Am 15. Februar 1999 wurde der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan auf die Gefängnisinsel Imrali verschleppt. Seither befindet er sich in Totalisolation. Dennoch wurde Öcalan in der Gefangenschaft zu einem weltweit bekannten Philosophen und politischen Denker. Das von ihm auf der Grundlage des Kommunalismus von Murray Bookchin entwickelte Modell des demokratischen Konföderalismus wird als gesellschaftliche Alternative zur kapitalistischen Moderne in Rojava gelebt und bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Zum 22. Jahrestag seiner Verschleppung haben nun hundert international bekannte Kunstschaffende in einem offenen Brief Öcalans Freilassung gefordert.

Die Erklärung der Kunstschaffenden:

„Seit den frühesten Zeiten, in jeder Zivilisation, haben sich Künstler*innen, Schriftsteller*innen und kreative Arbeiter*innen an die Spitze des Kampfes für die menschliche Befreiung gestellt. Kunst ist eine erweiterte Form des menschlichen Ausdrucks, sie verkörpert die Kraft der Kommunikation und besitzt die Fähigkeit, gemeinsame Werte zu vermitteln und gemeinsame Erfahrungen über Generationen hinweg darzustellen und zu vermitteln. Künstler*innen sind im Wesentlichen Komponenten des Prozesses der Kommunikation, egal ob die Werkzeuge ihres Handwerks Worte, Töne oder Bilder sind.

Als Künstler*innen verstehen wir die absolute Notwendigkeit von Freiheit und kennen ihre Bedeutung für den menschlichen Geist. Freiheit ermöglicht das Leben und erhält die menschliche Kreativität. Freiheit ist ein lebendiges Prinzip, das die ganze Menschheit miteinander verbindet. Es ist ein Grundbedürfnis unserer Existenz, eines, das genauso wichtig ist wie Nahrung, Wasser, Unterkunft und Ruhe. Wie eine Blume das Licht der Sonne braucht, braucht die Menschheit die Freiheit. Sie zu verweigern bedeutet, das Licht auszuschließen und das Leben zu ersticken.

Künstlerischer Ausdruck gedeiht unter Bedingungen der Freiheit. Die besten Beispiele für Kunst werden als gemeinsame Erfahrung genossen und repräsentieren die gemeinsamen Werte der Menschheit. Kunst besitzt die einzigartige Fähigkeit, Menschen jenseits von Zeit und Raum in Geschichte und Kultur zu verbinden; sie ermöglicht den Menschen, Grenzen zu überwinden und alle Barrieren von Sprache, Alter, sozialer Schicht, Sitte und Bildung zu transzendieren. Große Kunst fordert ihr Publikum heraus, seine eigenen tief verwurzelten Überzeugungen zu hinterfragen und seine liebgewonnenen Einstellungen zu überdenken. Sie räumt mit Ignoranz, Vorurteilen und Missverständnissen auf.

Kreative Künstler*innen erkennen, dass sie die Pflicht haben, gemeinsame Werte aufrechtzuerhalten. Wir erfüllen eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft, indem wir die öffentliche Meinung beeinflussen und als das Gewissen der Nation agieren. Es gibt nichts Zynisches an der essentiellen Wahrheit der Kunst.

Als Pädagog*innen und Vermittler*innen, als Künstler*innen nehmen wir unsere Verantwortung mit größtem Ernst, mit Integrität und intensivstem Engagement wahr. Die Schriftsteller*innen der Romantik sahen sich selbst als die „inoffiziellen Gesetzgeber“ ihrer Nationen, in den Worten des Dichters Shelley.

Das kurdische Volk ist, wie wir selbst, tief mit seiner Kultur verbunden. Es ist zu Recht stolz auf sein reiches und altes Erbe, seine Sprache, seine gemeinsamen Werte, seine Volksbräuche, seine Poesie und seine Traditionen des Geschichtenerzählens.

Die Kurd*innen teilen mit jeder Nation den Wunsch sich auszudrücken, indem sie Musik komponieren, Tanz aufführen, visuelle Kunst schaffen, Verse schreiben und in allen zeitgenössischen Formen der künstlerischen Produktion einschließlich Film, Theater und Videokunst aktiv sind. Diese Ausdrucksformen ihrer Menschlichkeit können ihnen nicht verwehrt werden.

Öcalan hat mehrere Generationen des kurdischen Volkes inspiriert

Abdullah Öcalan, der herausragende Anführer des kurdischen Volkes, hat im Laufe der Jahre, auch während der Jahrzehnte seiner Inhaftierung, immense Würde, Integrität, selbstloses Engagement und tiefe Weitsicht gezeigt. Er hat mehrere Generationen des kurdischen Volkes dazu inspiriert, ihr Leben in Würde und Selbstachtung zu leben. Er ist ein großer Lehrer gewesen und hat kurdische Männer und Frauen ermutigt, aufrecht zu stehen und für ihre Rechte als freie Menschen einzutreten.

Öcalan einen Weg zur Befreiung geöffnet

Im Laufe ihrer Geschichte waren die Kurd*innen gezwungen, für ihre Freiheit zu kämpfen, sie waren mit der Intoleranz und Grausamkeit des türkischen Staates konfrontiert. Öcalan hat ihnen Hoffnung und einen Weg zur Befreiung geöffnet. Der zeitgenössische kurdische politische Kampf hat eine enorme Renaissance in der kurdischen Kultur hervorgebracht, wofür es zahlreiche Beispiele in Kunst, Musik, Literatur und Film gibt.

Abdullah Öcalan selbst hat viel über den Stellenwert von Kultur und Sprache im Leben der Kurden geschrieben. Er erkennt an, dass die Kunst ein Ausdruck der kurdischen Identität ist und dass die Freiheit eine notwendige Voraussetzung dafür ist, dass sie sich entfalten kann. Kunst und Freiheit sind beide wesentlich für die Menschenwürde.

Es ist Zeit Abdullah Öcalan die Freiheit zu gewähren

Als Künstler verstehen wir, dass Freiheit essentiell für die Würde und Integrität eines jeden Menschen ist. Abdullah Öcalan ist schon viel zu lange in Haft und muss freigelassen werden. Er hat deutlich gezeigt, dass er ein verantwortungsvoller politischer Führer seines Volkes ist und dass man seinem Wort vertrauen kann. Es ist an der Zeit, ihm die Freiheit zu gewähren.“

Unterzeichnet wurde die Kampagne von:

Peace in Kurdistan Campaign; Global Rights & Diritti Globali, News and International Magazine; Dafydd Iwan, walisischer Singer-Songwriter und Aktivist für die walisische Sprache; Mark Thomas, Komiker, politischer Satiriker; Dr. Jennifer Langer, Gründungsdirektorin von Exiled Writers Ink; David Morgan, Schriftsteller und Dichter; Maxine Peake, Schauspielerin; Brian Eno, Musiker, Komponist, bildender Künstler; Jan Woolf, Schriftsteller; Seamas Carraher, irischer Dichter und Schriftsteller; James Kelman, Schriftsteller; Nathan Felix, Komponist, USA; Blake Weaver, Produzent, USA; Alix Davis, Künstlerin, Toronto, Kanada; Julia Pascal PhD, Dramatikerin; Rahila Gupta, Schriftstellerin; Diane Lanford, Romanautorin; Penelope Dimond, Schauspielerin und Schriftstellerin; Greta Sykes, Dichterin und Schriftstellerin; Doug Nicholls, Schriftsteller; Thomas Jeffrey Miley, Schriftsteller; Les Levidow, Musiker und Aktivist; Felix Padel, Schriftsteller und Musiker; Steve Sweeney, Journalist und Schriftsteller; Janet Biehl, Schriftstellerin und Künstlerin, US; Leon Rosselson, Songschreiber, Kinderbuchautor; David Rovics, Musiker und Autor, USA; Dave Lippman, Liedermacher, USA; Jagdeep Raina, Künstler; Aonghas Macneacail, schottischer Dichter; Sara Kermanian, Schriftstellerin und Dichterin; Naomi Salaman, Konzeptkünstlerin, Schriftstellerin, Kuratorin; Emily Johns, Künstlerin; Atiha Sen Gupta, Dramatikerin; Tony Shephard, Musiker, Grafikdesigner; Jonathan Chadwick, Regisseur, Az Theatre company; Quincy Saul, Musiker; Mehrnoosh Fetrat, Regisseur, US; Bri Talbot, Gitarrist, UK; Mattias Johansson, Musiker, Schweden; Dr. Camilla Power, Schriftstellerin; Dr. Chris Knight, Schriftsteller; Dirk Campbell, Musiker; Jack Hirschman, emeritierter Poet Laureate von San Francisco, US; Agneta Falk, in Schweden geborene Dichterin und Malerin, US; Paolo Rossi, Comedian, Italien; Moni Ovadia, Künstlerin, Schauspielerin, Musikerin, Italien; Nādt Orchestra, Weltmusikgruppe, Italien; Simone Nola, Musiker, Italien; Lorenzo Napoletani, Musiker, Italien; Domenico Romano, Musiker, Italien; Marco Porcelluzzi, Musiker, Italien; Lorenzo Righetti, Musiker, Italien; Yado Uzun, Musiker, Italien; Gionata Lazzari, Musikerin, Italien; Vincenzo Amodeo, Musiker, Italien; Sandra Graniti, Musikerin, Italien; Dennis Ghiani, Künstler, Italien; Vincenzo Durante, Musiker, Italien; Valentino Roberto Pirino, Musiker, Italien; Anna Lombardo, Dichterin, Italien; Azibar Terreros Ulibarri, Musiker, Baskenland; Rafael Moran, Musiker und Professor, Kuba; José Ochoa, Musiker, Kantabrien; Raimon Molà, Musiker, Katalonien; Victor Ignacio Moreno, Musiker, Chile; Azibar Terreros Ulibarri, Musiker, txalapartari, Baskenland, Sendoa Gomez Llanos, Musiker, txalapartari, Baskenland; Andoni Gomez Llanos, Musiker, txalapartari, Baskenland; David Espinazo (Bili), Musiker, txalapartari, Baskenland; Jon Gotzon Gurrutxaga Ugalde - Dj Bull, Musiker, Baskenland; Mikel Hernandez Urrutia, Musiker, txalapartari, Baskenland; Gorka Chamorro Azkona, Musiker, Baskenland; Mikel Ugarte Azurmendi, Musiker, txalapartari, Baskenland; Juan José Méndez Palo, Künstler, Baskenland; Sandra Martin Gomez, Schauspielerin, Baskenland; Sonia Pacho Luengos, Modedesignerin, Spanien; Patxi Arteagabeitia Lezama, Musikerin, txalapartari, Baskenland; Silvia Romero, Musikerin, txalapartari, Baskenland; Eloísa Otero Merino, Dichterin, Baskenland; Juan Rafael Álvarez Martínez, Maler, Baskenland; Yesica Garcia Alegre, Schriftstellerin und unabhängige Fotografin, Baskenland; David Valles Madariaga, DJ, Musiker, Baskenland; Josu Jimeno Baez, DJ, Musiker, Baskenland; Iker Etxebarria Iza, Tänzer, Panderojole, Baskenland; Eztizen Sagastagoia Iztueta, Tänzer, Panderojole, Baskenland; Lander Otaola Solatxi, Trikitilari, Musiker, Baskenland; Debra Werblud, Künstlerin, Italien; Dougie Harrison, ehemaliger ranghoher schottischer Gewerkschaftsfunktionär und jetzt Schriftsteller; Sandy Watson, Musiker, Schottland; Sean Michael Wilson, Autor von Graphic Novels, Schottland; Thomas Davidson, Künstler, Schottland; Jason Uroquhart, Marketing-"Kreativer", Schottland; George Gunn, schottischer Dichter und Dramatiker; Gerry Loose, Dichter und Schriftsteller, Schottland; Henry Bell, Schriftsteller, Schottland; Michael Patrick Ennis, Künstler, Schottland; Morag Williams, Künstlerin, Australien; Malcolm Fraser, Direktor, Fraser/Livingstone Architects; Barry Graham, schottischer Romanautor, Dichter und Zen-Buddhistischer Mönch; Zita Holbourne, Joint National Chair, Artists' Union England; Theresa Easton, Northern Regional Organiser, Artists' Union director; Gary Merry, Schauspieler, Autor, Regisseur; Matt Sedillo, Dichter, USA; Gacheke Gachihi, Mathare Social Justice Centre, Kenia; Bri Talbot, Gitarrist, UK; Mattias Johansson, Musiker, Schweden.