Internationalistischer Marsch: Eine Ebene der Selbstverteidigung

Im Februar findet ein internationalistischer Marsch von Luxemburg nach Straßburg statt, zu dem die „Internationale Initiative Freiheit für Öcalan“ aufruft. Wir haben mit der Veranstalterin über ihre Ziele und den Ablauf gesprochen.

Internationalistinnen und Internationalisten wollen im Februar von Luxemburg nach Straßburg laufen. Das Motto der von der „Internationalen Initiative Freiheit für Öcalan“ veranstalteten mehrtägigen Demonstration lautet „Freiheit für Öcalan – Schulter an Schulter gegen den Faschismus“. Wir haben die Organisator*innen zum Anlass, ihren Ziele und Inhalten befragt und über den Ablauf gesprochen.

Sie organisieren vom 9. bis 15. Februar einen langen Marsch von Luxemburg nach Straßburg. Was ist das Ziel?

Abdullah Öcalan ist seit dem 15. Februar 1999 im Gefängnis, nachdem ein internationaler Komplott gegen ihn stattgefunden hat. Seine Ideen haben sich heute auf verschiedenen Kontinenten verbreitet und es wurden viele Solidaritätskomitees gegründet, die ihn und die Rechte des kurdischen Volkes unterstützen. Sein Paradigma „Demokratischer Konföderalismus“ ist ein Lösungsmodell, das in der Region auf verschiedenen Ebenen bereits eine Revolution ausgelöst hat. In Rojava haben verschiedene Menschen es geschafft, in Frieden miteinander zu leben, bis der türkische Staat mit seinem Stellvertreter IS sie angegriffen hat. Solange Abdullah Öcalan im Gefängnis festgehalten wird, wird es keinen Frieden in der Region geben. Internationalistinnen und Internationalisten wollen marschieren, um die internationale Gemeinschaft darauf aufmerksam zu machen. Sie fordern Abdullah Öcalans Freilassung und wollen die Öffentlichkeit über die Gräueltaten des türkischen Staates in der Region zu informieren. Sie wollen der kurdischen Gesellschaft und der Welt zu zeigen, dass sie die Ideen Öcalans verteidigen.

Wie viele Jahre gibt es diese langen Märsche nach Straßburg schon?

Die ersten langen Märsche der Internationalist*innen begannen 2017, aber davor sind die kurdischen Jugendlichen schon viele Jahre lang marschiert.

Wie viele Teilnehmer*innen erwarten Sie?

Wir erwarten 150 Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern. Die meisten von ihnen kommen aus Europa, aber einige kommen aus Australien, Kanada, Lateinamerika und den USA.

Der Treffpunkt am 9. Januar ist Saarbrücken, wo beginnt der Marsch?

Der Marsch beginnt mit einer Pressekonferenz vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg am 10. Februar.

Wie viele Kilometer wollen Sie an einem Tag laufen und wie organisieren Sie Ihren Tagesablauf?

Uns erwartet eine tägliche Wanderung von zehn bis 15 Kilometern. Morgens werden wir früh aufstehen, frühstücken und uns mit unseren Bannern und Fahnen auf den Marsch vorbereiten. Die Route führt über verschiedene Orte, an denen wir mit Vertretern der Verwaltungen treffen werden, um über unsere Forderungen zu sprechen.

Wo werden Sie übernachten? Gibt es ein spezielles Programm für die Abende? Und was sollen die Teilnehmer*innen mitbringen?

In jeder Gemeinde wurden Übernachtungsmöglichkeiten organisiert. An den Abenden werden Seminare über Öcalans Ideen und kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Es soll genug Raum für einen Austausch zwischen den Teilnehmer*innen sein. Als Ausrüstung reichen warme Kleidung und Schlafsäcke.

Wie kann man sich anmelden?

Indem man ein Mail an [email protected] schreibt.

In den vergangenen Jahren gab es parallel zu den internationalistischen Märschen ähnliche Aktionen der kurdischen Jugendbewegung und kurdischer Exilpolitiker*innen auf anderen Routen. Werden auch in diesem Jahr gleichzeitige Aktionen stattfinden?

Wie in der Vergangenheit werden die Jugend, die Politiker*innen und die Internationalist*innen von verschiedenen Routen aus marschieren. Alle drei haben ihr eigenes Programm und ihre eigenen Aktionen. Aber am 14. Februar werden sich alle drei in Straßburg treffen und gemeinsam in Richtung Europarat marschieren. Und am Abend wird es eine kulturelle Veranstaltung geben.

In Ihrem Aufruf für den langen Marsch wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Beginn des internationalen Komplotts vom 9. Oktober 1998, der zur Verschleppung Abdullah Öcalans in die Türkei führte, und der türkischen Invasion in Rojava, die 21 Jahre später am 9. Oktober 2019 begann. In dem Appell zitieren Sie Abdullah Öcalan mit den Worten: „Von der Rose, die ihre bezaubernde Schönheit mit Dornen schützt, können wir alle noch etwas lernen." Geht es beim internationalistischen Marsch auch um Selbstverteidigung?

Der lange Marsch ist auch eine Erklärung, die Philosophie von Abdullah Öcalan zu akzeptieren und zu unterstützen. Die Selbstverteidigung ist Teil der natürlichen Reflektion eines Volkes, um seine universellen Werte zu schützen. Diese Werte sind Demokratie in einer vielfältigen Gesellschaft, Selbstverwaltung, Freiheit für Frauen, Freiheit der direkten Teilnahme an politischen Plattformen und eine ökologische Gesellschaft. Die Ideen Öcalans, wie diese Werte in einer Gesellschaft erreicht werden können, wird auch von Internationalist*innen als ihr eigenes Lösungsmodell betrachtet. Diese Lösungen und Ideen zu verteidigen, ist eine Form der Selbstverteidigung, weil sie der Meinung sind, dass nur so Gerechtigkeit in einer Gesellschaft erreicht werden kann. Selbstverteidigung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Wir müssen darüber diskutieren, wie dies geschehen kann.