Karayilan: Wir lassen die Besatzung Südkurdistans nicht zu
Solange es die Guerilla gibt, kann der türkische Staat Südkurdistan nicht besetzen, erklärt Murat Karayilan zur aktuellen Militärinvasion in Xakurke.
Solange es die Guerilla gibt, kann der türkische Staat Südkurdistan nicht besetzen, erklärt Murat Karayilan zur aktuellen Militärinvasion in Xakurke.
Murat Karayilan, Mitglied des Exekutivkomitees der PKK und Kommandant des Hauptquartiers der Volksverteidigungskräfte, hat sich im Radiosender Dengê Welat zur Besatzung Südkurdistans durch den türkischen Staat geäußert:
„Der türkische Staat verfolgt das Konzept, alle strategisch wichtigen Orte einzunehmen und darüber die Macht über Südkurdistan zu gewinnen. Dass es dieses Konzept gibt, bedeutet jedoch nicht, dass es sich sofort umsetzen lässt. Dafür reicht die Kraft des Feindes nicht aus. Es soll Schritt für Schritt umgesetzt werden. Das türkische Militär hat Şekîf eingenommen, dahinter liegen die Gebiete Gelişim, Qebra Zahir, Şehîd Ahmet, Şehîd Bêrîtan und schließlich Xinêre, in denen die Guerilla präsent ist. Es ist nicht so, dass der Feind ganz Xakurke besetzt und alles dem Erdboden gleichgemacht hat. Er will sich zunächst auf diesen leeren Berggipfeln festsetzen, weil er langfristig bleiben möchte. Im Moment hat er das Gebiet von der Arê-Schlucht bis hinter Ermuş sowie den Şekîf und einige daneben liegende Gipfel eingenommen. Vor ein paar Tagen hat auf dem hinter Ermuş liegenden Tepê Şehîd Sarya eine Guerillaaktion stattgefunden. Diese Orte liegen hinter Şekîf, aber die Guerilla ist dort weiterhin aktiv. Daher kann sich der Feind nicht so bewegen, wie er es gerne tun würde. Sobald er sieht, dass sich die Guerilla nähert, lässt er Aufklärungsflugzeuge und Hubschrauber aufsteigen, um sich mit seiner Luftwaffe zu schützen. Ohne die Luftunterstützung könnte sich kein Soldat dort halten, die Guerilla würde sie sofort beiseite fegen.
Die Guerilla leistet Widerstand gegen die Absicht des türkischen Staates, ganz Kurdistan zu besetzen. Der Feind kann nicht einfach an jeder gewünschten Stelle eindringen. Ich sage das, weil es manchmal zu Kommentaren kommt, als ob der Feind von einer Seite eindringen und sofort auf der anderen Seite wieder herauskommen würde. Über diese Stärke verfügt der türkische Staat jedoch nicht. Deshalb setzt er darauf, die kurdischen Organisationen in Südkurdistan gegeneinander aufzuhetzen, sie darüber zu schwächen und auf diese Weise voranzukommen.
Der türkische Staat weiß, dass er nicht weiterkommt, solange es den Guerillawiderstand gibt. Die Guerilla ist nicht weiter als einen Kilometer vom Feind entfernt, sie ist ständig um ihn herum. Welche Stelle er auch eingenommen hat, die Guerilla ist trotzdem da. Deshalb ist es nicht so einfach, Südkurdistan zu besetzen. Der türkische Staat weiß, dass er eine schwere Niederlage erleiden würde, wenn er in kurzer Zeit den ganzen Süden besetzen wollte. Die Generäle wissen das genau. Deshalb wollen sie immer nur eine Stelle besetzen und Stück für Stück weiterkommen.
Bei der jetzigen Offensive sind Şekîf und die Arê-Schlucht besetzt worden. Diese Gegend hat der Feind bewusst ausgewählt, weil er wusste, dass die Guerilla hier keine fundierten Vorbereitungen getroffen hat. Wäre die entsprechende Infrastruktur vorbereitet worden, hätte der Feind sich hier nicht so bequem niederlassen können. Aber wir sind die Guerilla, für uns ist es nicht wichtig. Der Feind kann kommen und sich an einigen Stellen niederlassen. Wenn wir mit der neuen Kampfweise der Guerilla kämpfen, mit professionellen Einheiten und verschiedenen Taktiken, können wir den Feind lähmen. Wir können jede feindliche Offensive aufhalten. Die Guerilla in Xakurke bemüht sich in dieser Hinsicht, ob diese Bemühungen besonders gut oder schlecht sind, kann ich nicht sagen. Am wichtigsten sind die langfristigen Vorbereitungen, die zurzeit getroffen werden.
Unser gesamtes Volk und insbesondere die Menschen in Südkurdistan müssen wissen, dass wir als PKK und HPG eine Besatzung durch den türkischen Staat nicht zulassen werden. Wir führen hier einen strategischen Kampf. Es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen Krieg. Der Feind hat die rote Linie, die strategischen Stellen noch nicht erreicht. Sollte er sich nähern, wird der Krieg größer werden. Dafür gibt es Vorbereitungen. Mehr will ich jetzt nicht dazu sagen, aber wir sind entschlossen, einen Widerstand von historischer Tragweite zu leisten und einen großen Sieg gegen den türkischen Staat zu erkämpfen. Das ist unser Plan und er ist uns sehr ernst.
Wer dazu in der Lage ist, sollte uns unterstützen. Vor allem die Bevölkerung Südkurdistans sollte Unterstützung leisten. Wer uns nicht unterstützt, sollte zumindest nicht versuchen, uns aufzuhalten. Der türkische Geheimdienst MIT sammelt überall Informationen über uns, um sie für Luftangriffe zu benutzen. Niemand sollte dem Feind, dem eigenen Mörder, Informationen liefern. Alle sollten Position gegen diejenigen beziehen, die sich vom türkischen Staat zu Agenten machen lassen. Wenn die Bevölkerung hinter uns steht, werden wir den Feind im Zap und in Xakurke kleinkriegen.
Unser Projekt der Neustrukturierung ist in dieser Zeit sehr wichtig. Dieses Projekt läuft seit einem Jahr und beinhaltet die Überwindung klassischer Guerillamethoden. Mit kleinen, mobilen und halbautonomen Einheiten wird der Kampf ausgeweitet. Dafür gibt es bereits konkrete Beispiele aus der Praxis. Ein Beispiel ist die Bêzok-Aktion in Avaşîn. An einem Ort, an dem der Feind sehr präsent war, hat ihm die Guerilla mit koordinierten Einheiten mitten am Tag einen vernichtenden Schlag versetzt und sechs Waffen erobert. Je mehr diese Weise professionalisiert wird, desto größer wird die Schlagkraft sein. Aktive Verteidigung ist die beste Verteidigung. Wer ständig in Aktion ist, strengt den Feind an und sichert die eigenen Kräfte.“