IS-Mitglied erzählt über Zusammenarbeit zwischen IS und Türkei

Serie Teil 3: „Alle Materialien kamen aus der Türkei. Wir bauten Raketen, Mörser und Patronenvorrichtungen, Spezialläufe erhielten wir aus der Türkei ...“

Die Nachrichtenagentur ANHA konnte ein Interview zu den Abkommen zwischen dem Islamischen Staat (IS) und der Türkei mit dem von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangen genommenen bahrainischen Dschihadist Eyub Mihemed Mirbati führen. Er hatte sich zuvor den QSD ergeben und berichtet nun über das Netzwerk, dass zwischen der Türkei und dem IS aufgebaut worden ist.

Der 1996 geborene Eyub Mihemed Mirbati ist mit einer syrischen Frau verheiratet und beim IS unter dem Namen Qisure El Bahreyni bekannt. Er stammt aus einer moderaten Familie und trat im Alter von 16 Jahren dem IS bei. Er hatte in Bahrein einen Propagandisten des IS unter dem Namen Ebu Eli El-Türkistani aus Turkistan kennengelernt. Mirbati gibt zu El Türkistani an: „Ebu Eli El-Türkistani erzählte von den Grausamkeiten des syrischen Regimes und zeigte uns viele Videos, auf denen Zivilisten ermordet wurden. Kurze Zeit darauf bin ich in die Türkei gegangen um dem IS beizutreten.“

Das Netzwerk des IS in der Türkei

Mirbati erzählt uns, dass die Türkei der einzige Übergang war, um dem IS beizutreten. Deswegen sei er in die Türkei gereist. In der Türkei gab es eine Menge Menschen die dem IS halfen, selbst der türkische Geheimdienst und die Sicherheitskräfte, Dschihadisten zum IS über die Grenze nach Syrien zu bringen. „El Türkistani hat mich an einen Mihemed Bin Eli weitergeleitet, der für die Koordination in der Türkei sorgte“, so Mirbati.

Zu seiner Reise in die Türkei und den Netzwerken dort erklärt Mirbati: „Ich traf mich mit ihm [Mihemed Bin Eli], alles in der Türkei war bereit. Ich habe mein Flugticket in die Türkei bekommen und den Flughafen in Istanbul erreicht.“ Dort habe er mit IS Mihemed Ebu Eli gesprochen und der habe ihn mit einem Privatauto ins Heran Hotel geschickt. „Danach kam er selbst ins Hotel. Am Anfang hatte ich geglaubt, dass ich der einzige bin, der dem IS beitritt, aber anschließend kamen sehr viele ins Hotel. Sie alle hatten lange Bärte, die IS-Mitglieder waren äußerst entspannt. Es gab hier auch Frauen und Kinder auf dem Weg nach Syrien, sie alle bewegten sich sehr entspannt.“

Seinen Grenzübertritt beschreibt er dann Folgend: „Nachdem wir das Hotel verlassen hatten, brachte ein Koordinator uns vor aller Augen in ein Haus in der Nähe der syrischen Grenze. Der Hausbesitzer arbeitete mit dem IS zusammen. Es gibt in der Türkei ein großes IS-Netzwerk und sie alle arbeiten, um den IS zu unterstützen. Es gab hier keine türkischen Soldaten oder Sicherheitskräfte. Frauen waren auch unter uns. Wir fuhren mit einem Auto nach Syrien und wurden in Syrien in der zu Gire Spi gehörigen Gemeinde Siluk in einem Gästehaus untergebracht. Unser Grenzübertritt war so, als wenn man von einem Zimmer ins andere geht.“

Die Abkommen zwischen Türkei und IS

Nachdem Mirbati in der Nähe des Baath-Staudamms im Westen von Raqqa seine religiöse und militärische Ausbildung erhalten hatte, wurde er an einem Kontrollpunkt in der der Nähe von Serêkanîye eingesetzt. Danach kämpfte er in einer Artillerie- und Raketeneinheit. Mirbati berichtet, wie dem IS Sprengstoff zur Verfügung gestellt wurde: „Alle Materialien kamen aus der Türkei. Wir bauten Raketen, Mörser und Patronenvorrichtungen, Spezialläufe erhielten wir aus der Türkei. Materialen wie Pulver und TNT wurde uns aufgrund einer Vereinbarung mit der Türkei zur Verfügung gestellt. Es gab auch ein Abkommen zum Ölverkauf zwischen dem IS und der Türkei. Die Beziehungen zwischen dem IS und dem Regime und der Freien Syrischen Armee (FSA) waren ebenfalls fest. Der IS erhielt außerdem über die FSA verschiedene Waffen von der Türkei und anderen Ländern, welche die FSA unterstützten.“

Dann berichtete er, dass IS-Vertreter ebenfalls regelmäßig in die Türkei reisten: „Manchmal reiste eine Delegation des IS in die Türkei und traf sich mit den dortigen Verantwortlichen. Auf den Treffen zwischen dem IS und Verantwortlichen des türkischen Staates wurde darüber gesprochen, dass es auf den Durchreisewegen der „Mudschaheddin“ keine Hindernisse von Seiten der Türkei gebe und dass außerdem die Verletzten IS-Kämpfer in Privatkliniken in der Türkei behandelt würden. Alle verletzten IS-Mitglieder sind in Privatkliniken in der Türkei behandelt worden, das weiß jeder und dass ist beim IS kein Thema, das Erstaunen auslösen würde.“

Mirbati erzählt, dass er gemerkt hatte, dass der IS nicht nach dem islamischen Glauben agiere sondern ein Instrument der Unterdrückung sei. Er habe es bereut, sich den Dschihadisten, die er nun „Lügner“ nennt, angeschlossen zu haben. Er floh mit Hilfe einer Person aus Syrien zu den QSD und ergab sich ihnen.

ANHA | ALAN ROJ

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