PKK: Widerstand vom 14. Juli ebnete den Weg zum Befreiungskampf

Anlässlich des 37. Jahrestags des Beginns des „großen Todesfastens“ am 14. Juli 1982 hat die Arbeiterpartei Kurdistans eine Erklärung abgegeben. Darin ruft die PKK dazu auf, den Kampf für Freiheit und Demokratie in allen Bereichen des Lebens zu stärken.

Der Hungertstreik zählt zu einem der wenigen poltischen Mittel des Widerstands, die einem politischen Menschen im Gefängnis zur Verfügung stehen. Gleichermaßen ist er aber auch eine Demonstration der Standhaftigkeit und des ungebrochenen Willens.

Als mit dem Militärputsch vom 12. September 1980 zum ersten Mal in der Türkei „Einheitskleidung“ eingeführt wurde, reagierten die aus politischen Gründen inhaftierten Gefangenen ebenfalls mit Hungerstreiks. Die Einführung von Einheitskleidung durch Kenan Evren, dem Putsch-Architekten vom 12. September, wurde aufgrund dieses Kampfes Ende 1986 aufgegeben.

Für die kurdische Befreiungsbewegung haben die Hungerstreiks der politischen Gefangenen im Gefängnis von Diyarbakir und ihr Protest gegen die Haftbedingungen, die Demütigungsversuche und die Folter in den 1980er Jahren eine große Bedeutung. Das Gefängnis von Diyarbakir wurde 1980 vom türkischen Justizministerium als Typ-E-Gefängnis erbaut und am Tag des Militärputsches der Junta übergeben. Als Militärgefängnis im Kriegsrecht erlangte es durch brutale Foltermethoden wie systematische Prügel, Pfahlhängen, Elektroschocks (bei denen spezielle Elektroden an den Genitalien befestigt wurden), sexuelle Folter, Vergewaltigung, Disco (das Baden in Fäkalien), Schlaf-, Nahrungs- und Wasserentzug für lange Zeiträume, Übungen unter extremen Temperaturen, das Quetschen, Abpressen und Strecken von Körperteilen und Genitalien, Verbrennen mit Zigaretten und Herausreißen von Haaren, Nägeln und Zähnen unter der Bezeichnung „Zindana Amedê” (Die Hölle von Diyarbakir) weltweit Berühmtheit.

Auch PKK-Gefangene waren damals in Amed inhaftiert. Dort, wo der Widerstand gegen die Militärjunta das Licht in der dem kurdischen Volk aufgezwungenen Dunkelheit gewesen war, traten sie am 14. Juli 1982 mit der Forderung nach einem „Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung“ in ein Todesfasten. Dabei verloren die PKK-Kader Kemal Pir, Mehmet Hayri Durmuş, Akif Yılmaz und Ali Çiçek ihr Leben. Als Ergebnis des Widerstands endete auch die Ära von Esat Oktay Yıldıran, leitender Offizier des Gefängnisses, dessen Name synonym für die Folter stand.

Mit dieser Aktion, die als „erster Funke des Widerstands” gilt, sollte nicht nur auf die Situation in den Gefängnissen hingewiesen werden, sondern auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt werden, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird.

Darauf weist auch die kurdische Arbeiterparter PKK hin, die anlässlich des 37. Jahrestags des Beginns des Todesfastens und im Gedenken an diejenigen, die für den Widerstand ihr Leben ließen, eine Erklärung abgegeben hat. „Wir alle sind uns darüber bewusst, dass unter allen Erfolgen und Errungenschaften, die in den 37 Jahren des Kampfes um Existenz und Freiheit in Kurdistan erzielt wurden, die Unterschrift des Widerstands vom 14. Juli steht. Denn diese Entscheidung wandelte sich zu einem Geist, der den Weg in die Berge fand und den revolutionären Guerillavorstoß vom 15. August 1984 ebnete, legte den Grundstein für eine demokratische Nation, entwickelte sich zu einer Revolution der nationalen Auferstehung, wurde zur Inspiration der Frauenrevolution und brachte durch Kritik und Selbstkritik schließlich einen Paradigmenwechsel und eine Veränderung unserer revolutionären Linie hervor. Es war der erste Funke des Widerstands von Amed, der die Zeitenwende des kurdischen Volkes darstellt”, so der PKK-Exekutivrat.

Weiter heißt es: „Auch heute, 37 Jahre später, leistet unsere Bewegung gemeinsam mit unserem Volk auf dieser Linie totalen Widerstand gegen den totalen Krieg der faschistischen AKP-MHP. Insbesondere durch die von Leyla Güven initiierte große Hungerstreikbewegung unter der Maxime „Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen, Kurdistan befreien”, in deren Verlauf neun Menschen ihr Leben ließen, hat den Geist des 14. Juli auf eine ganz besondere Weise erfrischt.”

Die PKK erklärt zudem, das bevorstehende Kampfjahr zum „Jahr der Rache für Şehîd Helmet” ausgerufen zu haben. Helmet lautete der Nom de Guerre von Diyar Xerib, einem Mitglied des Präsidialrates der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) und des PKK-Zentralkomitees, der am 5. Juli gemeinsam mit zwei Guerillakämpfern bei einem gezielten Anschlag des türkischen Staates und südkurdischer Kollaborateure auf die Qendîl-Region tödlich verunglückt ist. Dazu heißt es: „Der kolonialistisch-rassenfanatische Faschismus von Erdoğan und Bahçeli ist im Glauben, durch den niederträchtigen Mord an unserem Freund Helmet unsere Bewegung und unser Volk eingeschüchtert zu haben. Das faschistische Erdoğan-Bahçeli-Duo hat allerdings durch Vergeltungsaktionen unserer selbstlosen Guerilla und dem Protest der revolutionär-demokratischen Öffentlichkeit zu spüren bekommen, dass es sich geirrt hat. Der Zorn unseres Volkes ist angewachsen. Wir erklären hiermit das bevorstehende Kampfjahr zum Jahr der Rache für Heval Helmet.

In diesem Sinne erinnern wir uns mit Respekt und Dankbarkeit an die Gefallenen des Widerstands vom 14. Juli und unseren Freund Helmet und rufen unser Volk, insbesondere die Jugend und alle Frauen sowie demokratische Kräfte dazu auf, den Kampf um Freiheit und Demokratie gegen die faschistische kolonialistisch-genozidale Mentalität in allen Bereichen des Lebens mit kreativen Methoden weiterzuentwickeln und im 38. Jahr des Widerstands den Sieg einzuholen.”