produktion, Koproduktion, Vertrieb und über Filmfördersysteme halten.
13. November, ein historisches Datum
Eröffnet wird das Festival am 13. November, dem Jahrestag des Kinobrandes von Amûdê, in Erinnerung an die Opfer des Massakers. Am 13. November 1960 kam es zu der Tragödie, bei der 282 Kinder bei einer Filmvorführung im Kino von Amûdê verbrannten. An dem Tag wurde der ägyptische Film „Der Mitternachtsgeist“ als Teil einer „Woche der Solidarität“ mit den Unabhängigkeitskämpfen Algeriens gezeigt. Das syrische Regime zwang die Bevölkerung damals Geld für ihre „algerischen Brüder“ zu sammeln und ordnete in Amûdê an, dass alle Schülerinnen und Schüler der dortigen Schulen das Kino besuchen mussten, um den genannten Film zu schauen. Das Kino hatte 200 Sitzplätze, als das Feuer ausbrach befanden sich aber mehr als 400 Kinder im Gebäude. Ob der Brand vom Regime organisiert wurde, oder eine Überhitzung durch Überbeanspruchung dazu führte, dass das Abspielgerät plötzlich in Flammen stand, darüber wird noch heute spekuliert. Die Flammen griffen schnell auf den hölzernen Dachstuhl des Gebäudes über, der mit Stroh und Lehm bedeckt war. In kurzer Zeit stand das gesamte Kino in Flammen.
Ein arabischer Einwohner von Amûdê, der damals zufällig an dem brennenden Gebäude vorbeikam, konnte knapp 30 Kinder aus dem Feuer befreien, bevor er selbst in den Flammen umkam. Dieses tragische Ereignis ist den Bewohnern dieser Gegend als schmerzhaftes Beispiel für die staatliche Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung in Erinnerung geblieben.
Weitere Informationen unter: https://rojavaiff.com/ sowie https://filmfreeway.com/RojavaInternationalFilmFestival