KCK: Kämpfe verbinden

Anlässlich des Jahrestages der Verhaftung Abdullah Öcalans im Februar 1999 ruft die KCK dazu auf, die Kämpfe für die Freiheit Kurdistans und eine Demokratisierung der Türkei und des Mittleren Ostens miteinander zu verbinden.

Die Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) weisen darauf hin, dass der Kampf gegen die Isolation Abdullah Öcalans nicht unabhängig von dem Befreiungskampf des kurdischen Volkes behandelt werden kann. In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung stellen die KCK-Vorsitzenden Besê Hozat und Cemil Bayik fest, dass der Faschismus der AKP/MHP-Koalition 2019 zurückgedrängt wurde. „Wenn 2020 der Kampf gegen die Isolation und der Demokratiekampf wie 2019 zusammen geführt werden, bedeutet es das Ende des AKP/MHP-Faschismus“, so die KCK-Erklärung.

Durch den Widerstand hat das Komplott sein Ziel verfehlt

In der Erklärung heißt es: „Seit dem Beginn des internationalen Komplotts* gegen Rêber Apo [Abdullah Öcalan] sind 21 Jahre vergangen. Dieses Komplott fand statt, um das kurdische Volk einem Genozid zu unterziehen und eine auf der Geschwisterlichkeit der Völker basierende Demokratisierung des Mittleren Ostens zu verhindern. Rêber Apo hat den 15. Februar 1999 als ‚Tag des kurdischen Genozids‘ bezeichnet und dargelegt, wie wichtig der Kampf gegen dieses Komplott ist.“

Die KCK erinnert an die damaligen Gefallenen und erklärt, dass mit ihrem selbstlosen Einsatz ein Geist entstanden ist, mit dem die Guerilla, die Jugend, die Frauen und das gesamte Volk seit 21 Jahren entschlossen kämpfen. „Dieser Widerstand hat verhindert, dass das Komplott sein Ziel erreicht“, stellt die KCK fest.

Die Entwicklungen nicht aufgehalten, sondern beschleunigt

In diesen 21 Jahren habe sich Öcalan mit seinen Analysen von einer Führungspersönlichkeit des kurdischen Volkes über den Mittleren Osten hinaus zu einer Leitfigur entwickelt. Die Befreiungsbewegung sei gewachsen und das kurdische Volk sei innerhalb der Menschheit zu einem Volk mit demokratischer Haltung und freiem Geist geworden, so die KCK: „In seinen ersten Verteidigungsschriften an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stellt Rêber Apo fest, dass das Komplott die Entwicklungen nicht aufhalten, sondern beschleunigen wird. Diese Feststellung hat sich in den vergangenen 21 Jahren unzählige Male bewiesen.“

Lebensalternative ohne Ausbeutung und Staat

Die Analysen, die Abdullah Öcalan auf Imrali angestellt hat, bedeuteten eine Niederlage für die an dem internationalen Komplott beteiligten Kräfte, heißt es weiter in der Erklärung. „Der kapitalistischen Moderne ist das Grab geschaufelt worden, indem Rêber Apo eine Alternative zum fünftausendjährigen, auf Staat und Macht basierenden Ausbeutungssystem und dem Nationalstaat als seiner letzten Ausprägung dargelegt hat. Der Tod des macht- und staatsfixierten Ausbeutungssystems ist inzwischen unvermeidlich.“ Die Menschen hätten jetzt das Wissen über eine alternative Moderne und den demokratischen Konföderalismus zur Hand, der sich über eine organisierte Gesellschaft entwickele. „Sie haben eine gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Lebensalternative ohne Ausbeutung und Staat. Das ist Rêber Apos Rache an den Kräften des Komplotts.“ Die KCK weist in diesem Zusammenhang auch auf die zunehmenden Kämpfe von Frauen in Kurdistan, dem Mittleren Osten und weltweit hin.

Invasion in Rojava am 9. Oktober

„Diejenigen, die Rêber Apos Vorstellungen von Freiheit und Demokratie fürchten, wollen das Komplott gegen die fortsetzen, die diese Linie verteidigen. Konkreter Ausdruck dafür ist, dass die USA Urteile gegen die auf dieser Linie kämpfende Leitung der PKK Beschlüsse gefasst haben, die jenseits von Recht, Moral und menschlichen Werten stehen. Auch der Beginn der Besatzungsoperation des türkischen Staates in Rojava am 9. Oktober – dem Beginn des Komplotts gegen unseren Vorsitzenden – ist ein eindeutiges Zeichen für die Feindschaft gegenüber der politischen Linie von Rêber Apo.“

Zusammenhang zwischen Isolation und kurdischer Befreiung

Auch die seit 21 Jahren andauernde Isolation Öcalans sei das Ergebnis der Angst vor dessen politischen Ideen, heißt es weiter in der Erklärung: „Weil sie Feinde der Demokratie und der Freiheit sind und einen Genozid an den Kurden verüben wollen, wenden sie schwere Isolationsmaßnahmen an. Deshalb sind der Kampf für Demokratie und der Kampf des kurdischen Volkes für Freiheit eng mit dem Kampf gegen die Isolation verknüpft. Der Kampf gegen die Kräfte des Komplotts muss in diesem Sinne fortgesetzt werden. Im 22. Jahr des Komplotts ist die beste Antwort darauf, den Kampf für Demokratie und Freiheit mit dem Ziel der Aufhebung der Isolation zu steigern. Eine Demokratisierung und die kurdische Frage können nicht unabhängig voneinander behandelt werden. Ebenso kann der Kampf gegen die Isolation nicht unabhängig von dem Kampf für Demokratie und dem Freiheitskampf des kurdischen Volkes betrachtet werden.

Kämpfe gegen Isolation und für Demokratie miteinander verbinden

2019 hat der Kampf für Demokratie und Freiheit durch den Kampf gegen die Isolation eine wichtige Ebene erreicht. Der AKP/MHP-Faschismus wurde zurückgedrängt, die Bedingungen für eine Fortsetzung der Isolation wurden geschwächt. Wenn 2020 der Kampf gegen die Isolation und der Demokratiekampf wie 2019 zusammen geführt werden, bedeutet es das Ende des AKP/MHP-Faschismus. Die faschistische AKP/MHP-Allianz, die die Türkei und den Mittleren Osten in einen Strudel des Krieges reißt und alle Demokratiekräfte und den Befreiungskampf der Völker angreift, hat keine Chance mehr, ihre Existenzdauer zu verlängern. Wie alle Diktaturen verschärft sie ihre Grausamkeit und nähert sich damit ihrem Ende.

Auf dieser Grundlage rufen wir alle Völker und demokratischen Kräfte dazu auf, gegen den bereits erschütterten AKP/MHP-Faschismus, der sich über Unterdrückung und Kriegspolitik auf den Beinen zu halten versucht, den Kampf für die Befreiung von Rêber Apo und Kurdistan sowie für die Demokratisierung der Türkei und des Mittleren Ostens zu verstärken.“


* Als internationales Komplott bezeichnet die kurdische Gesellschaft die Phase vom 9. Oktober 1998 bis zum 15. Februar 1999. Im Verlauf dieser Zeitspanne wurde der PKK-Gründer Abdullah Öcalan, der als Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung und wichtigster politischer Repräsentant der Kurdinnen und Kurden gilt, zunächst in Syrien zur persona non grata erklärt, und durchlebte anschließend eine Odyssee durch verschiedene Länder Europas, um schließlich aus der griechischen Botschaft der kenianischen Hauptstadt Nairobi verschleppt und völkerrechtswidrig an die Türkei übergeben zu werden.