PKK: Totaler Widerstand gegen totalen Faschismus
Anlässlich des 36. Jahrestages des Beginns des „großen Todesfastens“ hat der Exekutivrat der PKK eine Erklärung abgegeben und zum totalen Widerstand gegen den AKP-MHP-Faschismus aufgerufen.
Anlässlich des 36. Jahrestages des Beginns des „großen Todesfastens“ hat der Exekutivrat der PKK eine Erklärung abgegeben und zum totalen Widerstand gegen den AKP-MHP-Faschismus aufgerufen.
Als am Morgen des 12. September 1980 die Menschen in Nordkurdistan und der Türkei aus dem Radio vernahmen, dass „die Armee für das Wohl und die Unteilbarkeit des Landes die Macht übernommen” habe, hatte Junta-Chef Kenan Evren bereits Kriegsrecht über das Land verhängt und alle Parteien verboten. Mit der Auflösung des Parlaments erfolgte auch die Verhaftung von über 200 Parlamentariern. Anschließend wurden alle Militärgefängnisse des Landes wieder in Betrieb genommen, um Platz für unliebsame Gegner zu schaffen. Zur Zeit der Junta wurden allein bis 1983 fast 650.000 Menschen aus politischen Gründen festgenommen. Die Gefängnisse wurden durch Befehle des Militärs und Richtlinien des Ministeriums für Justiz verwaltet. Ein Jahr nach dem Putsch gab es 123.000 politische Gefangene. Fast jede inhaftierte Person musste Folter erleiden.
Das Gefängnis von Diyarbakir wurde 1980 vom türkischen Justizministerium als Typ-E-Gefängnis erbaut und am Tag des Militärputsches der Junta übergeben. Dabei wurde es zu einem Militärgefängnis im Kriegsrecht umgewandelt. Durch brutale Foltermethoden wie beispielsweise systematische Prügel, Pfahlhängen, Elektroschocks (bei denen spezielle Elektroden an den Genitalien befestigt wurden), sexuelle Folter, Vergewaltigung, Disco (das Baden in Fäkalien), Schlaf-, Nahrungs- und Wasserentzug für lange Zeiträume, Übungen unter extremen Temperaturen, das Quetschen, Abpressen und Strecken von Körperteilen und Genitalien, Verbrennen mit Zigaretten und Herausreißen von Haaren, Nägeln und Zähnen erlangte das Gefängnis Berühmtheit unter der Bezeichnung „Die Hölle von Diyarbakir“ (Zindana Amedê).
In der Hölle von Diyarbakir, die bereits im 19. Jahrhundert im Osmanischen Reich berüchtigt als Ort brutaler und gefürchteter Strafen für politische Gefangene war, waren auch zahlreiche PKK-Gefangene inhaftiert. Aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen traten am 14. Juli 1982 einige von ihnen in ein Todesfasten und forderten das „Ende der Folter, der eingeforderten Militärdisziplin und der Einheitskleidung“. Mit dieser Aktion, die als erster Funke des Widerstands gilt, sollte jedoch nicht nur auf die Situation in den Gefängnissen hingewiesen werden, sondern auch ein revolutionäres Zeichen an die Menschen außerhalb der Gefängnismauern gesetzt werden, damit der Kampf gegen das türkische Unterdrückungsregime neu entfacht wird. 55 Tage nach Beginn des Todesfastens verlor der PKK-Kader Kemal Pir sein Leben. Die Gefangenen Mehmet Hayri Durmuş, Ali Çiçek und Akif Yılmaz starben ebenfalls im Verlauf der Aktion. Das Todesfasten wird seitdem von der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als „großer Widerstand des 14. Juli“ bezeichnet und jährlich gedacht.
Anlässlich des 36. Jahrestages des Beginns des großen Todesfastens und im Gedenken an diejenigen, die für den Widerstand ihr Leben ließen, hat der Exekutivrat der PKK eine Erklärung abgegeben. Darin heißt es, dass es die Widerstandleistenden vom 14. Juli waren, die im Kerker von Amed Licht ins Dunkel des 12. Septembers brachten und somit den Weg für eine neue Ära in Kurdistan und der Türkei ebneten.
Nationaler Tag der Würde
Die Erklärung lautet wie folgt:
„Am 36. Jahrestag begrüßen wir ein weiteres Mal den Widerstand des großen Todesfastens vom 14. Juli, der den Kampf für die Freiheit Kurdistans ebnete und wünschen unserem Vorsitzenden Apo, all unseren Genoss*innen und unserem Volk alles Gute zum nationalen Tag der Würde. Den Wegbereitern des großen Widerstandes, unseren Genossen Mehmet Hayri Durmuş, Kemal Pir, Akif Yılmaz und Ali Çiçek sowie allen anderen, die für den Freiheitskampf ihr Leben ließen, gedenken wir mit tiefem Respekt und großer Dankbarkeit und wiederholen unseren Eid, von der Linie des Widerstandes nicht abzukommen und in den Spuren der Gefallenen zum Sieg zu marschieren.
Dass der zeitgenössische Freiheitskampf Kurdistans durch den Gefängniswiderstand unserer Genossen Mazlum, Hayri und Kemal entfacht wurde, ist kein Geheimnis. Auf der Grundlage eben dieses historischen Widerstandes hält der Siegesmarsch unserer Bewegung und unseres Volkes seit nun mehr 36 Jahren an. Seit 36 Jahren werden alle Errungenschaften, die als Garant für die Existenz und Freiheit des kurdischen Volkes erkämpft wurden, auf dieser Linie erzielt. Aus diesem Grund bleibt die anziehende Wirkung des großen Widerstandes auch heute noch mit seiner ganzen Vitalität erhalten. Der Siegesgeist des 14. Juli erleuchtet noch immer unseren Weg.
Gefängniswiderstand hat gezeigt, wie der Faschismus zu besiegen ist
Die erste große Aktion, die sich gegen die faschistische Militärjunta richtete und sie in ihren ideologischen Grundfesten erschütterte, war bekanntermaßen das große Todesfasten im Kerker von Diyarbakir. Daher repräsentiert diese Aktion den Widerstand gegen den Faschismus sowie den Geist, den Mut und die Opferbereitschaft des Sieges. Das Todesfasten hat uns gelehrt, wie der Widerstand gegen den Faschismus geführt wird und ein Sieg über ihn aussieht; er verdeutlichte die Kampfeslinie unserer Partei. Auch unser Vorsitzender Apo hat diesen Widerstand als „eine Aktion, die die Linie unserer Partei repräsentiert“ bezeichnet.
Unterdrückungsregime übertrifft faschistisches Junta-Regime
Gewiss leisten wir als Bewegung und als Volk heute wie gestern einen heldenmütigen Widerstand gegen den Faschismus. Im Grunde wurde der Faschismus in der Türkei bereits in seinen Anfängen durch das große Todesfasten in seinen Grundfesten erschüttert. Heute wagt das Erdoğan-Bahçeli-Duo den Versuch, das Wrack des Faschismus in einen gebrauchsfähigen Zustand zu versetzen. Die faschistische Repression, der Terror und all die Massaker, die hierfür Anwendung finden, übertreffen die Mentalität der faschistischen Militärjunta von 1980. Fern von Ethik und Gesetz werden umfassende, rassenfanatische Angriffe durchgeführt. Mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 24. Juni hat die kurdenfeindliche, faschistische Aggressionspolitik eine neue Dimension erreicht.
Ein großer grenzenloser Widerstand gegen den totalen Faschismus
Am 14. Juli 1982 wurde im Kerker Widerstand gegen die faschistische Militärjunta geleistet. Am 15. August 1984 fiel der Startschuss für den bewaffneten Kampf in den Bergen Kurdistans. Heute leisten unsere Bewegung, die revolutionären Demokratiekräfte, die Frauen und die Jugend in allen vier Teilen Kurdistans, unsere gefangenen Genossinnen und Genossen, insbesondere unser Vorsitzender Apo großen Widerstand gegen die faschistischen Angriffe der AKP-MHP. So wie bereits der grenzenlose, allumfassende Widerstand des großen Todesfastens vom 14. Juli den ideologischen Sieg brachte, wird der starke, auf allen Ebenen geführte Freiheitskampf von heute den politischen und militärischen Sieg mit sich bringen.
Unsere Aufgabe besteht nun darin, uns mit dem Geist der Freiheit auszurüsten und den totalen Widerstand zu leisten, um den AKP-MHP-Faschismus zu begraben. Die Frucht eines solchen Widerstandes wird der große Sieg sein.“